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Stickoxid-Belastung
Deutsche Umwelthilfe fordert "Blaue Plakette"

Stickoxide, die unter anderem bei der Verbrennung von Dieselkraftstoffen entstehen, sind nach wie vor ein großes Problem für die Luftqualität. Die Deutsche Umwelthilfe hat deshalb ihre Pläne für eine neue Umweltplakette vorgestellt. Die "Blaue Plakette" soll Autos mit geringem Stickoxidausstoß kennzeichnen.

Von Anja Nehls |
    Auf einer Durchgangsstraße in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) sind Fahrzeuge in Kolonnen unterwegs.
    Feinstaub durch Straßenverkehr belastet die Menschen ebenso wie Stickoxide aus Dieselmotoren. (picture alliance / ZB)
    Die blaue Plakette soll in Zukunft Autos mit geringem Stickoxidausstoß kennzeichnen und allen anderen möglichst verbieten in die bereits bestehenden Umweltzonen in den Städten und Ballungszentren zu fahren. Für den Ausstoß von Stickoxiden sind dabei besonders Dieselfahrzeuge, LKW und Busse verantwortlich. Das Abgas aus dem Motor bildet in der Luft nämlich schädliches Stickstoffdioxid, und das ist umwelt- und gesundheitsschädlich, sagt Jens Hilgenberg vom BUND:
    "Wenn man erhöhten Belastungen immer wieder ausgesetzt ist, hat man Schädigungen der Lunge zu befürchten, man ist kurzatmig, man hat Augenreizungen, Reizungen des Mund- und Nasenraumes und das führt hin bis zu Krebs leider."
    Dabei gibt es für die Belastung der Luft Stickoxiden eigentlich eine EU Richtlinie. Die Grenzwerte werden aber in vielen deutschen Städten deutlich überschritten – nach Angaben des Umweltbundesamtes sogar an 56% der Messstellen – am schlimmsten ist die Situation in Stuttgart. Die Deutsche Umwelthilfe, der BUND und der Naturschutzbund D wollen jetzt mithilfe der blauen Plakette den Kommunen die rechtliche Möglichkeit geben, die Hauptverursacher der Luftverschmutzung, nämlich Dieselfahrzeuge, aus den Städten zu verbannen. Für Hilgenberg ein erster Schritt:
    "Natürlich müssen wir dann auch noch die anderen Emittenden angehen wie Binnenschiffe, Baumaschinen und in Hamburg und Rostock ganz wichtig die Seeschifffahrt."
    Eine blaue Plakette würden alle Fahrzeuge bekommen, die die strengen Abgasgrenzwerte der Euro6 Norm einhalten. Die gilt für Neufahrzeuge ab September sowieso – alle anderen Autos, LKW und Busse müssten aber mit einem sogenannten SCR Katalysator nachgerüstete werden. SCR steht für selektive katalytische Reduktion und mindert den Stickoxidausstoß. Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe
    "Mit einer entsprechenden Notwendigkeit der höheren und besseren Abgaswerte wird es Nachrüstsysteme geben. Wir gehen davon aus, dass es für 95% der Motoren sehr kurzfristig Nachrüstlösungen angeboten werden und damit dann die Innenstädte auch im Bereich des Lieferverkehrs sauberer werden."
    Was das kosten kann l und ob sich das für ältere Autos überhaupt noch lohnt, ist bisher noch völlig unklar. Die Autofahrer in Berlin Mitte sind jedenfalls erstmal skeptisch:
    "Alles dummes Zeug. Irgendwer wird schon dran verdienen und aus diesem Grund, die Welt muss rund laufen. Typisch deutsche Regulierungswut. Irgendwann ist es zu viel, da braucht man dann eine Plakette, dass man atmen darf. Dazu ist Berlin zu voll mit Autos und allem. Ich glaube, nicht dass das was bringt."
    Zumal schon die Wirksamkeit der bereits bestehenden Umweltzonen und der grünen Feinstaubplakette immer wieder angezweifelt wird. Zu Unrecht, sagt Dorothee Saar von der Deutschen Umwelthilfe, denn gerade für Berlin gäbe es eindeutige Untersuchungsergebnisse:
    "Und da kann man sehen, dass die NO2 Belastung aus dem Verkehr um 20% zurückgegangen ist und dass die Rußbelastung aus dem Feinstaub, also der besonders aggressive Anteil. der aus dem Verkehr stammt um 60% zurückgegangen ist."
    Die Umweltverbände fordern jedenfalls nun die Einführung der neuen blauen Plakette möglichst bereits im kommenden Jahr.