Die hohen Gründungsquoten der deutschen Startup-Szene, wie sie noch Anfang der 2.000er-Jahre erreicht wurden, sind inzwischen vorbei, was wohl auch mit dem derzeitigen Beschäftigungsrekord auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zusammenhängt. Doch natürlich wächst die Szene weiter und der heute vorgestellte Startup-Monitor zeigt viele positive Impulse.
Denn je Gründung werden durchschnittlich etwas als 13 Arbeitsplätze geschaffen und im kommenden Jahr sind Neueinstellungen von 7,5 Mitarbeitern pro Startup geplant. Für die wohl bald aus dem Amt scheidende Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries, SPD, Grund genug, bei der heutigen Vorstellung des Startup-Monitors dabei zu sein:
"Nicht nur, dass die Gründerszene in Berlin gerade das zweitmeiste Geld eingesammelt hat - direkt nach London und noch vor Paris. Da gibt es also eine Menge Gutes zu erzählen. Wir haben über zwei Milliarden frisches Geld zur Verfügung, und wir haben mit der KfW-Bank weitere Möglichkeiten einer Finanzierung geschaffen. Der dritte Hightech-Gründerfonds ist auf dem Weg."
"Hochschulen machen Gründer"
Überregional ist Berlin weiterhin der Ort mit der meisten Anziehungskraft für Unternehmensgründungen in diesem Bereich. Doch seit Jahren wachsen auch andere Bundesländer stark - wie beispielsweise Bayern oder auch Niedersachsen. Was oft mit der Bedeutung von Universitäten für die Gründerszene zusammenhängt: Im Startup-Monitor steht beispielsweise die Technische Universität München ganz oben auf der Liste, sie hat besonders viele Gründer hervorgebracht. Tobias Kollmann von der Universität Duisburg-Essen ist Mitverfasser der Studie:
"Hochschulen machen Gründer: Konkret: Vier von fünf Gründen kommen aus den Hochschulen heraus. Es gibt durchaus den Vorwurf, dass wir an den Hochschulen viel zu sehr für das Angestelltentum und viel zu wenig für das Unternehmertum ausbilden. Das ist auch schlicht und ergreifend wahr. Aus meiner Sicht gibt es hier den größten Hebel, um in Zukunft die Gründerszene in Deutschland noch zu verstärken."
Allerdings müsse auch in der Hochschulausbildung deutlich mehr auf Internationalität gesetzt werden. Beispielsweise durch englischsprachige Studiengänge. Denn über 80 Prozent der Startups planen eine Internationalisierung ihres Geschäfts - und fast ein Drittel der Mitarbeiter kommt aus dem Ausland, überwiegend aus EU-Staaten. Markteintrittsbarrieren zwischen den europäischen Staaten müssten abgebaut werden, so eine Kernbotschaft der Studie.
Gründer und herkömmliche Gewerbe könnten mehr kooperieren
Weiterhin verbessert werden müsse auch die Kooperation zwischen der Gründerszene und der herkömmlichen Industrie oder dem Handwerk. Hier gehe die Zusammenarbeit derzeit sogar etwas zurück, sagt Florian Nöll, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Startup-Verbands:
"Wir wünschen uns das Gegenteil. Gerade mit Blick auf Industrie 4.0 und entsprechende Entwicklungen brauchen wir den Schulterschluss zwischen Startups und Industrie. Bei dieser Kooperation geht es um Marktzugänge, dort sind die Kundenbeziehungen, die unsere Startups gerne für sich zugänglich machen wollen."
Die deutsche Gründerszene gewinne an Reife, hieß es heute in Berlin. Und damit das so bleibe, sollen Erkenntnisse aus dem Startup-Monitor auch bei den beginnenden Koalitionsgesprächen in Berlin eine Orientierung geben.