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Steve Strange ist tot
Der Hit einer ganzen Bewegung

Der Hit "Fade to Grey" war ihr größter Erfolg: Steven Strange, Sänger der Eletro-Pop-Band Visage, ist im Alter von 55 Jahren gestorben. Mit Ehrenbezeichnungen wie 'Keimzelle der elektronischen Musik' oder 'Speerspitze der New Romantic' gedenken ihm Fans und Freunde in den Sozialen Netzwerken.

Von Gabi Biesinger | 13.02.2015
    Der verstorbene Sänger Steve Strange spielte bei der britischen Band Visage.
    Der verstorbene Sänger Steve Strange der britischen Band Visage. (imago/Images)
    New Romantic, das war der Anfang der 1980er Jahre. In Großbritannien regierte Margret Thatcher mit harter Hand. Und die Musikszene versuchte der sozialen Kälte mit sanften Elektropop-Sounds und verspielten Klamotten zu entkommen. Puffärmel, Rüschen, geschminkte Gesichter. Einer der Vorreiter dieser Bewegung war der gebürtige Waliser Steve Strange, Frontmann der Band Visage. In ihrem größten Hit, Fade to Grey, steht ein einsamer Mann am Bahnsteig und hofft, dass das Leben nicht zu lang und nicht zu grau werden wird. In neun Ländern landete Fade to Grey auf Platz 1. Der Song prägte eine ganze Ära, meint der Musikjournalist Jonathan Wingate:
    "Ich denke der musikalische Einfluss von Strange wird gerne unterschätzt. Klar kann man ihn als One-Hit-Wonder abtun, aber "Fade to Grey" ist ein absolut ikonischer Song, der die ganze New Romantik Szene definierte. Sogar David Bowie lud Strange ein, in seinem Video zum Album "Ashes to Ashes" mitzuspielen, weil er Strange für so einflussreich hielt."
    Und das überraschte keinen so sehr, wie ihn selbst, erzählte Steve Strange einmal in einem Interview: "Unglaublich. Wer konnte ahnen, dass das eine ganze Bewegung werden würde und wir in die Geschichtsbücher eingehen würden."
    Boy George arbeitete in Stranges Klub
    Nicht nur musikalisch und modisch erregte Paradiesvogel Steve Strange Aufsehen. Seine Anziehungskraft war legendär und seine Klubs im Londoner Vergnügungsviertel Soho waren Anfang der 1980er-Jahre Keimzelle der elektronischen Musikszene – so wie der Cavern Club in den 1960ern für den Merseysound der Beatles, schilderte Midge Ure, Stranges Bandkollege bei Visage. Das Camden Palace, Billy's und vor allem der Poptempel "Blitz". Dort arbeitete Boy George an der Garderobe, bevor er zum Popstar wurde. Dort feierten Duran Duran erste Erfolge. Und auch Spandau Ballet hatten dort ihr Bühnendebüt erinnert sich Gitarrist Gary Kemp:
    "Der Blitz-Club war eng, düster, sehr intensiv. Meine Persönlichkeit formte sich in diesem Klub. Und ich konnte kaum fassen, dass wir, Arbeiterkinder aus Nord-London, in diesem Mix aus verrückten Leuten, Punks, Kunststudenten aufgingen."
    Nach der Auflösung von Visage Mitte der 1980er-Jahre konnte Strange musikalisch nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen. Er nahm Drogen, sein Haus brannte ab, er verlor seinen ganzen Besitz. Obwohl er die Sucht überwand blieb er gesundheitlich angeschlagen. Jetzt trauern Fans und Freunde in den Social Networks, unter ihnen Billy Idol und Pop-Model Samantha Fox. Simon LeBon von Duran Duran twitterte: "Steve, Du warst die Speerspitze der New Romantik. Möge Gott Dich schützen."