Baubeginn sollte im Herbst sein, doch ob der umstrittene türkische Ilisu-Staudamm am Tigris überhaupt gebaut werden kann, ist jetzt fraglich geworden. Wichtige Kredite aus Deutschland, Österreich und der Schweiz drohen zu platzen, weil die türkischen Behörden Umweltauflagen nicht erfüllten. Eine letzte Frist der europäischen Kreditversicherer zur Erfüllung der Auflagen läuft am 12. Dezember aus.
Der Tigris - noch fließt er tiefgrün und träge an der uralten Kleinstadt Hasankeyf vorbei, die seit tausenden Jahren hier steht. Grabmäler, Paläste und Gotteshäuser ragen auf den Klippen über dem Fluss auf und erinnern an ein Dutzend verschiedene Zivilisationen
Zwischen den Zeugnissen vergangener Jahrhunderte geht das Leben einer verschlafenen Kleinstadt seinen Gang. Aber wie lange noch? Wenn der Ilisu-Damm gebaut wird, dann wird Hasankeyf im Stausee versinken.
Im Landratsamt von Hasankeyf hat die türkische Wasserbaubehörde kürzlich ein Informationsbüro zum Staudammprojekt eröffnet - eine Reaktion auf die Kritik der europäischen Kreditversicherer, dass die Bevölkerung im Flutungsgebiet nicht ausreichend informiert werde. Eine Broschüre gibt es jetzt auch endlich - bisher allerdings nur ein einziges Heftchen für die ganze Stadt, bedauert der junge Angestellte im Informationsbüro, Mehmet Arif Ayhan:
"Da sollten eigentlich noch mehr kommen, aber wann, das weiß ich nicht."
Die Schautafeln aus der Broschüre hängen vergrößert und gerahmt an den Wänden des Büros. Auf bunt schraffierten Landkarten und Skizzen zeigt Mehmet Arif Ayhan, was geplant ist:
"Hier sehen Sie den Tigris, so wie er jetzt verläuft, und hier sieht man, welches Gebiet er fluten wird, wenn der Damm fertig ist. Wie man sieht, wird Hasankeyf dann unter Wasser sein."
Die Bewohner der Stadt sollen deshalb umgesiedelt werden, und zwar an einen Berghang auf der anderen Seite des Flusses. Auf den Karten ist auch der sogenannte Kulturpark schon eingezeichnet - dort sollen die Kulturdenkmäler aus Hasankeyf einen neuen Platz finden:
"Hier ist eingezeichnet, wo die Koc-Moschee hinkommen soll, hier die El-Rizk-Moschee, hier die alte Brücke, der Hamam, hier kommt das Zeynel-Bey-Grabmal hin, da das Imam-Abdullah-Ordenshaus, der Kleine Palast, und die Süleymaniye-Moschee - die werden alle im Kulturpark wieder aufgebaut."
Wie aber versetzt man eine jahrhundertalte Moschee oder eine mittelalterliche Brücke? Das wissen die türkischen Behörden offenbar auch nicht so recht. Nicht einmal Machbarkeitsstudien hätten sie bisher erstellt, kritisieren die Experten für Archäologie, die im Auftrag der europäischen Kreditversicherer den Schutz der Kulturgüter im Flutungsgebiet überwachen sollen.
Im Informationsbüro sind kleine Modelle von Häusern ausgestellt. Die Bewohner von Hasankeyf sollen sich hier ein Bild vom neuen Siedlungsort machen.
"Dieses erste Hausmodell hier, das ist 87 Quadratmeter groß und freistehend. Und hier das Modell Nummer Zwei, das hat 105 Quadratmeter, drei Zimmer und ein Wohnzimmer, das gefällt den Leuten immer am besten."
Die Menschen in den umliegenden Teehäusern sind davon nicht beeindruckt. Der Händler Ömer Güzel hat sich die Ausstellung angeschaut:
"Ein paar Modellhäuschen reichen nicht aus, um uns davon zu überzeugen, dass wir anständig umgesiedelt werden. Da würden wir gerne etwas mehr sehen."
Skeptisch sind auch die von den Kreditversicherern entsandten Umsiedlungsexperten. Trotz mehrfacher Nachfragen haben sie von den türkischen Behörden bisher nichts über die Umsiedlungspläne für Hasankeyf erfahren können. Ihr jüngster Bericht fällt vernichtend aus. Keinen Plan, keine Organisation und keine Koordination gebe es bei der Umsiedlung, stellen die Experten fest. Ihr Urteil - Zitat -: "Es reicht nicht, sich nur zu wünschen, dass die Umsiedlung richtig vorbereitet und durchgeführt wird."
Mehmet Arif Ayhan, der Angestellte des Informationsbüros, soll die Bewohner von Hasankeyf von dem Staudammprojekt überzeugen - ein Auftrag, an dem er verzweifelt:
"Sie sagen: Wenn wir morgen kommen und eine Umfrage machen, dann wollen wir hier keinen mehr sehen, der unzufrieden ist mit dem Projekt. Sorgt dafür, dass sie zufrieden sind. Aber wir warten noch immer auf die Informationen, die die Leute von uns wollen: wie sie entschädigt werden, was die neuen Häuser kosten sollen, das ist alles noch offen."
