Weniger Spiele gezeigt, trotzdem mehr Zuschauer gewonnen. So fällt das Fazit vom Münchener Pay-TV-Sender Sky zur vergangenen Bundesliga-Saison aus. Unternehmenssprecher Ralf Fürther ist glücklich über die vergangene Spielzeit.
"Es war die erfolgreichste von Sky überhaupt."
Im Schnitt waren es 3,9 Millionen Zuschauer pro Spieltag - und das ist nur die lineare Quote. Mit On-Demand-Angeboten und Fans in den Sportbars erreichte Sky nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Menschen an den Wochenenden. Grund zur Freude, aber: Sky ist nicht mehr alleine in diesem Geschäft.
"Man braucht, wenn man alle Spiele sehen will, zwei Abonnements. Und das wird auch sicherlich in der Zukunft so bleiben."
Eurosport - vor allem sachliche Analyse
Das Kartellamt hat 2017 entschieden: Es darf nicht nur einen Anbieter für Live-Spiele in der Liga geben. Seitdem überträgt Eurosport 40 Partien sowie die Relegation. Gernot Bauer, Sportchef bei Eurosport, nennt zwar keine Zahlen, zieht aber auch ein positives Fazit.
"Ich bin sehr zufrieden, mit dem was letztes Jahr geschaffen wurde. Und ich glaube, wir haben unsere Nische in dieser Bundesliga gefunden."
Wie Eurosport diese Nische besetzt, beschrieb Moderator Jan Henkel in einem Interview mit dem Fußball-Podcast Rasenfunk.
"Meine Erfahrung war auch, dass dieses Verständnis dessen, was auf dem Platz passiert, nicht mehr so da ist. Und das ist das grundsätzliche Konzept: Lasst uns den aktuellen Fußball doch mal wieder erklären."
Für Eurosport geht es vor allem um sachliche Analyse.
Sammers Urteile können auch drastisch sein
Dafür steht Matthias Sammer als Experte. Trotzdem können seine Urteile sehr drastisch ausfallen - wie hier am Beispiel des Hamburger SV.
"Die haben dann ja umgestellt auf 4-3-3 und haben es dadurch ein bisschen besser kontrolliert. Aber ich bin deshalb sauer, weil, wenn eine Mannschaft nicht im Rhythmus ist – einverstanden. 0:0, wieder Sicherheit, einen Punkt holen. Aber nicht, wenn du so gut gespielt hast, mit Angriffspressing, wie wir es analysiert haben, und dann hier so auftrittst, dann ist das für mich für die Bundesliga zu wenig."
Sammers Analysen passen perfekt zu Eurosport, findet Sportchef Bauer, denn genau das sei in der Vergangenheit zu kurz gekommen. Für ihn gilt, es ist nicht immer das Spektakuläre, was spannend ist.
Sky - Fußball als Unterhaltung
Sky bewertet den Fußball im Gesamtzusammenhang dagegen anders - nämlich als Unterhaltung, sagt Sendersprecher Fürther.
"Der Fußball ist Teil des Entertainment-Business, und im Studio darf man ein Spiel dann ein bisschen reißerischer anmoderieren. Es soll den Zuschauern ja auch gefallen und das ist auch Teil des Geschäfts."
Sky zeigt die restlichen 266 Bundesliga-Spiele und sendet an Samstagen teilweise mehr als sechs Stunden live. Deshalb ist der Ton generell locker, auch bei der Analyse. Das dürfte vor allem den Fans entgegenkommen, die nicht jedes taktische Detail verstehen oder verstehen wollen. Auch boulevardjournalistische Elemente gehören seit Jahren dazu.
Hier ein älterer Ausschnitt mit Moderator Patrick Wasserziehr: "Uli Hoeneß hat unter anderem gesagt, Lothar hat sich zuletzt mehr mit Frauen beschäftigt. Jetzt diskutiert er über neue Spieler beim FC Bayern. Da hat er offensichtlich sein Jagd-Feld gründlich geändert. Verkennt Uli Hoeneß Ihre wahren Talente?"
Lothar Matthäus als "Experte, der klar seine Meinung sagt"
Besagter Lothar ist Lothar Matthäus und Teil der Sky-Expertenrunde. Er hat in der vergangenen Saison vor allem mit Kritik an Ex-Nationalspieler Per Mertesacker für Aufsehen gesorgt. Mertesacker hatte zuvor erklärt, er habe große Probleme, mit dem psychischen Druck im Profi-Fußball umzugehen. Die Art und Weise, wie Matthäus Mertesacker dafür kritisierte, bezeichnete "Spiegel Online" in einem Kommentar als "stumpfen Populismus".
Trotzdem sagt Sky-Mann Fürther: "Lothar Matthäus ist aus meiner Sicht der beste Experte, der klar seine Meinung sagt. Und genau das wollen wir. Dass nicht jedem immer jede Aussage gefällt, damit müssen die Kollegen leben, damit müssen wir als Sender leben."
Die Sender sprechen also künftig vor allem zwei Arten von Fans an. Eurosport diejenigen, die ein Spiel sehen und verstehen wollen. Und Sky solche, für die Fußball vor allem Unterhaltung ist. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Profile weiter geschärft werden. Am Geschlechterverhältnis ändert sich in Zukunft auf jeden Fall nichts: Dass auch mal eine Expertin im Studio sitzt, planen beide Sender derzeit nicht.