Der einzige Raum des Werkstattladens ist winzig. Auf dem Boden Computermonitore und gestapelte Festplatten. Eine junge Frau am Tresen klickt auf einem Laptop herum. Hinter ihr schraubt ein Mann eine Platine aus einem PC. Die Wand des Raumes ist im Blau des Firmenlogos gestrichen. "Ingenius", heißt die Firma, "informationstechnische Lösungen" bietet sie an. Das ist in Kuba eine enorme Herausforderung. Denn hier gibt es kaum Computerprodukte zu kaufen und der Zugang zum Internet ist sehr beschränkt. Gründer und Geschäftsführer Bernardo Romero ist dennoch zufrieden.
"Ein guter Teil unserer Kunden sind Staatsfirmen, die wegen der Qualität und Effizienz auf uns als privaten Dienstleister setzen. Das ist ein sehr interessanter Markt. Denn die großen Unternehmen in Kuba sind eben Staatsfirmen und deshalb sind es bedeutende Kunden."
Billig ist eine Reparatur nicht, sie kostet schnell mehr als 20 Dollar – ein durchschnittlicher Monatslohn. Und dennoch lohnt sie sich auch für Privatleute, weil es immer noch viel billiger ist als ein neues Gerät. Computer und Ersatzteile sind ohnehin schwer zu bekommen. Deshalb wird geschraubt und gelötet, so lange es geht.
Bernardo Romero ist 31 Jahre alt, ein schlaksiger Mann in Poloshirt und Nike-Turnschuhen. Nach seinem Studium hat er bei einem Staatsunternehmen gearbeitet. Dann absolvierte er ein MBA-Programm, das eine spanische Universität zusammen mit der katholischen Kirche anbot. Als Masterarbeit schrieb er seinen Businessplan. Bei Verwandten und Freunden sammelte er 2.000 Dollar ein, er baute eine Garage im Villenviertel Miramar in seinen Laden um und legte los. Das war vor zweieinhalb Jahren. Heute hat er fünf Angestellte.
"Das ist schon ein bisschen Science-Fiction, was wir hier machen"
Selbstständige Unternehmer gibt es in Kuba erst seit ein paar Jahren. Und nicht jeder darf als sogenannter "Cuentapropista" auf eigene Rechnung arbeiten. Auf der Liste der rund 200 erlaubten Tätigkeiten stehen fast nur nichtakademische Berufe. Softwareentwicklung und Webdesign sind eine Ausnahme. Und die weiß Romero zu nutzen.
"Das ist schon ein bisschen Science-Fiction, was wir hier machen. Wir haben kein Internet hier. Das heißt, wir programmieren alles offline. Und wenn eine Webseite dann fertig ist, dann gehen wir an einen Ort mit Internet und laden sie hoch. Das kostet uns viel Geld. Das sind die Bedingungen, unter denen wir hier arbeiten. Aber es funktioniert und wir sind international konkurrenzfähig."
Gerade verhandeln sie mit einer Agentur in den USA über zukünftige Projekte. Die niedrigen Lohnkosten sind dabei ein Standortvorteil. Um genügend qualifiziertes Personal zu haben, organisieren Romero und seine Kollegen eine eigene Ausbildungsreihe.
"Der Öffnungsprozess wird gut für beide Seiten sein"
Romero will das System in seinem Land nicht verteufeln, kritisch eingestellt war er aber schon immer. Deshalb setzt er jetzt auf den Wandel.
"Der Öffnungsprozess wird gut für beide Seiten sein, für uns und für die USA. In Kuba wird vor allem der Privatsektor stark profitieren. Wenn wir dann endlich richtig ans Netz angebunden werden, öffnet das uns das Tor zur Welt."
Gerne würde er dann mit seiner Firma die Insel fitmachen fürs Internet, WLan-Netzwerke aufbauen, Server einrichten. Und auf eine Sache freut sich Bernardo Romero jetzt schon: wenn er dann endlich online Spezialwerkzeuge und Ersatzteile besorgen kann.
"Ich glaube, dass ich in weniger als einem Jahr von zu Hause aus bei Amazon bestellen kann. Und wenn nicht, dann geht das Leben auch weiter und ich werde so weit es geht das Geschäft ausbauen.
Zumindest ist der Wettbewerb hier fair, weil die Konkurrenz dieselben Probleme hat. Unsere Strategie ist: Wir bereiten uns vor und sobald dann neue Möglichkeiten da sind, sind wir möglichst weit vorne mit dabei."
Zumindest ist der Wettbewerb hier fair, weil die Konkurrenz dieselben Probleme hat. Unsere Strategie ist: Wir bereiten uns vor und sobald dann neue Möglichkeiten da sind, sind wir möglichst weit vorne mit dabei."