Etwa zwei Meter ist der Granitblock hoch. Er steht vor dem Regierungssitz in der moldauischen Hauptstadt Chisinau, ist geschmückt mit einer Borte in den Nationalfarben der Republik Moldau, blau gelb rot, und trägt eine Aufschrift in rumänischer Sprache: "den Opfern der sowjetischen Besatzung". Der amtierende Präsident der Republik Moldau, Mihai Ghimpu, hat das Mahnmal vor wenigen Wochen aufstellen lassen, und für viele ist es ein Stein des Anstoßes. Zum Beispiel für Wowa Staschilow. Der 17-jährige beginnt in diesem Jahr ein Ingenieursstudium, jetzt schlendert er mit einem Freund durch die Innenstadt.
"Dieses Denkmal sollte hier nicht stehen. Es ergibt keinen Sinn. Es gab keine sowjetische Besatzung. Die hiesige Bevölkerung hat die sowjetischen Truppen 1940 freudig begrüßt. Zumindest die Mehrheit."
Sein Freund Wladislaw Oknjan nickt ihm zu.
"Die Republik Moldau müsste den sowjetischen Truppen dankbar sein. Denn sie haben die Menschen hier von den Deutschen befreit."
1940 gehörte Chisinau mitsamt dem größten Teil der heutigen Republik Moldau zu Rumänien. Und Rumänien war ein Verbündeter des Deutschen Reiches. Später wurde das Gebiet der Sowjetunion zugeschlagen. Ein weiterer Jugendlicher kommt dazu, Aleksej Petrov.
"Das sowjetische Regime hat hier sehr viel Nützliches getan. Während wir zur Sowjetunion gehörten, wurden hier neue Häuser und Fabriken gebaut, es gab Freizeitklubs, die Leute hatten Arbeit, Bildung war kostenlos."
Für Aleksej steht fest: Das Denkmal für die Opfer der sowjetischen Besatzung wurde gegen den Willen der Bevölkerung aufgestellt. In der Republik Moldau leben vor allem Rumänen, außerdem Russen, Ukrainer und andere Minderheiten.
Die Staatsprache ist Moldauisch, eine Art rumänischer Dialekt, trotzdem ist überall auch Russisch zu hören. Wie überall in der ehemaligen UdSSR verklären viele Bewohner die Sowjetunion. Antirussische und antisowjetische Ressentiments sind allenfalls die Sache weniger. Zu den Wortführern dieser wenigen gehört allerdings der Interimspräsident. Die Republik Moldau steckt in einer innenpolitischen Krise. Schon seit mehr als einem Jahr können sich die regierenden Demokraten und die kommunistische Opposition nicht auf einen Präsidenten einigen. Deshalb nimmt der Parlamentspräsident, Mihai Ghimpu, die Aufgaben des Staatsoberhauptes wahr. Er tritt für ein Anschluss der Republik Moldau an Rumänien ein, und er war es auch, der den 28. Juni im Alleingang zum Tag der Sowjetischen Besatzung erklärt hatte. Eben jener Erlass hatte zu erheblichen Spannungen mit Russland geführt. Das russische Außenministerium war Ghimpu "Geschichtsfälschung" vor. Mittlerweile hat das Verfassungsgericht der Republik Moldau den Gedenktag gekippt. Die Kommunisten hatten Klage eingereicht. Ghimpu hat angekündigt, den Gedenktag in einem erneuten Anlauf vom Parlament beschließen zu lassen. Das dürfte schwierig sein. Selbst seine eigenen Bündnispartner in der Regierung sind dagegen. Zum Beispiel Marian Lupu. Er zählt zu den Wortführern des demokratischen Lagers.
"Slogans wie "Wir mögen keine Russen" sind sehr gefährlich für das Land. Die Republik Moldau ist zwar politisch auf die EU ausgerichtet, wirtschaftlich hängen wir aber immer noch sehr von unseren Nachbarn im Osten ab, besonders von Russland. Wir beziehen Gas von dort. Und wir haben keine Alternativen. Oder nehmen wir unser wichtigstes Exportgut: Wein. In die EU können wir ihn nicht exportieren, denn unser Wein entspricht noch nicht den EU-Standards. In Russland dagegen sind unsere Weine beliebt. Wir müssen eine ausgewogenere Außenpolitik machen."
