Gerd Pasch: Herr Blumenthal, gibt es ein Vorbild für den Europäischen Forschungsrat?
Uli Blumenthal: Ja, das Vorbild für den Europäischen Forschungsrat ist ganz klar die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, eine Organisation, die über einen eigenen Etat verfügt, nach eigenen Gutachtersystemen arbeitet, Forschungsanträge bewertet, Gelder für Projekte und Forscher verteilt, und das alles autonom, ohne direkte Abhängigkeit von der Politik. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der erste ERC-Generalsekretär Ernst-Ludwig Winnacker heißt - er war bis Jahresende DFG-Präsident. Ihm zur Seite gestellt stehen 22 Mitglieder, ehrenamtlich arbeitende Spitzenforscher, darunter zwei deutsche Wissenschaftler: Christiane Nüsslein-Volhard, Nobelpreisträgerin, und Hans-Joachim Freund, ein physikalischer Chemiker. Dieses Gremium leitet strategisch die Geschicke des European Research Council. Der Etat ist auch nicht zu verachten: eine Milliarde Euro, das sind immerhin 14 Prozent des Etats von EU-Forschungskommissar Janez Potocnik. Und es ist eine der Vorgaben, wie auch heute immer wieder gesagt wurde, lediglich fünf Prozent sind in die Verwaltung zu stecken.
Pasch: Was kann denn bei diesem Etat ein Europäischer Forschungsrat bewirken, wo liegen seine Grenzen?
Blumenthal: Die Stichworte, die auch heute wieder gefallen sind, heißen Autonomie, Unabhängigkeit und Transparenz. Das heißt erstmal Selbstständigkeit der Wissenschaft bei der Schaffung von Exzellenzforschung in Europa. Die Wissenschaft selbst will nach eigenen Kriterien über die Mittelvergabe entscheiden, andererseits natürlich auch ganz klar Exzellenz als einziges Kriterium für die Forschungsförderung auf der EU-Ebene. Andererseits wird mit diesem Europäischen Forschungsrat erstmals auch Grundlagenforschung europaweit eigentlich strukturell und finanziell verankert - ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Unabhängigkeit bedeutet dabei Unabhängigkeit des Rates einmal von den Mitgliedstaaten selbst und andererseits von der EU-Verwaltung. Das dritte Wort, ganz wichtig, so habe ich es heute auch herausgehört, Transparenz: einmal im Forschungsrat selbst, dann andererseits beim Gutachtersystem, das über die Forschungsanträge entscheidet. Transparenz auch gegenüber dem Europäischen Parlament. Und der wichtigste Aspekt ist natürlich Transparenz gegenüber der Wissenschaft, gegenüber dem europäischen System Wissenschaft, was man ja mit dem ERC ins Leben rufen und international konkurrenzfähig etwa zu den USA machen wollte.
Pasch: Das klingt nach hehren Worten und Absichtserklärungen. Wo wird der Europäische Forschungsrat denn konkret?
Blumenthal: Konkret wird es eigentlich schon in diesen Tagen, denn junge Nachwuchswissenschaftler können sich bewerben um zwei Millionen Euro, die sie bekommen können für einige Jahre. Der ERC hat dieses Geld ausgelobt, um junge Spitzenforscher zu fördern. Die Anträge können noch bis 25. April 2007 gestellt werden. Voraussetzung ist, man hat promoviert. Das ist eines der konkreten Projekte, was man jetzt die erste Tat des ERC nennen könnte. Aber auch da wird sich zeigen, wie beispielsweise diese 22 ehrenamtlichen Gremienmitglieder miteinander klar kommen, wie gelingt es dem Generalsekretär Winnacker, diese Wissenschaftler unter einen Hut zu bringen, wie grenzt er sich von der EU oder möglichen Einflüssen der nationalen Forschungsminister ab, wie geht er um mit den Interessen und Widersprüchen, die aus der Wissenschaft kommen, und wie funktioniert dieses Gutachtersystem überhaupt, um Exzellenzforschung auf europäischer Ebene zu etablieren. Das ist die entscheidende Frage.
