Die neue Frauen-Initiative, die auf massive Personalreformen im zerstrittenen DFB drängt, hat den Interimspräsidenten Rainer Koch bei der Ethikkommission angezeigt. Es geht um Kochs Umgang mit Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb, die nach Ende ihrer aktiven Karriere auf dem Platz weiterhin im Video-Keller des DFB tätig ist. Steinhaus-Webb hat wiederholt beklagt, sie fühle sich vom DFB unter Druck gesetzt, ihr Mitwirken in der Frauen-Initiative einzustellen. Deren Mitglieder um das Ex-HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus bestätigen, dass Steinhaus-Webb einen solchen Einflussversuch geschildert habe. Die Gruppe erklärte dazu, sie sei einer "destruktiven Machtstruktur im DFB begegnet", die sich "ganz konkret gegen eine unserer Kolleginnen gerichtet" habe. Deshalb habe man die Vorgänge gemeinsam an die Ethikkommission gemeldet.
Koch, der zuletzt wiederholt Telefonate mit Steinhaus-Webb führte, widerspricht vehement. Er habe Steinhaus-Webb nie unter Druck gesetzt, sondern sie für ein Mitwirken an den verbandsinternen Diversitäts-Reformen gewinnen wollen. Im Raum steht jedoch auch ein bizarres Telefonat, dass Koch letzte Woche mit einem Journalisten führte und in das er Steinhaus-Webb, ohne deren Wissen, eingeschaltet haben soll. Laut "Sport Bild" habe er Steinhaus-Webb wiederholt nachdrücklich aufgefordert, zu bestätigen, dass er sie nicht wegen der Frauen-Initiative unter Druck gesetzt habe. Steinhaus-Webb sei ausgewichen, berichtet der Journalist, am Ende habe man dann die Formulierung gefunden, dass es keine Differenzen zwischen Koch und Steinhaus-Webb gebe.
Steinhaus-Webb will Vorfall nicht öffentlich machen
Wie die Situation ist, zeigt nun die Anzeige. Koch war schon 2019 wegen Verhaltensfragen ein Fall für die Ethiker, die damals befanden, er habe als bayerischer Verbandschef "massiv Einfluss" auf eine Wahl im Frauenfußball genommen und womöglich "persönliche Verletzungen" ausgelöst. Aber wegen der Gesamtumstände und der Tatsache, dass die Vorgänge fünf Jahre zurücklagen, wurde damals kein Verfahren eröffnet. Steinhaus-Webb betont, dass sie ihren Vorgang nicht öffentlich machen, sondern nur bei den Ethikern preisgeben wolle: "Also genau dort, wo die Sache hingehört", teilt die Initiative mit.