Und noch aus einem anderen Grund schaden die antirussischen Parolen der Republik Moldau: Transnistrien. Dieser östliche Landesteil hat sich 1990 von der Republik Moldau losgesagt. Zwar erkennt kein Staat der Welt Transnistrien an. Russland unterstützt die Separatisten trotzdem: finanziell, politisch und auch militärisch. Ein Grund ist, dass in Transnistrien vor allem Russen leben. Sie lehnen eine Rückkehr in die Republik Moldau ab. Sie würden dort diskriminiert, behaupten sie. Jede russlandfeindliche Äußerung in der Republik Moldau ist Wasser auf die Mühlen der Separatisten in Transnistrien. Und schwächt das krisengeschüttelte Land.
"Dieses Denkmal sollte hier nicht stehen. Es ergibt keinen Sinn. Es gab keine sowjetische Besatzung. Die hiesige Bevölkerung hat die sowjetischen Truppen 1940 freudig begrüßt. Zumindest die Mehrheit."
Sein Freund Wladislaw Oknjan nickt ihm zu.
"Die Republik Moldau müsste den sowjetischen Truppen dankbar sein. Denn sie haben die Menschen hier von den Deutschen befreit."
1940 gehörte Chisinau mitsamt dem größten Teil der heutigen Republik Moldau zu Rumänien. Und Rumänien war ein Verbündeter des Deutschen Reiches. Später wurde das Gebiet der Sowjetunion zugeschlagen. Ein weiterer Jugendlicher kommt dazu, Aleksej Petrov.
"Das sowjetische Regime hat hier sehr viel Nützliches getan. Während wir zur Sowjetunion gehörten, wurden hier neue Häuser und Fabriken gebaut, es gab Freizeitklubs, die Leute hatten Arbeit, Bildung war kostenlos."
Für Aleksej steht fest: Das Denkmal für die Opfer der sowjetischen Besatzung wurde gegen den Willen der Bevölkerung aufgestellt. In der Republik Moldau leben vor allem Rumänen, außerdem Russen, Ukrainer und andere Minderheiten.
Die Staatsprache ist Moldauisch, eine Art rumänischer Dialekt, trotzdem ist überall auch Russisch zu hören. Wie überall in der ehemaligen UdSSR verklären viele Bewohner die Sowjetunion. Antirussische und antisowjetische Ressentiments sind allenfalls die Sache weniger. Zu den Wortführern dieser wenigen gehört allerdings der Interimspräsident. Die Republik Moldau steckt in einer innenpolitischen Krise. Schon seit mehr als einem Jahr können sich die regierenden Demokraten und die kommunistische Opposition nicht auf einen Präsidenten einigen. Deshalb nimmt der Parlamentspräsident, Mihai Ghimpu, die Aufgaben des Staatsoberhauptes wahr. Er tritt für ein Anschluss der Republik Moldau an Rumänien ein, und er war es auch, der den 28. Juni im Alleingang zum Tag der Sowjetischen Besatzung erklärt hatte. Eben jener Erlass hatte zu erheblichen Spannungen mit Russland geführt. Das russische Außenministerium war Ghimpu "Geschichtsfälschung" vor. Mittlerweile hat das Verfassungsgericht der Republik Moldau den Gedenktag gekippt. Die Kommunisten hatten Klage eingereicht. Ghimpu hat angekündigt, den Gedenktag in einem erneuten Anlauf vom Parlament beschließen zu lassen. Das dürfte schwierig sein. Selbst seine eigenen Bündnispartner in der Regierung sind dagegen. Zum Beispiel Marian Lupu. Er zählt zu den Wortführern des demokratischen Lagers.
"Slogans wie "Wir mögen keine Russen" sind sehr gefährlich für das Land. Die Republik Moldau ist zwar politisch auf die EU ausgerichtet, wirtschaftlich hängen wir aber immer noch sehr von unseren Nachbarn im Osten ab, besonders von Russland. Wir beziehen Gas von dort. Und wir haben keine Alternativen. Oder nehmen wir unser wichtigstes Exportgut: Wein. In die EU können wir ihn nicht exportieren, denn unser Wein entspricht noch nicht den EU-Standards. In Russland dagegen sind unsere Weine beliebt. Wir müssen eine ausgewogenere Außenpolitik machen."
Und noch aus einem anderen Grund schaden die antirussischen Parolen der Republik Moldau: Transnistrien. Dieser östliche Landesteil hat sich 1990 von der Republik Moldau losgesagt. Zwar erkennt kein Staat der Welt Transnistrien an. Russland unterstützt die Separatisten trotzdem: finanziell, politisch und auch militärisch. Ein Grund ist, dass in Transnistrien vor allem Russen leben. Sie lehnen eine Rückkehr in die Republik Moldau ab. Sie würden dort diskriminiert, behaupten sie. Jede russlandfeindliche Äußerung in der Republik Moldau ist Wasser auf die Mühlen der Separatisten in Transnistrien. Und schwächt das krisengeschüttelte Land.