Es ist nicht das Tierkreissternbild Stier gemeint, das zum Herbst- und Winterhimmel gehört und erst in der zweiten Nachthälfte zu sehen ist.
Am frühen Abend steht der Königliche Stier von Poniatowski am Himmel, wobei auch das nicht ganz richtig ist; denn dieses historische Sternbild gibt es offiziell nicht mehr. Seine Sterne gehören jetzt zu Schlange und Schlangenträger.
Den sommerlichen Stier hatte 1778 ein polnischer Abt an den Himmel gesetzt – zu Ehren des damaligen Königs Stanislaus II. August Poniatowski.
Alte Sternkarten zeigen, wie dieser Stier die Milchstraße hinunter läuft. Seinen Kopf markiert eine Sterngruppe, die ein wenig an die Hyaden im traditionellen Stier erinnert. Vielleicht hat dies den Abt dazu angeregt, hier den Stier des Königs zu erkennen.
Erst seit 1930 gibt es keine "Lücken" mehr am Himmel. Die Sternbilder und ihre Grenzen sind klar definiert. Bis dahin haben manche Astronomen nach Lust und Laune neue Figuren in die eher sternarmen Bereiche zwischen den seit der Antike bekannten Sternbildern eingezeichnet.
Diese "Privatsternbilder" wurden meist von den Astronomenkollegen nicht anerkannt. Nur wenige haben es dauerhaft an den Himmel geschafft, etwa der Fuchs. Auch der Königliche Stier des Poniatowski geriet binnen weniger Jahrzehnte wieder in Vergessenheit.