"Wir haben mit eigenem Kapital angefangen, uns teilweise auch mit Nebenjobs über Wasser gehalten. Dann aber auch schon ganz stark mit Kunden gearbeitet, und mit diesem Markt dann direkt Geld verdient."
Christoph Baier ist 28 und vor gut einem Jahr hat er es gewagt. Das von ihm gegründete Start-up "founderio" bietet Software-Lösungen für Unternehmensgründer an. Das soll helfen, Mentoren zu finden und auch schon frühzeitig Kooperationen vorzubereiten. Die ersten Schritte hin zu einem Start-up sind schwierig, sagt der studierte Wirtschaftsinformatiker Christoph Baier - und der heute vorgestellte Monitor der Branche untermauert dies: Über 80 Prozent der Gründer müssen zuerst auch eigene Ersparnisse in das Unternehmen stecken. Doch immerhin können Start-ups inzwischen auch zu gut einem Drittel auf staatliche Fördergelder zurückgreifen. Hier habe sich etwas bewegt, sagt Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen, der die heute vorgestellte Studie, den Start-up-Monitor, wissenschaftlich begleitet hat. Ein Start-up schafft derzeit im Schnitt 15 Arbeitsplätze, es sei der Mittelstand von morgen, sagt Kollmann, - und in der Zusammenarbeit mit dem traditionellen Mittelstand liege auch die Hauptentwicklungsperspektive:
"Ich glaube, dass der deutsche Mittelstand schon längst erkannt hat, dass er auf digitale Innovationen angewiesen ist. Und diese Innovationen kommen ja gerade von den Start-ups. Deswegen werden diese Kooperationen mit den Start-ups auch gesucht. Genau das ist die Chance, denn die Start-ups wiederum suchen den Zugang zu den Märkten. Daraus kann für den Standort Deutschland eine Super-Allianz werden - ein passender Schuh für alle."
Wirtschaft und Start-ups stärker zusammenbringen
Inzwischen würden überall in Deutschland Start-ups gegründet. Zwar sammeln sich die meisten jungen Firmen weiterhin in der Hauptstadt an, doch andere Regionen holen auf. Es gibt keinen schlechten Ort mehr für gute Ideen, sagt Florian Nöll, der Vorsitzende des Deutschen Start-up-Verbandes:
"Berlin war da lange der Vorreiter und ist unverändert stark. Es kommen aber neue Regionen hinzu. Andere in der Fläche werden stärker, beispielsweise Nordrhein-Westfalen. Wir sehen aber plötzlich auch Start-ups in Hannover oder Oldenburg. Das ist wichtig, weil wir es schaffen müssen, Start-ups mit der etablierten Wirtschaft stärker zusammenzubringen. Daraus müssen wir eine neue Wirtschaft schmieden. Die etablierte Wirtschaft ist aber nicht zwingend in Berlin ansässig, sondern zum Beispiel in Baden-Württemberg."
Inzwischen seien weibliche Gründer mit einem Anteil von rund 14 Prozent vertreten, vor zwei Jahren waren es noch knapp 11 Prozent.
Bundesverband fordert mehr Einsatz der Politik
Auffällig ist - die deutsche Start-up-Szene wird immer internationaler. In Berlin beispielsweise kommen 42 Prozent der Mitarbeiter aus dem EU-Ausland, im Bundesdurchschnitt sind es rund 30 Prozent. Und über 80 Prozent der jungen Unternehmen sehen ihre Zukunft vor allem in der Internationalisierung des Geschäfts. Die deutsche Politik müsse für solche Entwicklungen aber bessere Rahmenbedingungen bieten, sagt Verbandschef Florian Nöll. Er meint damit auch ganz grundsätzliche Erleichterungen:
"Englischsprachige Verwaltung, englischsprachige Formulare. Vom Bürgeramt bis zur Finanzmarktaufsicht BaFin muss das eigentlich jeder haben. Wen wir das hinbekommen, wäre uns ein großes Stück weitergeholfen."
Generell sei der Trend in der Start-up-Szene positiv - in diesem Jahr sammelten die Unternehmen bereits über eine Milliarde Euro externes Kapital ein, um ihre Ideen zu verwirklichen. 2017 sollen es dann schon rund 1,3 Milliarden Euro sein.