Der Bankenverband zeigt sich optimistisch. Nach einer wahrscheinlich tiefen Rezession im ersten Halbjahr werde sich die Wirtschaft in den meisten Ländern wieder erholen – wie das auch in China der Fall zu sein scheint. "China ist ja in der Entwicklung, da dort die Infektion schon viel früher ausgebrochen und schon halbwegs unter Kontrolle scheint, etwas voraus", sagt Volkswirt Stefan Schneider aus dem Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik im Bankenverband. Schneider ist zugleich Chefvolkswirt für Deutschland bei der Deutschen Bank. "Da sehen wir ja zum Beispiel den Swing schon zwischen dem ersten und zweiten Quartal. Im ersten Quartal haben wir einen deutlichen Rückgang des BIP gegenüber dem Vorjahr im Bereich von fünf Prozent und im zweiten Halbjahr erwarten wir schon wieder eine positive Rate."
Bankenverband: Hierzulande keine Steuerschecks nötig
Dennoch werden die Auswirkungen drastisch sein. Schneider und seine Kollegen erwarten statt eines Wachstums in diesem Jahr nun einen Rückgang der Wirtschaftsleistung hierzulande zwischen vier bis fünf Prozent. Man könne in der Krise hierzulande zwar nicht entspannt sein, übertriebenen Alarmismus hält Schneider aber auch für falsch. "Das Gesundheitssystem ist sehr ordentlich aufgestellt, wir haben ein funktionierendes Sozialsystem. Das heißt, wir brauchen jetzt nicht, wie in den USA, Steuerschecks zu verteilen, die Leute sind abgesichert. Und insgesamt funktioniert die deutsche Wirtschaft ja auch recht ordentlich. Also von daher sind das jetzt dramatische Zahlen, aber es ist sicherlich nicht der Weltuntergang".
Vor allem auch, weil die Regierung schnelle und deutliche Hilfen zugesagt hat – etwa ein nach oben offenes Kreditprogramm für Unternehmen über die staatliche Förderbank KfW. Hier fordert der Bankenverband nun ein unkompliziertes und pragmatisches Umsetzen dieser Kredithilfen. Der Bankenverband sieht die privaten Institute dabei grundsätzlich in der Lage, innerhalb von einer Woche solche Kredite zu prüfen und an die Unternehmen weiter zu geben. Von der KfW fordert die Bankenbranche zudem Nachrang-Darlehen für Unternehmen, bei denen der Bund die Haftung übernimmt. Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes: "Das würde aus unserer Sicht die Risikotragfähigkeit der Unternehmen deutlich erhöhen und es den Banken ermöglichen, neue Kredite und Liquidität zuzusagen".
Steigende Kreditausfälle als Hauptrisiko
Von der Europäischen Zentralbank fordert der Privatbankenverband erneut, überschüssige Liquidität der Banken verstärkt von den darauf fällig werdenden Gebühren in Form von Negativzinsen zu befreien. Dass Banken in Krisenzeiten schnell in Schieflage geraten können, hat die vergangene Finanzkrise gezeigt. Ein Risiko in dieser Hinsicht ist dabei der drohende Ausfall von Krediten, wenn Unternehmen in Folge der Corona-Krise pleitegehen. "Kreditausfälle sind natürlich ganz klar das Hauptrisiko aktuell. Die werden wahrscheinlich hochgehen. Wie stark sie hochgehen, hängt davon ab, wie lange die Wirtschaft stillsteht. Spannend ist dann die Frage, wie dann der Staat eingreifen wird, um Schlimmeres zu verhindern", sagt Bankenanalyst Philipp Häßler von der Wertpapierhandelsbank Pareto. Er geht bislang davon aus, dass die meisten Privatbanken stabil genug sind, die Krise zu meistern. Abhängig sei das allerdings – wie häufig zu hören in diesen Tagen – vom Verlauf der Epidemie und der Länge des wirtschaftlichen Stillstandes.