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Etwas ziellose Pressearbeit
Verwirrende Kommunikation der ESA

Seit genau einem Jahr ist Josef Aschbacher ESA-Generaldirektor. Auf seiner ersten Neujahrspressekonferenz Anfang Januar dankte er zunächst der Presse für das andauernde Interesse, gute, kritische Fragen und ihre Schlüsselrolle bei der Debatte mit den Steuerzahlern, für die man das alles mache.

Von Dirk Lorenzen |
Verwirrende Kommunikation bei der ESA, meint Dirk Lorenzen. Pressearbeit werde nunmehr als Marketing verstanden.
Verwirrende Kommunikation bei der ESA, meint Dirk Lorenzen. Pressearbeit werde nunmehr als Marketing verstanden. (ESA)
Diese Stichworte hatte ihm wohl sein Kommunikationsteam aufgeschrieben, wie die zugeschalteten Journalisten lesen konnten. Denn aufgrund eines technischen Fehlers war nicht nur die Präsentation, sondern auch der – eigentlich nur für den Referenten gedachte – Sprechtext zum Vortrag zu sehen.
Der Auftritt passt, wie viele Beobachter meinen, zur etwas unglücklichen Kommunikation der ESA in den letzten Jahren.

Aufforderung, keine Interviews zu führen

Einst wusste das Team sehr professionell einzuordnen: Mitteilungen gab es nur zu bedeutenden Raumfahrt-Ereignissen und man hatte exzellente Kenntnis der Arbeitsweise von Journalisten.
Dagegen wurden bei der letzten Tagung des ESA-Ministerrats Pressevertreter auf öffentlichem Gelände aufgefordert, keine Interviews zu führen – ein unglaublicher Vorgang.

Aus Pressearbeit wurde Marketing

Inzwischen publiziert die ESA mehrmals täglich neue Online-Geschichten, wobei die Themenauswahl etwas willkürlich wirkt: Es geht um den Status des James-Webb-Teleskops, den Test von Satellitenkomponenten, aber auch – kein Witz – um die Spielzeugversion einer Marsstation.
Eine Priorisierung ist nicht erkennbar. Aus Pressearbeit ist offenbar Marketing geworden, als wäre die ESA ein Produkt, das man verkaufen müsse. Europas Raumfahrt scheint derzeit am Boden etwas orientierungslos.
Die ESA und die Mars-Station eines Spielzeugherstellers
ESA-Pressemitteilung zu einem Fortbildungsprogramm
Video der Pressekonferenz von Josef Aschbacher