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Start-ups in Berlin
Ein deutsches Silicon Valley

In Berlin entsteht auf einem alten Brauereigelände ein deutsches Silicon Valley, die "Factory". Rund 600 Entwickler, Firmengründer und Finanziers sollen hier in unmittelbarer Nähe zusammenkommen - denn kurze Dienstwege machen vieles einfacher. Google hat eine Million Euro investiert.

Von Philip Banse |
    Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) wird von den Geschäftsführern des Start-up-Zentrums "Factory Berlin", Simon Schäfer (r) und Udo Schloemer (l), über das Gelände in Berlin geführt.
    Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) wird von den Geschäftsführern des Start-up-Zentrums "Factory Berlin", Simon Schäfer (r) und Udo Schloemer (l), über das Gelände in Berlin geführt. (dpa/picture alliance/Bernd von Jutrczenka)
    Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit schneidet das Band durch, eröffnet heute bei drückender Hitze das Start-up-Zentrum Factory. In dem ehemaligen Brauereigebäude auf dem ehemaligen Mauerstreifen sollen auf 16.000 qm Startups, Gründer von Internet-Unternehmen zusammenkommen und gedeihen, sagt Mit-Gründer der Factory Simon Schaefer:
    "Anders als im Silicon Valley, wo das meiste mit Geld und Investitionen funktioniert - erfolgreiche Gründer haben ihren eigenen Fonds, investieren selber - funktioniert das in so einem frühen Ökosystem noch sehr stark darüber, dass man sich persönlich einbringt. Und die räumliche Nähe, die wir hier schaffen und die zusätzlichen Veranstaltungsflächen und Restaurants machen das natürlich noch mal sehr viel einfacher."
    600 Menschen sollen mal in der Factory arbeiten. 22 Unternehmen sind schon da: Die sechsköpfige Deutschland-Vertretung von Twitter etwa oder Soundcloud, eine Art YouTube für Töne und Musik. Auch die 6Wunderkinder wollen mit ihren 65 Mitarbeitern in de Factory ziehen. Die Produzenten einer populären iPhone-App gelten als das Berliner Vorzeige-Startup, weil sie als erstes deutsches Unternehmen Millionen vom US-Investor Sequoia einwarben, der in fast allen Internetriesen Geld investiert hat. Bendikt Lehnert von den 6Wunderkindern sagt, es sei kein Problem, fähige Mitarbeiter nach Berlin zu locken - nicht nur wegen der günstigen Mieten.
    Unternehmensform soll gesetzlich definiert werden
    Was Berlin ausmacht ist die Verbindung von Kunst, Design und Technologie und das gemixt mit diesem Spirit, den man hat, wenn alles noch frisch ist und man ganz neu anfängt. Wenn man sich andere Tech-Hubs anschaut weltweit, sind die schon sehr etabliert, die Prozesse und Beziehungen schon sehr fest und stark. Das hat man hier noch ganz frisch und das macht diese spezielle Energie von Berlin aus."
    In das Start-Up-Zentrum hätten er und seine Ko-Investoren 22 Millionen Euro investiert, sagt Simon Schaefer, Google habe eine Million investiert, aber staatliche Förderung hätten sie nicht in Anspruch genommen. Schäfer fordert, die Rahmenbedingungen für Startups in Deutschland zu verbessern. Zum einen gebe es immer noch nicht genug Internet-Bandbreite, zum anderen sollte die Unternehmensform Startup - ähnlich wie kleine und mittelständische Unternehmen - gesetzlich definiert und dann unterstützt werden:
    "Die Sachen, die Startups brauchen, sind öffentlich, zum Beispiel die Besteuerung von Mitarbeiter- und Beteiligungsprogrammen, das Arbeitsrecht, auch die Mehrwertsteuer ist zum Teil ein Problem bei Risikokapital finanzierten Unternehmen. Aber immer, wenn man sagt, man würde das gerne tun, sagen die, die das zu entscheiden haben: Ja, aber das kann ja nicht auch für den Supermarkt gelten. Deswegen sind wir der festen Überzeugung, wenn man den Begriff oder die Unternehmensform Startup als solche definieren würde, könnte man dann daran arbeiten, gezielte Verbesserungen der Rahmenbedingungen dann daran anzuhängen."