Archiv

Verunsicherte Gesellschaft
Soziologe Stephan Lessenich über das Bedürfnis nach Normalität

„Nicht mehr normal“: Der Soziologe Stephan Lessenich befasst sich in seinem neuen Buch mit den Auswirkungen der aktuellen Krisen auf den Zustand der Gesellschaft. An alten Normalitäten festzuhalten, ist für ihn verständlich, aber hinderlich.

Stephan Lessenich im Gespräch mit Catrin Stövesand |
Stephan Lessenich: "Nicht mehr normal. Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs", Hanser Berlin Verlag
Stephan Lessenich auf der Frankfurter Buchmesse im Gespräch über "Nicht mehr normal. Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs" (Jelina Berzkalns (Deutschlandradio))
Das Buch beschreibt die Krisen und Konflikte des 21. Jahrhunderts und deren Folgen: die Verunsicherung der Menschen, die schwindenden Gewissheiten. Stephan Lessenich macht deutlich, wie schwer sich die Gesellschaft damit tut, die richtigen Konsequenzen aus diesen Erfahrungen zu ziehen. Die meisten wollten einfach weitermachen wie bisher.

Anpassungsfähigkeit während der Corona-Pandemie

Das „neue Normal“ der Pandemie sei ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit der Menschen gewesen. Aber auch hier sei der Wunsch zum vorherigen Alltag zurückzukehren so groß, dass die Anpassung wieder rückgängig gemacht wird, etwa beim Tragen eines Mundnasenschutzes.

Verzweifelt die Gesellschaft an der Zukunft?

Der Untertitel sieht die „Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs“, im Buch beschreibt Lessenich diesen Zustand genauer: „Eine Gesellschaft, die das Alte nicht halten und das Neue nicht denken kann, die an ihren Gewissheiten zu zweifeln und an der Zukunft zu verzweifeln beginnt.“
Stephan Lessenich: „Nicht mehr normal. Gesellschaft am Rande des Nervenzusammenbruchs“, Hanser Berlin, 158 Seiten, 23 Euro.