Die Verantwortlichen der Frauen-Bundesliga waren vor dem Start der neuen Spielzeit frohen Mutes. "Für uns alle ist es total wichtig, dass die Sichtbarkeit, die Wahrnehmung jetzt mit der neuen Präsenzstufe, so möchte ich das mal nennen, gewährleistet ist", sagte Siggi Dietrich, der Vorsitzende des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen, bei der offiziellen Auftakt-Pressekonferenz.
Vor kurzem konnte der DFB sicherstellen, dass alle 132 Bundesligapartien dieser Saison live auf Magenta Sport übertragen werden - die jeweilige Top-Partie des Spieltags wird sogar als Zusammenfassung in der Sportschau gezeigt. "Ich glaube, dass das ein total wichtiger Schritt war. Und wir können mit Top-Argumenten auf weitere Sponsoren und Partner zugehen."
Überschaubare Fernsehgelder und wenige Premiumsponsoren
Die Stimmung könnte also besser nicht sein? Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Obwohl die deutsche Bundesliga als einzige Frauenfußball-Liga in Europa den Spielbetrieb während der Pandemie regulär fortsetzen konnte, hatten die Teams mit wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen. Die Ticketeinnahmen fielen komplett weg, die Fernsehgelder sind weiterhin überschaubar, die Zahl der Premiumsponsoren immer noch ausbaufähig.
Da half es, dass sich die meisten Teams mittlerweile unter den Dächern größerer Klubs befinden. Das sagt Bianca Rech, die Sportdirektorin der FC Bayern München Frauen, dazu: "Was die Planungen generell in dem Corona-Jahr betraf, war es so, dass wir sehr frühzeitig geplant haben und auch mit unseren damaligen Neuzugängen auch abgeschlossen hatten. Das hat uns vieles vereinfacht. Das wäre zu einem späteren Zeitpunkt auch schwieriger geworden. Grundsätzlich bin ich natürlich sehr, sehr froh, dass wir, dass wir ein Teil des FC Bayern München sind und somit durch die Corona-Pandemie ohne großen Schaden davongekommen sind."
Bayern, Hoffenheim und Wolfsburg
Das Gesicht der Liga hat sich seit der Einführung der Eingleisigkeit 1997 erheblich verändert. Der deutsche Frauenfußball ist heute auf höchstem Niveau nicht nur um einiges professioneller und erfährt zumindest etwas mehr mediale Aufmerksamkeit, auch die Namen der Bundesligisten sind andere.
Ende der Neunzigerjahre setzte sich die Liga noch mehrheitlich aus Vereinen zusammen, die vor allem aufgrund ihrer Frauenteams nationale Bekanntheit errangen. In der Abschlusstabelle der vergangenen Saison standen hingegen der FC Bayern, der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim ganz oben.
Die Männer-Klubs drängen in den Frauenfußball
Theoretisch könnte so auch die Tabelle der Männer-Bundesliga aussehen. Immer mehr etablierte Klubs aus der Welt des Männerfußballs haben sich in der Frauen-Bundesliga einen Platz gesichert. Das hängt zum einen damit zusammen, dass sich Vereine wie der siebenmalige deutsche Meister 1. FFC Frankfurt dafür entschieden haben, Teil eines größeren Klubs – in diesem Fall von Eintracht Frankfurt – zu werden. Zum anderen investieren große Namen wie Borussia Dortmund und RB Leipzig nun auch in den Frauen-Fußball und streben schon bald gen Bundesliga.
Siggi Dietrich, seines Zeichens an der Fusion zwischen Eintracht und 1. FFC Frankfurt beteiligt, begrüßt das. Eine Vergrößerung der Liga sei nur noch eine Frage der Zeit: "Die steht weit vorn in unserem Perspektivkatalog. Einmal natürlich, weil sich der eine oder andere für die Zukunft aufdrängt. Je mehr Top-Namen in der Liga sind, umso attraktiver ist sie. Das ist ganz klar. Weil da ja auch viele Fans mitgezogen werden und die Aufmerksamkeit noch einmal zusätzlich steigt."
International ist die Luft dünn
International ist die Luft für die deutschen Teams aktuell ein wenig dünn. Deutschland ist mit neun Titeln weiterhin Rekordhalter in der Champions League. Allerdings liegt der letzte Gewinn bereits sechs Jahre zurück. Gerade in England floriert aufgrund hoher TV-Gelder der Transfermarkt. Der Rekordwechsel von Pernille Harder vom VfL Wolfsburg zum englischen Meister Chelsea für rund 300.000 Euro vor einem Jahr könnte ein neues Zeitalter einläuten.
Ob die hiesige Bundesliga da mithalten kann, das wird sich erst noch zeigen. Doch Verantwortliche wie Bianca Rech bleiben optimistisch: "Ich glaube, da müssen wir uns in Deutschland nicht verstecken. Wir haben sehr viele junge Spielerinnen mit viel Potenzial. Und wir wachsen gerade wieder. Ich freue mich auf die neue Saison, weil ich schon der Meinung bin, dass wir einen Schritt weitergehen."