Die Umweltwissenschaftler des International Council on Clean Transportation (ICCT) berufen sich in ihrer Analyse auf Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) und aus Finnland. Demnach wurden für Diesel-Personenwagen der Euro-6-Norm im realen Straßenbetrieb Stickoxid-Werte (NOx) von 500 Milligramm pro Kilometer gemessen. Bei Nutzfahrzeugen waren es dagegen nur 210 Milligramm je Kilometer - weniger als die Hälfte. Messe man den Schadstoffausstoß am Spritverbrauch, seien die Werte bei Autos sogar zehnmal so hoch.
Als Grund nennt der ICCT, der den Abgas-Skandal bei VW mit aufgedeckt hatte, dass bei Lkw und Bussen bereits seit 2013 die Werte im realen Betrieb auf den Straßen gemessen würden. Dort dürften die Grenzwerte nicht überschritten werden. Bei Pkw hingegen würden die Grenzwerte nur auf Prüfständen im Labor meist eingehalten.
Fahrzeuge von Normalverbrauchern statt Tests mit präparierten Pkw?
Angesichts dieser Erkenntnisse hat der ICCT erneut gefordert, die Abgastests im Labor zügig durch Messungen auf der Straße zu ergänzen. Tatsächlich führt die Europäische Union im Herbst ein neues Messverfahren für die Zulassung von Pkw ein, das den realen Betrieb auf der Straße berücksichtigen soll. Die ICCT-Forscher erwarten dadurch realistischere Abgaswerte, allerdings fordern sie weitere Maßnahmen.
Nicht nur von den Herstellern ausgewählte Fahrzeuge sollen geprüft werden. "Besser wäre es, stattdessen normale Serienfahrzeuge aus Kundenhand zu vermessen und stichprobenartige Nachkontrollen einzuführen", sagte ICCT-Europa-Chef Peter Mock. Die Details müssen jedoch noch auf EU-Ebene festgelegt werden. Bereits im November hatte der ICCT drastische Abweichungen zwischen offiziellen Katalog- und tatsächlichen Straßenwerten beim CO2-Ausstoß vieler Autos gemeldet.
(tj/hba)