So dürfe es nach Kant keinen ungerechten Frieden geben, der den Keim eines neuen Krieges in sich trage. Zugleich dürfe die Perspektive auf den Frieden nie verloren werden, sagte Steinmeier anlässlich einer Ausstellungs-Eröffnung im Schloss Bellevue. Dort ist bis zum Sommer Kants verfasste Schrift "Zum ewigen Frieden" in handschriftlichen Auszügen zu sehen.
Immanuel Kant (1724-1804) habe sich in seiner wegweisenden Schrift keine Illusionen über die Friedfertigkeit der Menschen gemacht, erklärte Steinmeier. Er habe vielmehr eine Antwort auf die Frage gesucht, wie eine kriegerische Welt befriedet und Frieden rechtlich abgesichert werden könne. Essenziell seien für den Philosophen ein weltweiter Völkerbund samt gemeinsamer Rechtsordnung, aber auch das Selbstbestimmungsrecht der Völker und das Recht zur Verteidigung gegen Angriffe gewesen.
Steinmeier: Völkerrecht wird angegriffen
"Die Welt erlebt nun, wie Kants Erbe der Aufklärung die universellen Menschenrechte und das Völkerrecht - von verschiedenen Seiten zugleich angegriffen und bedroht werden". Als Beispiele nannte Steinmeier unter anderem Russlands Angriff auf die Ukraine und den Terroranschlag der Hamas auf Israel.
Steinmeier fügte hinzu, dass Demokratie frei nach Kant auf tätige, aufgeklärte, denkende Bürgerinnen und Bürger angewiesen sei, für "die nicht jeder Kompromiss ein Verrat und nicht jeder Andersdenkende ein Feind ist".
Diese Nachricht wurde am 19.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.