Der Tigris - noch fließt er tiefgrün und träge an der uralten Kleinstadt Hasankeyf vorbei, die seit tausenden Jahren hier steht. Grabmäler, Paläste und Gotteshäuser ragen auf den Klippen über dem Fluss auf und erinnern an ein Dutzend verschiedene Zivilisationen
Zwischen den Zeugnissen vergangener Jahrhunderte geht das Leben einer verschlafenen Kleinstadt seinen Gang. Aber wie lange noch? Wenn der Ilisu-Damm gebaut wird, dann wird Hasankeyf im Stausee versinken.
Im Landratsamt von Hasankeyf hat die türkische Wasserbaubehörde kürzlich ein Informationsbüro zum Staudammprojekt eröffnet - eine Reaktion auf die Kritik der europäischen Kreditversicherer, dass die Bevölkerung im Flutungsgebiet nicht ausreichend informiert werde. Eine Broschüre gibt es jetzt auch endlich - bisher allerdings nur ein einziges Heftchen für die ganze Stadt, bedauert der junge Angestellte im Informationsbüro, Mehmet Arif Ayhan:
"Da sollten eigentlich noch mehr kommen, aber wann, das weiß ich nicht."
Die Schautafeln aus der Broschüre hängen vergrößert und gerahmt an den Wänden des Büros. Auf bunt schraffierten Landkarten und Skizzen zeigt Mehmet Arif Ayhan, was geplant ist:
"Hier sehen Sie den Tigris, so wie er jetzt verläuft, und hier sieht man, welches Gebiet er fluten wird, wenn der Damm fertig ist. Wie man sieht, wird Hasankeyf dann unter Wasser sein."
Die Bewohner der Stadt sollen deshalb umgesiedelt werden, und zwar an einen Berghang auf der anderen Seite des Flusses. Auf den Karten ist auch der sogenannte Kulturpark schon eingezeichnet - dort sollen die Kulturdenkmäler aus Hasankeyf einen neuen Platz finden:
"Hier ist eingezeichnet, wo die Koc-Moschee hinkommen soll, hier die El-Rizk-Moschee, hier die alte Brücke, der Hamam, hier kommt das Zeynel-Bey-Grabmal hin, da das Imam-Abdullah-Ordenshaus, der Kleine Palast, und die Süleymaniye-Moschee - die werden alle im Kulturpark wieder aufgebaut."
Wie aber versetzt man eine jahrhundertalte Moschee oder eine mittelalterliche Brücke? Das wissen die türkischen Behörden offenbar auch nicht so recht. Nicht einmal Machbarkeitsstudien hätten sie bisher erstellt, kritisieren die Experten für Archäologie, die im Auftrag der europäischen Kreditversicherer den Schutz der Kulturgüter im Flutungsgebiet überwachen sollen.
Im Informationsbüro sind kleine Modelle von Häusern ausgestellt. Die Bewohner von Hasankeyf sollen sich hier ein Bild vom neuen Siedlungsort machen.
"Dieses erste Hausmodell hier, das ist 87 Quadratmeter groß und freistehend. Und hier das Modell Nummer Zwei, das hat 105 Quadratmeter, drei Zimmer und ein Wohnzimmer, das gefällt den Leuten immer am besten."
Die Menschen in den umliegenden Teehäusern sind davon nicht beeindruckt. Der Händler Ömer Güzel hat sich die Ausstellung angeschaut:
"Ein paar Modellhäuschen reichen nicht aus, um uns davon zu überzeugen, dass wir anständig umgesiedelt werden. Da würden wir gerne etwas mehr sehen."
Skeptisch sind auch die von den Kreditversicherern entsandten Umsiedlungsexperten. Trotz mehrfacher Nachfragen haben sie von den türkischen Behörden bisher nichts über die Umsiedlungspläne für Hasankeyf erfahren können. Ihr jüngster Bericht fällt vernichtend aus. Keinen Plan, keine Organisation und keine Koordination gebe es bei der Umsiedlung, stellen die Experten fest. Ihr Urteil - Zitat -: "Es reicht nicht, sich nur zu wünschen, dass die Umsiedlung richtig vorbereitet und durchgeführt wird."
Mehmet Arif Ayhan, der Angestellte des Informationsbüros, soll die Bewohner von Hasankeyf von dem Staudammprojekt überzeugen - ein Auftrag, an dem er verzweifelt:
"Sie sagen: Wenn wir morgen kommen und eine Umfrage machen, dann wollen wir hier keinen mehr sehen, der unzufrieden ist mit dem Projekt. Sorgt dafür, dass sie zufrieden sind. Aber wir warten noch immer auf die Informationen, die die Leute von uns wollen: wie sie entschädigt werden, was die neuen Häuser kosten sollen, das ist alles noch offen."