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Start von Republica/Media Convention Berlin
Die Liebe nach dem Hass

Bei der Republica und der gleichzeitig stattfindenden Media Convention reden bis Mittwoch etwa 8.000 Besucher aus mehr als 60 Ländern über Journalismus, Technik, Wirtschaft, Wissenschaft und Aktivismus im Netz. Dieses Mal geht es vor allem um Liebe - und wir sind dabei.

Von Stefan Fries und Michael Borgers |
    Love out loud: Das Motto der Republica 2017.
    Eine Teilnehmerin der Republica 2016, als es schwerpunktmäßig um Hass im Netz ging. (imago / Martin Müller)
    Die Republica ist zehn Jahre nach ihrer Gründung keine reine Konferenz von Internet-Nerds mehr. War sie 2007 mit etwa 700 Besuchern gestartet, musste sie schon bald in größere Räume ausweichen. In der Station Berlin, einem ehemaligen Postbahnhof am Gleisdreieck, werden diesmal etwa 8.000 Besucher erwartet. Mehr als 900 Redner halten Vorträge und Workshops und diskutieren über Themen rund ums Netz. Das hat im Vergleich zu 2007 heute so viele Bereiche des Lebens erfasst, dass die Republica inzwischen weniger eine Digitalkonferenz als vielmehr eine Gesellschaftskonferenz ist, wie es Gründer Johnny Haeussler von Anfang an vorhatte. Hier werden in vielen Facetten gesellschaftliche Themen besprochen, die eben auch im Netz stattfinden.
    Das zeigt sich auch in der Liste der Redner: Bundesinnenminister Thomas de Maizière führt einen netzpolitischen Dialog mit Constanze Kurz vom Chaos Computer Club und Markus Beckedahl, der 2015 wegen Veröffentlichungen auf seiner Seite netzpolitik.org wegen Landesverrats angeklagt werden sollte. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles spricht über die Zukunft der Arbeit. Mitbegründer Markus Beckedahl sprach im Vorfeld von der Republica als der "größten Konferenz in Europa, die Internet und Gesellschaft zusammendenkt". Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller eröffnete die Konferenz. Berlin stehe wie kein andere Stadt für Liberalität, für Offenheit und Toleranz, für Freiheit und Internationalität, betonte der SPD-Politiker.
    Gegenrede gegen den Hass
    "Love Out Loud" ist der Titel eines der Schwerpunktthemen - eine Abwandlung des Netzkürzels "Lough Out Loud". Während es im vorigen Jahr schwerpunktmäßig um Hass im Netz ging, wollen die Republica-Macher mit dem Schwerpunkt dieses Jahr eine Art Gegenrede führen gegen den Hass, der im Netz grassiert und durch Rechtspopulisten wie Pegida, die AfD und Propaganda-Seiten wie Breitbart befeuert wird. Den Auftakt der Reihe machte die Autorin Carolin Emcke, die im Herbst ihren Essay "Gegen den Hass" veröffentlicht hat und mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde und nun in Berlin über Grundsätze einer solidarischen Gesellschaft sprach.
    Vorher hatte bereits der türkische Journalist Can Dündar über die Lage der Pressefreiheit in seinem Heimatland gesprochen.
    Zum vierten Mal findet die Republica parallel zur Media Convention Berlin statt. Die Konferenz ist im Gegensatz zur Republica spezifischer auf Medien und Journalismus ausgerichtet. Diskutiert werden soll darüber, wie Plattformen, Medienkonzerne und Start-ups ihre Marken stärken, wie Meinungsvielfalt im Journalismus erhalten werden kann, wie künstliche Intelligenz und Algorithmen eingesetzt werden, wie wir durch Virtual Reality und Augmented Reality Medien in Zukunft erleben und wie Inhalte angesichts solcher veränderter Rezeptionsgewohnheiten und der Medienvielfalt überhaupt noch ein Publikum finden können.
    @mediasres berichtet am Montag, Dienstag und Mittwoch täglich live von Republica und Media Convention:
    • in unserer Sendung @mediasres um 15.35 Uhr
    • im Netz
    • und per Twitter unter @DLFmedien