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Start der Fußball-Bundesliga der Frauen
Mehr Sichtbarkeit und gefestigte Strukturen

Die Frauen-Bundesliga ist in die Saison gestartet. Viele Teams profitieren mittlerweile von starken Infrastrukturen. Zuletzt hatte sich die wirtschaftliche Lage aufgrund der Corona-Pandemie und fehlender Zuschauereinnahmen allerdings zugespitzt - auch international ist die Luft dünner geworden.

Von Constantin Eckner | 28.08.2021
Die Spielerinnen vom FC Bayern München jubeln nach Spielende über den Sieg und über die Deutsche Meisterschaft mit der Meisterschale.
Die Frauen des FC Bayern München haben sich in den letzten Jahren als Top-Mannschaft im Frauenfußball etabliert (picture alliance/dpa | Peter Kneffel)
Die Verantwortlichen der Frauen-Bundesliga waren vor dem Start der neuen Spielzeit frohen Mutes. "Für uns alle ist es total wichtig, dass die Sichtbarkeit, die Wahrnehmung jetzt mit der neuen Präsenzstufe, so möchte ich das mal nennen, gewährleistet ist", sagte Siggi Dietrich, der Vorsitzende des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen, bei der offiziellen Auftakt-Pressekonferenz.
Vor kurzem konnte der DFB sicherstellen, dass alle 132 Bundesligapartien dieser Saison live auf Magenta Sport übertragen werden - die jeweilige Top-Partie des Spieltags wird sogar als Zusammenfassung in der Sportschau gezeigt. "Ich glaube, dass das ein total wichtiger Schritt war. Und wir können mit Top-Argumenten auf weitere Sponsoren und Partner zugehen."

Überschaubare Fernsehgelder und wenige Premiumsponsoren

Die Stimmung könnte also besser nicht sein? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Obwohl die deutsche Bundesliga als einzige Frauenfußball-Liga in Europa den Spielbetrieb während der Pandemie regulär fortsetzen konnte, hatten die Teams mit wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen. Die Ticketeinnahmen fielen komplett weg, die Fernsehgelder sind weiterhin überschaubar, die Zahl der Premiumsponsoren immer noch ausbaufähig.
Die deutschen Fußballerinnen nach dem Sieg gegen Nigeria bei der FIFA Frauen WM in Grenoble
Mehr Aufmerksamkeit für den Frauenfußball
Der Frauenfußball ringt um mehr Aufmerksamkeit. Carina Sophia Linne vom Zentrum für deutsche Sportgeschichte sagte im Dlf, dass auch die Medien ihren Beitrag dazu leisten müssten.
Da half es, dass sich die meisten Teams mittlerweile unter den Dächern größerer Klubs befinden. Das sagt Bianca Rech, die Sportdirektorin der FC Bayern München Frauen, dazu: "Was die Planungen generell in dem Corona-Jahr betraf, war es so, dass wir sehr frühzeitig geplant haben und auch mit unseren damaligen Neuzugängen auch abgeschlossen hatten. Das hat uns vieles vereinfacht. Das wäre zu einem späteren Zeitpunkt auch schwieriger geworden. Grundsätzlich bin ich natürlich sehr, sehr froh, dass wir, dass wir ein Teil des FC Bayern München sind und somit durch die Corona-Pandemie ohne großen Schaden davongekommen sind."
Bundesligaspiel von FC Bayern München Frauen gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 30.05.2020 in München.
Fußball-Bundesliga der Frauen - Vermarktung zweiter Klasse
Die Frauen-Bundesliga wird von ihren Medienpartnern teilweise stiefmütterlich behandelt. Spiele werden kurzfristig aus dem Programm genommen. Das schadet der Bundesliga, die ohnehin an Stellenwert verloren hat.

Bayern, Hoffenheim und Wolfsburg

Das Gesicht der Liga hat sich seit der Einführung der Eingleisigkeit 1997 erheblich verändert. Der deutsche Frauenfußball ist heute auf höchstem Niveau nicht nur um einiges professioneller und erfährt zumindest etwas mehr mediale Aufmerksamkeit, auch die Namen der Bundesligisten sind andere.
Ende der Neunzigerjahre setzte sich die Liga noch mehrheitlich aus Vereinen zusammen, die vor allem aufgrund ihrer Frauenteams nationale Bekanntheit errangen. In der Abschlusstabelle der vergangenen Saison standen hingegen der FC Bayern, der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim ganz oben.

Die Männer-Klubs drängen in den Frauenfußball

Theoretisch könnte so auch die Tabelle der Männer-Bundesliga aussehen. Immer mehr etablierte Klubs aus der Welt des Männerfußballs haben sich in der Frauen-Bundesliga einen Platz gesichert. Das hängt zum einen damit zusammen, dass sich Vereine wie der siebenmalige deutsche Meister 1. FFC Frankfurt dafür entschieden haben, Teil eines größeren Klubs – in diesem Fall von Eintracht Frankfurt – zu werden. Zum anderen investieren große Namen wie Borussia Dortmund und RB Leipzig nun auch in den Frauen-Fußball und streben schon bald gen Bundesliga.
Spielzene beim Halbfinale der Frauen Champions League zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Barcelona. 
"Männer-Klubs sind keine Erfolgsgarantie"
Die internationale Konkurrenz für die Fußball-Frauen des VfL Wolfsburg werde größer, sagt Ralf Kellermann im Dlf. Das zunehmende Engagement von Männerklubs sei aber keine Erfolgsgarantie, sagte der Sportdirektor.
Siggi Dietrich, seines Zeichens an der Fusion zwischen Eintracht und 1. FFC Frankfurt beteiligt, begrüßt das. Eine Vergrößerung der Liga sei nur noch eine Frage der Zeit: "Die steht weit vorn in unserem Perspektivkatalog. Einmal natürlich, weil sich der eine oder andere für die Zukunft aufdrängt. Je mehr Top-Namen in der Liga sind, umso attraktiver ist sie. Das ist ganz klar. Weil da ja auch viele Fans mitgezogen werden und die Aufmerksamkeit noch einmal zusätzlich steigt."

International ist die Luft dünn

International ist die Luft für die deutschen Teams aktuell ein wenig dünn. Deutschland ist mit neun Titeln weiterhin Rekordhalter in der Champions League. Allerdings liegt der letzte Gewinn bereits sechs Jahre zurück. Gerade in England floriert aufgrund hoher TV-Gelder der Transfermarkt. Der Rekordwechsel von Pernille Harder vom VfL Wolfsburg zum englischen Meister Chelsea für rund 300.000 Euro vor einem Jahr könnte ein neues Zeitalter einläuten.
Ob die hiesige Bundesliga da mithalten kann, das wird sich erst noch zeigen. Doch Verantwortliche wie Bianca Rech bleiben optimistisch: "Ich glaube, da müssen wir uns in Deutschland nicht verstecken. Wir haben sehr viele junge Spielerinnen mit viel Potenzial. Und wir wachsen gerade wieder. Ich freue mich auf die neue Saison, weil ich schon der Meinung bin, dass wir einen Schritt weitergehen."
Die deutschen Spielerinnen Lina Magull (links) und Giulia Gwinn gehen nach der Niederlage gegen Schweden enttäuscht über den Rasen.
Frauenfußballerin Magull - "Der Frauenfußball kommt des Öfteren zu kurz"
Nationalspielerin Lina Magull hat die schlechte Vermarktung des Frauenfußballs in Deutschland kritisiert. Es gebe innerhalb des DFB klare Prioritäten für den Männerfußball, sagte sie im Dlf.