Uli Blumenthal: Ja, das Vorbild für den Europäischen Forschungsrat ist ganz klar die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG, eine Organisation, die über einen eigenen Etat verfügt, nach eigenen Gutachtersystemen arbeitet, Forschungsanträge bewertet, Gelder für Projekte und Forscher verteilt, und das alles autonom, ohne direkte Abhängigkeit von der Politik. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der erste ERC-Generalsekretär Ernst-Ludwig Winnacker heißt - er war bis Jahresende DFG-Präsident. Ihm zur Seite gestellt stehen 22 Mitglieder, ehrenamtlich arbeitende Spitzenforscher, darunter zwei deutsche Wissenschaftler: Christiane Nüsslein-Volhard, Nobelpreisträgerin, und Hans-Joachim Freund, ein physikalischer Chemiker. Dieses Gremium leitet strategisch die Geschicke des European Research Council. Der Etat ist auch nicht zu verachten: eine Milliarde Euro, das sind immerhin 14 Prozent des Etats von EU-Forschungskommissar Janez Potocnik. Und es ist eine der Vorgaben, wie auch heute immer wieder gesagt wurde, lediglich fünf Prozent sind in die Verwaltung zu stecken.
Pasch: Was kann denn bei diesem Etat ein Europäischer Forschungsrat bewirken, wo liegen seine Grenzen?
Blumenthal: Die Stichworte, die auch heute wieder gefallen sind, heißen Autonomie, Unabhängigkeit und Transparenz. Das heißt erstmal Selbstständigkeit der Wissenschaft bei der Schaffung von Exzellenzforschung in Europa. Die Wissenschaft selbst will nach eigenen Kriterien über die Mittelvergabe entscheiden, andererseits natürlich auch ganz klar Exzellenz als einziges Kriterium für die Forschungsförderung auf der EU-Ebene. Andererseits wird mit diesem Europäischen Forschungsrat erstmals auch Grundlagenforschung europaweit eigentlich strukturell und finanziell verankert - ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Unabhängigkeit bedeutet dabei Unabhängigkeit des Rates einmal von den Mitgliedstaaten selbst und andererseits von der EU-Verwaltung. Das dritte Wort, ganz wichtig, so habe ich es heute auch herausgehört, Transparenz: einmal im Forschungsrat selbst, dann andererseits beim Gutachtersystem, das über die Forschungsanträge entscheidet. Transparenz auch gegenüber dem Europäischen Parlament. Und der wichtigste Aspekt ist natürlich Transparenz gegenüber der Wissenschaft, gegenüber dem europäischen System Wissenschaft, was man ja mit dem ERC ins Leben rufen und international konkurrenzfähig etwa zu den USA machen wollte.
Pasch: Das klingt nach hehren Worten und Absichtserklärungen. Wo wird der Europäische Forschungsrat denn konkret?
Blumenthal: Konkret wird es eigentlich schon in diesen Tagen, denn junge Nachwuchswissenschaftler können sich bewerben um zwei Millionen Euro, die sie bekommen können für einige Jahre. Der ERC hat dieses Geld ausgelobt, um junge Spitzenforscher zu fördern. Die Anträge können noch bis 25. April 2007 gestellt werden. Voraussetzung ist, man hat promoviert. Das ist eines der konkreten Projekte, was man jetzt die erste Tat des ERC nennen könnte. Aber auch da wird sich zeigen, wie beispielsweise diese 22 ehrenamtlichen Gremienmitglieder miteinander klar kommen, wie gelingt es dem Generalsekretär Winnacker, diese Wissenschaftler unter einen Hut zu bringen, wie grenzt er sich von der EU oder möglichen Einflüssen der nationalen Forschungsminister ab, wie geht er um mit den Interessen und Widersprüchen, die aus der Wissenschaft kommen, und wie funktioniert dieses Gutachtersystem überhaupt, um Exzellenzforschung auf europäischer Ebene zu etablieren. Das ist die entscheidende Frage.