Bei wissenschaftlichen Entdeckungen gilt oft eine Frist, bis zu deren Ablauf die Geschichte nicht in den Medien veröffentlicht werden darf. Beim Schwarzen Loch endete diese am 12. Mai um 15.07 Uhr MESZ. Auf die Minute genau wurde das Bild zeitgleich an verschiedenen Orten präsentiert.
In den Wochen zuvor tobte innerhalb des Teams ein erbitterter Kampf, wer wann mit der Presse sprechen dürfe – und ob es vorher nur Hintergrundinformationen geben oder ob es schon konkret um das Bild gehen sollte.
Eine große Sternwarte drohte, eine Pressekonferenz platzen zu lassen, sollte das Ereignis nicht mehr exklusiv sein. Eine nationale Forschungsstiftung setzte junge Forscher unter Druck, dass sie weniger Mittel bekämen, sollten sie zu früh mit der Presse sprechen.
Topastronomen verteilten heimlich Ausdrucke von Publikationen an ausgewählte Personen, aus denen aber das Bild herausgeschnitten war.
In der Forschung arbeiten Menschen – und Menschen pflegen ihre Eitelkeiten. Beim Bild vom Schwarzen Loch hoffen letztlich alle auf den Nobelpreis.
Das setzt die Freiheit von Wissenschaft und Presse aber nicht außer Kraft. Auch wer tief in den Kosmos blickt, sollte die Bodenhaftung nicht verlieren. Die Sterne im Zentrum der Milchstraße drehen sich um das Schwarze Loch – aber nicht die ganze Welt.