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Steve Brusatte: "Aufstieg und Fall der Dinosaurier"
Ein Dinosaurier-Buch spannend wie ein Roman

Der Paläontologe und Dinosaurierexperte Steve Brusatte erzählt die dramatische Geschichte der Urzeitgiganten neu: von ihrem Aufstieg zu den Herrschern der Welt bis zu ihrem Ende. Er wirft außerdem die Frage auf, wie die derzeitigen Herrscher der Welt, die Menschen, enden werden.

Von Dagmar Röhrlich | 24.03.2019
Cover von Steve Brusattes Buch "Aufstieg und Fall der Dinosaurier". Im Hintergrund ist ein Foto zu sehen, das zeigt wie Besucher einen Tyrannosaurus im "Natural History Museum" in London betrachten.
Dinosaurierforscher Steve Brusatte schreibt sehr anschaulich und unterhaltsam (Piper / imago stock & people)
Stellen Sie sich vor: Sie stehen vor Morgengrauen auf dem Hauptbahnhof von Peking, um mit dem Zug nach Jinzhou zu fahren. Sie sprechen nur wenige Worte chinesisch, müssen die Schriftzeichen auf der Fahrkarte mit denen an den Bahnsteigen vergleichen - und die Abfahrtszeit rückt näher und näher. Panik macht sich breit.
Mit dieser rasanten Szene für das Kopfkino steigt Dinosaurierforscher Steve Brusatte in sein Buch "Aufstieg und Fall der Dinosaurier" ein. Auch sonst liebt es der renommierte Paläontologe und Dinosaurierexperte spannend, denn die Geschichte der Dinosaurier ist untrennbar verbunden mit dramatischen Ereignissen. Etwa dem Massenaussterben vor 252 Millionen Jahren: Es machte beinahe Tabula rasa mit den damals höheren Lebensformen und ermöglichte ihren späteren Aufstieg. Ein anderes Massenaussterben vor 200 Millionen Jahren stellte dann den "mörderischen" Feind der frühen Dinosaurier ins Abseits: den bis zu acht Meter langen Saurosuchus aus der Verwandtschaft der Krokodile.
Klimawandel statt Asteroideneinschlag?
Nun konnten sich die Dinos durchsetzen, sie beherrschten die Welt: Ähnlich wie die Menschen heute lebten auch sie überall - selbst in der Antarktis, die zwar schon über dem Pol lag, aber ein recht angenehmer Ort war. Milliarden von Sauriern bevölkerten die Erde, in allen Größen und mit allen Lebensweisen. Manche gruben, andere flogen, wieder andere lebten auf Bäumen und es gab Arten, die die Erde erzittern ließen, wenn sie sich in Bewegung setzten. Sie waren die Herrscher der Welt - doch dann kam ihr Ende. Auch das war bekanntlich katastrophal, und nur die Vögel überstanden es.
Was das Buch von Steve Brusatte besonders macht, ist die Rasanz, mit der der Paläontologe schreibt. Interessant die Einblicke in den Wissenschaftsbetrieb, die er gewährt: seien es die Beschreibungen der Geländeaufenthalte oder die des Zusammenwirkens von Industrie und Forschung. Am Ende seines Buches, das sich über weite Strecken wie ein Roman lesen lässt, fragt sich Steve Brusatte schließlich, ob der derzeitige Herrscher der Welt, der Mensch, es selbst schaffen könnte, sich den Garaus zu machen: Klimawandel statt Asteroideneinschlag? Eine inzwischen konventionelle Frage, aber spannend vor dem Hintergrund, den er so eloquent vor dem Leser ausgebreitet hat.
"Aufstieg und Fall der Dinosaurier: Eine neue Geschichte der Urzeitgiganten" von Steve Brusatte
Aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus de Palézieux
Piper-Verlag, 416 Seiten, 24,00 Euro