Seit März hat der Staatskonzern nach eigenen Angaben mit einer Ausgabensperre bereits mehrere Hundert Millionen Euro eingespart. Neben der Sanierung des Schienennetzes nannte die Bahn als wichtige Aufgabe, den Personen- und den Güterverkehr wieder profitabel zu machen.
Marode Schienen - weniger Passagiere
Die Deutsche Bahn hatte im ersten Halbjahr des Jahres einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro eingefahren. Das bestätigte das Unternehmen bei der Vorlage seiner Zwischenbilanz. Einer der Hauptgründe für die roten Zahlen im Fern- und Güterverkehr ist offenbar das marode Schienennetz. Im Fernverkehr wurden zudem weniger Passagiere verzeichnet.
Das Minus inklusive der Zinszahlungen des hoch verschuldeten Konzerns lag bei 1,2 Milliarden Euro. Allein im operativen Geschäft (EBIT) belief sich der Verlust auf 677 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bahn hier noch einen Gewinn von rund 330 Millionen Euro erzielt. Ein großer Teil des Verlustes entfällt auf das marode Netz, in das Milliardensummen fließen.
Allerdings ist die Bahn hier teilweise in Vorleistung für den Bund gegangen, der die Netz-Investitionen hauptsächlich zahlen muss. Sie erwartet daher erhebliche Rückzahlungen in diesem Jahr. Nach dem Betriebsverlust 2023 von fast einer Milliarde Euro hatte Bahnchef Lutz für das Gesamtjahr 2024 wieder einen Betriebsgewinn von einer Milliarde Euro in Aussicht gestellt. Dieser kann nur mit den Rückzahlungen des Bundes erreicht werden.
Umsatzverluste in fast allen Bereichen
Im Gesamtkonzern wurden Einnahmen von 22,3 Milliarden Euro verzeichnet, im ersten Halbjahr 2023 waren es noch fast 25 Milliarden Euro. In fast allen Sparten spiegelt sich der Rückgang wider: Die Güterbahn DB Cargo verlor an Umsatz, der operative Betriebsverlust erhöhte sich auf 261 Millionen Euro. Beim Fernverkehr mit ICE- und IC-Zügen spitzt sich die Lage ebenfalls zu; dieser weist einen Verlust von rund 232 Millionen Euro aus. 64,2 Millionen Reisende nutzten nach Angaben des Konzerns in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres Fernverbindungen - das sind sechs Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2023.
Der Fernverkehr leidet bereits seit Jahren unter schwindender Pünktlichkeit, schien sich zunächst aber mit steigenden Passagierzahlen von der Corona-Krise zu erholen. Doch inzwischen steht er von mehreren Seiten unter Druck. Einmal trafen ihn im Frühjahr die Lokführer-Streiks, zum anderen ebbt der Passagierzuwachs inzwischen wieder ab. Ein Grund: Auf vielen Verbindungen fahren parallel Regionalzüge, in denen das Deutschlandticket gilt. Etliche Pendler, die eine Monatskarte für den Fernverkehr haben, steigen auf das 49-Euro-Ticket um und nehmen dafür etwas längere Fahrzeiten in Kauf.
Weniger Verbindungen - höhere Preise
In einem Strategiepapier, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, heißt es, man werde das "Angebot neu justieren und an die geänderten Rahmenbedingungen im Markt anpassen". In den Regionen wolle man nur noch ein verlässliches Grundangebot fahren - "wo immer es wirtschaftlich tragfähig ist". Dies ist dem Papier zufolge bei den meisten Strecken derzeit nicht der Fall: 60 Prozent aller Verbindungen schrieben Verluste, vor allem im Flächennetz. Den Umsatz wolle man mit neuen Passagieren, aber auch über "Tarifkonditionen" in diesem Jahr steigern - also über höhere Preise.
Von den Bahn-Sparten schreibt allein die internationale Spedition Schenker nennenswert schwarze Zahlen. Sie erzielte im ersten Halbjahr einen Betriebsgewinn von 520 Millionen Euro, aber auch das waren 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Tochterunternehmen steht allerdings vor dem Verkauf, die erwarteten Erlöse von rund 15 Milliarden Euro sollen die Schulden des Konzerns reduzieren. Diese betragen inzwischen 33 Milliarden Euro.
Wissing: "Pünktlichkeitsquote ist absolut unzufriedenstellend"
Bundesverkehrsminister Wissing hatte die Bahn im Vorfeld der Halbjahresbilanz wegen ihrer mangelnden Pünktlichkeit im Fernverkehr kritisiert. Die Pünktlichkeitsquote im Juni von knapp 53 Prozent sei absolut unzufriedenstellend, sagte Wissing im ZDF-Fernsehen. Grund für die Verspätungen sei vor allem die marode Infrastruktur. Hier zeigten sich allerdings bald Verbesserungen.
Als Beispiel nannte der Minister die Sanierung der Riedbahn, also der Strecke zwischen Frankfurt am Main und Mannheim. Sie ist wegen der Bauarbeiten in den kommenden Monaten komplett gesperrt. Der Ersatzverkehr ist nach Angaben der Deutschen Bahn gut angelaufen. Täglich seien bis zu 16.000 Reisende in Bussen unterwegs, teilte das Unternehmen mit.
Die Modernisierung der wichtigen und vielbefahrenen Strecke soll bis zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember abgeschlossen sein. Bis dahin bleibt die Riedbahn gesperrt. Mit der Sanierung von insgesamt mehr als 40 Streckenabschnitten will die Bahn in den kommenden Jahren ihre überalterte Infrastruktur nach und nach modernisieren.
Diese Nachricht wurde am 25.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.