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Steinmeier und Münkler auf dem Katholikentag
"Alles geht jetzt den Bach runter"

Der Katholikentag in Münster steht unter dem Motto "Suche Frieden" und erinnert auch an den Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. Über die Lehren daraus diskutierten in Münster Bundespräsident Steinmeier und Politikwissenschaftler Münkler - teils wenig optimistisch.

Rainer Brandes im Gespräch mit Andreas Main |
    Bundespräsident Steinmeier steht hinter einem Rednerpult. Im Hintergrund ist ein blaues Banner mit dem Motto des diesjährigen Katholikentages "Suche Frieden" in weißer Schrift zu sehen.
    Bundespräsident Steinmeier spricht zur Eröffnung des Katholikentages in Münster (dpa /Rolf Vennenbernd)
    Der Titel der Diskussion lautete "Frieden durch internationale Kooperation". Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran glaube er mehr denn je an dieses Konzept, sagte Steinmeier. Er rief die EU auf, zusammenzufinden und die Reformvorschläge des französischen Präsidenten Marcron umzusetzen. Zudem seien jetzt Kooperationen mit Russland und China gefragt, um das Atom-Abkommen mit dem Iran zu retten.
    Zugleich habe Steinmeier regelrecht erschüttert gewirkt, sagte Dlf-Reporter Rainer Brandes. Der Bundespräsident sehe die Erfolge seiner jahrenlangen Arbeit als Außenminister davonschwimmen.
    "Eigentlich hatte man aus den Erfahrungen des Irak-Krieges die Lehre gezogen, wir dürfen nicht nochmal zulassen, dass sich ein Automatismus aus Sanktionen, Gegensanktionen, roten Linien, Androhungen entwickelt, bei dem man am Ende nicht mehr anders kann, als militärisch zu handeln. Viele haben gesagt, dass darf uns beim Thema Iran nicht nochmal passieren. Das alles geht jetzt den Bach runter, wenn das Abkommen fällt." - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Katholikentag in Münster
    Auch Politikwissenschaftler Herfried Münkler zeigte sich mit Blick auf die USA, Iran und Nordkora wenig zuversichtlich.
    "Als Hochschullehrer habe ich ja jetzt nicht unbedingt die Aufgabe, Ihre Herzen und Seelen zu wärmen, sondern gewissermaßen kühl zu analysieren, was an Optionen ist und worauf man sich einstellen sollte, und deswegen würde ich schon beschreiben, wir gehen in eine Welt hinein, die nicht nur aus den Fugen ist, sondern wo die entfugten Gebälke sich zunehmend aneinander reiben." - Der Poltikwissenschaftler Herfried Münkler auf dem Katholikentag in Münster
    Zugleich betonte Münkler, die Politik dürfe jetzt nicht resignieren, sondern müsse international kooperieren, um Frieden zu schaffen.