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Sternenstaub unter der Lupe

Astronomie. - Ein Streifen Aluminiumfolie, gerade anderthalb Zentimeter lang und drei Millimeter breit, fesselt Experten am Institut für Planetologie in Münster: Denn an dem Metall kleben Milliarden Jahre alte Staubteilchen, die über die Geschichte des Sonnensystems erzählen. Im Gespräch mit Gerd Pasch berichtet der Wissenschaftsjournalist Frank Grotelüschen live von der Jahresversammlung der US-amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften AAAS in St. Louis.

    Gerd Pasch: Herr Grotelüschen, gibt es zur Stardust-Mission der NASA schon erste Forschungsergebnisse?

    Frank Grotelüschen: "Die gibt es auch. Aber zunächst äußerten sich die Forscher anlässlich der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science (AAAS) in Saint Louis zufrieden mit dem Verlauf der Stardust-Mission. Die Sonde war gestartet 1999, dann am 2. Januar 2004 gab es das Rendezvous mit dem Kometen Wild-2. Die Sonde war quasi durch den Schweif des Kometen geflogen und hatte dabei mit einem so genannten Kollektor, der etwa aussieht wie ein Tennisschläger, Teilchen eingefangen, die vom Kometen abgingen. Am 15. Januar dieses Jahres schließlich landete die Probenkapsel im US-Bundesstaat Utah. Das war das erste Mal seit der Mondmission, dass Materie aus dem Weltraum eingesammelt wurde. Die Forscher waren zunächst überrascht, wie gut erhalten doch dieser Kollektor war: das Bauteil war weitgehend unzerstört - wie neu, meinte Donald Brownlee, wissenschaftlicher Leiter des Projekts. Was die Forscher ebenfalls verblüffte, war, dass sie die gesammelten Partikel zum Teil bereits mit bloßen Augen erkennen konnten, denn die größten Teilchen messen immerhin einige Dutzend Mikrometer. Das sieht tatsächlich aus wie Staub, das kann man sehen.

    Schätzungsweise habe man etwa eine Million Partikel eingefangen mit einem Gesamtgewicht von rund einem Milligramm. Was dann passierte, fand ich schon faszinierend, denn obwohl die Teilchen so winzig sind, haben sie die Forscher dann noch in kleinere, dünnere Schichten zersägt, um einfach mehr Probenmaterial zu erhalten. Sie haben dazu also praktisch einen solchen Mikrometer-Krümel nochmals in einige hundert Scheibchen zerteilt und das reicht dann für die Analysen. Jetzt laufen die Arbeiten und erste Ergebnisse wurden am Montag auch schon präsentiert oder angedeutet. Die Forscher haben zum einen einige glasartige Substanzen gefunden, amorphe Materialien, sie haben aber auch Kristalle gefunden, insbesondere Silikate - erstaunlich gut erhalten, wie sie berichteten. Und sie haben tatsächlich - und das ist eine kleine Überraschung - einen Stoff namens Eisensulfit, also eine Schwefelverbindung, entdeckt. Damit haben manche nicht unbedingt gerechnet, dass man das findet, denn es gab dazu keine Hinweise von spektroskopischen Fernerkundungen von Kometen im Vorfeld. Das wirft eine interessante Frage auf: wie kann denn Schwefel am Rande des Sonnensystems, wo der Komet herkommt, überhaupt sich zu so viel verbinden. Denn dort ist es extrem kalt, und wie da die Chemie abläuft, ist noch etwas unklar.

    Nun, das sind erstmal die ersten Ergebnisse, die Forscher haben ja gerade erst angefangen, muss man sagen, es war wie ein Geschenk, das man gerade erst auspackt. In den nächsten sechs Monaten werden zunächst 150 Wissenschaftler vorläufig messen. Danach werden die Proben weiter verteilt und das wird sich über Jahre hinziehen. Es gibt da schon einige spannende Fragestellungen, die jetzt abzuarbeiten sind. So hoffen die Wissenschaftler auf so genannte Hydrid-Silikate: das sind wasserhaltige Stoffe, das wäre schon spannend. Dann hoffen sie, organische Moleküle zu finden und zu identifizieren. Das ist natürlich eine interessante Frage, wenn es darum geht, kam das Leben, beziehungsweise die Grundlage für das Leben, also organisches Material, aus dem All auf die Erde.


    Und vor allem - das ist das größte Rätsel - finden die Forscher so genannte "präsolare Körner"? Das ist ein Fachbegriff für kleine Körnchen, für Materie, die älter ist als das Sonnensystem. Das Sonnensystem ist etwa 4,6 Milliarden Jahre alt, aber diese Körner stammen von Sternen, die schon lange vor der Existenz unseres Sonnensystems explodiert waren und sind dementsprechend noch wesentlich älter. Man versucht jetzt, mit einer so genannten Isotopenanalyse diese Körnchen aus der Probe herauszufischen, zu identifizieren. Und man kann dann sagen, woher diese Partikel stammen, also welche Art von Stern sie produzierte. Es gibt da etwa eine Supernova-Explosion oder einen "Roten Riesen", und die liefern unterschiedliche "präsolare Körner". Das ist eine Fragestellung, um die es in den kommenden Monaten geht."