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Steigende Nachfrage nach einem Lebenselixier

Umwelt. - Mit stolzen 295 Litern pro Kopf und Jahr stellen die USA auch im Wasserverbrauch einen umstrittenen Spitzenreiter dar, in Deutschland liegt der Konsum des scheinbar unerschöpflichen Quells bei immerhin 129 Litern. Doch das Ende des sorglosen Umgangs mit Trinkwasser rückt immer näher, denn einerseits mindern hemmungsloser Verbrauch und Umweltverschmutzung die Ressourcen, andererseits verlangt eine ständig wachsende Bevölkerung vor allem in Afrika und Asien nach immer mehr Trinkwasser. Experten mahnen auf der Weltwasserkonferenz, die heute in Berlin eröffnet wurde, dringend einen weitsichtigeren Umgang mit dem Element an.

    Trinkwasser wird immer knapper und Szenarien, nach denen sogar Kriege um die wichtigste Ressource geführt werden könnten, werden damit vorstellbarer. Dies ließe sich aber vermeiden, würde die weltweite Politik nur rechtzeitig lenkend eingreifen, meint Professor Wolfgang Merkel von der Technischen Universität Darmstadt: "Im Vergleich zu den Kosten solcher Konflikte fallen präventive Maßnahmen zur Erhaltung der Trinkwasserbestände gering aus." Technik und Wissenschaft seien zwar unentbehrliche Grundlage für den Schutz des Rohstoffes, jedoch sei eine integrierte Wasserbewirtschaftung vor allem eine politische und wirtschaftliche Aufgabe. Dies werde allerdings von den verantwortlichen Stellen noch nicht genügend erkannt.

    Eine Steuerungsmöglichkeit sieht der Forscher in höheren Abgaben auf Wasser. Dies sei zwar unpopulär, doch würde der Verschwendung des knappen Gutes gerade in wasserarmen Gebieten, beispielsweise bei der großflächigen Beregnung von Plantagen und Golfplätzen in Spanien, ein Riegel vorgeschoben und dem Einsatz von teureren Spartechnologien, wie etwa der Tröpfchenbewässerung, ein höherer Anreiz gegeben. Dabei wird das Wasser nicht versprüht, sondern über Leitungen direkt zu den Pflanzen geführt - der Verlust durch Verdunstung entfällt und der Wassereinsatz sinkt auf gerade ein Fünftel.

    Die nötige Technik wird parallel zur Tagung ebenfalls in Berlin vorgestellt: Von wohnzimmergroßen Mikrofiltern bis zu biologischen Reinigungsanlagen reicht das Spektrum. Beispielsweise muss die Forelle nicht länger als Qualitätsindikator herhalten. So genannte Wimperntierchen, einzellige Mikroorganismen, verspeisen in ihre Nahrung eingebettetes Eisenoxyd - allerdings nur in reinem Wasser. Mit einem Magneten können die gesunden Tierchen entlang der Feldlinien ausgerichtet werden, erklärt Analena Bollinger vom Institut für Molekularbiochemie der Freien Universität Berlin: "Geschieht dies nicht, dann ist dies ein Hinweis auf eine Wasserverunreinigung, die die Nahrungsaufnahme der Tiere beeinträchtigt." Damit liefern die Einzeller das Signal zu weiteren Wasseranalysen.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]