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Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Wohin steuert der Museumstanker?

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sei ein handlungsunfähiger Koloss aus Museen, Bibliotheken und Archiven - mit sehr niedrigen Besucherzahlen im internationalen Vergleich. Das bescheinigte der Wissenschaftsrat der Berliner Institution vor einem knappen Jahr. Jetzt hat sie Reformen beschlossen.

Von Jürgen König |
Die Alte Nationalgalerie ist im Licht der aufgehenden Sonne zu sehen.
Museen wie etwa die Alte Nationalgalerie sollen mehr Autonomie bekommen (picture alliance / dpa / Christoph Söder)
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wurde 1957 gegründet mit dem Ziel, die Kulturgüter des ehemaligen Landes Preußen zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur Stiftung, die von Bund und Ländern gemeinsam getragen wird, gehören die Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, das Ibero-Amerikanische Institut und das Staatliche Institut für Musikforschung.
Die Sammlungen der Museen genießen Weltgeltung. Doch seit Langem schon gibt es die Kritik, dass sie nicht angemessen präsentiert werden. Insbesondere das Fehlen großer Blockbuster-Ausstellungen wurde bemängelt, wie es sie in Paris, London oder New York regelmäßig gibt. Auch verzeichneten die Museen viel weniger Besucherinnen und Besucher als die internationale Konkurrenz.

Autonomie der Museen und Institute wird gestärkt

Vor einem Jahr legte der Wissenschaftsrat ein von Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Auftrag gegebenes Gutachten vor - Ergebnis: Die SPK sei ein handlungsunfähiger Koloss, der dringend reformiert wenn nicht gar zerschlagen werden müsse. Dem Wissenschaftsrat folgte eine Reformkommission. Und deren Empfehlungen wurden heute vom Stiftungsrat der SPK weitgehend angenommen.
Danach wird die Autonomie der zur Stiftung gehörenden Museen, Bibliotheken, Archive und Forschungseinrichtungen deutlich gestärkt. Gleichzeitig sollen die Institutionen stärker inhaltlich und interdisziplinär zusammenarbeiten.
Damit das gelingen kann, wurde die Struktur der Stiftung verändert. Im Stiftungsrat waren bisher der Bund und alle 16 Bundesländer vertreten; künftig werden nurmehr einige Länder im Stiftungsrat bleiben, die dann rotieren, so dass jedes Bundesland früher oder später einmal dran ist. Die frei gewordenen Plätze werden durch Fachleute aus Kultur und Wissenschaft ersetzt, die mit ihrer Expertise die Stiftung beleben und den aktuellen Anforderungen anpassen sollen. Soweit der Plan: Damit es dazu kommt, muss es im Bundestag Gesetzesänderungen geben, das wird erst in der nächsten Legislaturperiode möglich sein – es dauert also noch.

Hierarchien werden abgebaut

"Die SPK der Zukunft wird eine andere sein. Mit der heutigen Entscheidung im Stiftungsrat der SPK ist ein Meilenstein erreicht", erklärte Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu den Eckpunkten der Reform. Der Wille zur Veränderung sei auf allen Ebenen in der Stiftung vorhanden. Und inzwischen sei intern enorm viel in Bewegung gekommen, um den "einzigartigen Verbund SPK schlagkräftiger zu machen".
Der Name der Stiftung bleibt erhalten, auch das Präsidium bleibt bestehen. Anstelle der bisherigen Hauptverwaltung wird aber ein "Kollegialorgan" eingerichtet. Ihm gehören unter anderem Vertreter der Einrichtungen der Stiftung an - also der Museen, der Staatsbibliothek und der Forschungsinstitute. Um den Museen mehr Eigenständigkeit zu ermöglichen, wird die bisherige Hierarchie-Ebene der Generaldirektion der Staatlichen Museen abgeschafft.

Offene Fragen bei Finanzierung

Bei der künftigen Finanzierung der Stiftung gibt es noch ungeklärte Fragen. Im Moment trägt der Bund mit mehr als 200 Millionen Euro jährlich 85 Prozent der laufenden Kosten sowie 100 Prozent aller Bauleistungen. Das Land Berlin möchte seine Beiträge gedeckelt wissen. Geschieht dies, müsste der Bund weitere 30 bis 50 Millionen Euro jährlich geben.
Monika Grütters sprach von einem "klaren Bekenntnis der Länder", inwieweit sie sich tatsächlich für die Arbeit der SPK interessieren und wie viel Geld ihnen das wert ist.
Nun soll nach dem Wunsch von Kulturstaatsministerin Grütters die Ministerpräsidentenkonferenz zusammentreten und erklären, wie künftig die Finanzstruktur dieser Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Bund-Länder-Einrichtung geregelt werden soll. Monika Grütters sprach von einem "klaren Bekenntnis der Länder", inwieweit sie sich tatsächlich für die Arbeit der SPK interessieren und wie viel Geld ihnen das wert ist.

Weg für Verhandlungen über Benin-Bronzen frei

Die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen sollen aus Deutschland an Nigeria zurückgegeben werden. Der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ermächtigte Präsident Hermann Parzinger, mit den zuständigen Stellen in Nigeria Verhandlungen über die Rückführung von entsprechenden Objekten aus Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin zu führen. Ziel seien "substanzielle Rückgaben im kommenden Jahr", hieß es.