Entscheidende Runde
Stichwahl um die Präsidentschaft in Moldau

In der Republik Moldau hat die Stichwahl um die Präsidentschaft begonnen. Die Wahllokale sind seit 6 Uhr Mitteleuropäischer Zeit geöffnet. Die pro-europäische Amtsinhaberin Sandu tritt gegen ihren russlandfreundlichen Konkurrenten Stoianoglo an. Sandu hatte in der ersten Wahlrunde rund 42 Prozent der Stimmen erhalten.

    Die Präsidentschaftskandidatin spricht am 20. Oktober mit Journalisten vor einem Wahllokal.
    Die amtierende Präsidentin Maia Sandu hatte nach dem Wahltag schwere Vorwürfe gegenüber Russland erhoben. (picture alliance / dpa / TASS / Veniamin Demidetsky)
    Für Stoianoglo hatten knapp 26 Prozent der Wähler gestimmt. Der Ausgang der Wahl gilt als offen. Sandu steht wegen mangelnder wirtschaftlicher und sozialer Fortschritte in der Kritik. Sie hatte vor der Wahl angekündigt, ihren reformorientierten Kurs fortzusetzen. Viele Moldauer ärgert zudem, dass die Preise für Energiekosten steigen, nachdem Sandu den Verzicht auf russisches Gas durchgesetzt hatte.
    Der ehemalige Generalstaatsanwalt Stoianoglo tritt für die Partei der Sozialisten des moskaufreundlichen Ex-Präsidenten Dodon an. Stoianoglo will neben einem EU-Kurs auch gute Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Gegner sehen ihn als Marionette korrupter Oligarchen. 

    Korruptionsvorwürfe gegen Mitglieder der Wahlkommission

    Die erste Wahlrunde vor zwei Wochen war überschattet von zahlreichen Vorwürfen einer Wahlbeeinflussung durch das pro-russische Lager in Moldau. Wahlberechtigte beklagten, sie seien angerufen und aufgefordert worden, für Stoianoglo zu stimmen. Erst vor zwei Tagen waren mehrere Mitglieder der Wahlkommission des Landes wegen des Verdachts der Korruption ausgetauscht worden.
    Moldau hat rund 2,5 Millionen Einwohner. Zur Wahl aufgerufen sind ebenfalls Hundertausende Moldauer, die im Ausland leben. Das Land liegt zwischen Rumänien und der Ukraine und ist EU-Beitrittskandidat. Moldau seht aber auch stark unter russischem Einfluss.

    Kritik an EU-Referendum

    Sandu hatte vor zwei Wochen ein gleichzeitig mit der Wahl angesetztes Referendum über die Verankerung des EU-Kurses in der Verfassung mit hauchdünner Mehrheit gewonnen. Den Ausschlag dafür gaben vor allem die Moldauer, die in der EU leben. Selbst aus dem Lager der Anhänger Sandus gab es Kritik, sie habe die Präsidentschaftswahl auf verwirrende Weise und zum unpassenden Zeitpunkt mit einem solchen wichtigen Verfassungsreferendum verknüpft. Auch viele EU-Befürworter hatten das Referendum boykottiert, in Moldau selbst gab es dafür keine Mehrheit.
    Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ist mit Wahlbeobachtern in dem Land.Die Wahllokale schließen um 20 Uhr Mitteleuropäischer Zeit. Aussagekräftige Ergebnisse werden am späten Abend erwartet.

    Mehr zum Thema

    Wahlkommission tauscht nach Korruptionsvorwürfen Mitarbeiter aus
    Volksabstimmung: EU und USA begrüßen pro-europäischen Ausgang des Referendums in Moldau
    Ex-Sowjetrepublik: Worum es bei dem EU-Referendum in Moldau genau ging und warum das Ergebnis so knapp war
    Diese Nachricht wurde am 03.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.