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Stiftung Warentest gibt sich ein "Gut"

Produkte, die ein "Gut" oder "Sehr gut" der Stiftung Warentest bekommen haben, verkaufen sich besser. Kein Zweifel, das Urteil der Berliner Tester hat großen Einfluss auf viele Verbraucher. Doch die Tester haben in den vergangenen Jahren immer mehr Konkurrenz bekommen - Zeit für eine Bilanz.

Von Dieter Nürnberger | 19.05.2009
    Für eine Verbraucherinstitution wie die Stiftung Warentest war und ist natürlich die Finanzmarktkrise das wichtige Thema der vergangenen zwölf Monate gewesen. Übrigens in zweierlei Hinsicht - zum einen natürlich in der Berichterstattung der Publikationen der Stiftung, zum anderen macht sich die Krise aber auch derart bemerkbar, dass der Umsatz der Warentester zurückgegangen ist. Das heißt, man verkauft weniger an Publikationen. Die bekanntesten sind ja die Hefte "test" und "Finanztest". Hier gehen die Abonnements zurück, wenn auch etwas langsamer als in den Vorjahren, und es gehen auch die Kioskverkäufe zurück. Einzige Ausnahme: "Finanztest" konnte zumindest bei den Abo-Kunden leicht zulegen – auch dies sicherlich eine Folge des gestiegenen Beratungsbedarfs bei Geldthemen. Politisch hatte die Stiftung der Politik auch einiges mit auf den Weg gegeben, nämlich Lehren aus dem Bankenversagen zu ziehen – Werner Brinkmann vom Vorstand der Stiftung zog zumindest hier eine zufriedenstellende Bilanz.

    "Ich erwähne nur die vorgesehene Verpflichtung, für das Beratungsgespräch ein Protokoll zu führen und dem Kunden zu übergeben. Auch die geplante Verbesserung der Einlagensicherung der Banken gehört dazu. Und die vorgesehene deutliche Verlängerung der Verjährungsfrist für Opfer bei einer fehlerhaften Beratung der Banken. Auch dies ein notwendiger Schritt, um die Rechtslage zugunsten des Verbrauchers zu verbessern."

    Längst ist auch die Stiftung Warentest nicht mehr allein auf dem Markt. Es gibt inzwischen unzählige Internetportale und Fachzeitschriften, die vergleichende Produkt- oder Dienstleistungsuntersuchungen anbieten. Die Stiftung Warentest betonte deshalb heute zum wiederholten Mal ihre Unabhängigkeit, denn die Publikationen der Stiftung Warentest haben keine kommerzielle Werbung im Heft. Und man verweist zudem auf die jahrzehntelange Erfahrung bei den Untersuchungen. Klar ist aber auch: Man muss mit der Zeit gehen – und Werner Brinkmann verwies deshalb, recht stolz, auf die Internetaktivitäten seines Hauses. Die Seitenaufrufe durch die Internetnutzer steigen. Zudem gibt es Neuerungen. Beispiele:

    "Produktfinder sind Datenbanken, bei denen wir nicht mehr einzelne Tests sondern ganze Produktgruppen ins Netz stellen. Diese Produktfinder gibt es bislang bei Digitalkameras mit 500 getesteten Produkten, bei Fernsehern mit 150 und Investmentfonds mit 8000 Produkten. Wir haben ja außerdem noch unsere Datenbank zu Medikamenten. Mit deren Hilfe kann der Nutzer Bewertungen von rund 7000 Medikamenten im Internet abrufen."

    Zur Bilanz 2008/2009 gehört auch, dass einzelne Unternehmen mit den über sie und ihre Produkte geschrieben Bewertungen nicht einverstanden waren. Doch es bleibe dabei, so Werner Brinkmann, auch bei juristischen Anfechtungen wird der unabhängigen Prüfinstitution in der Regel Recht gegeben.

    "Das war einmal die Firma 'Faber-Castell'. Die hatte in Nürnberg eine einstweilige Verfügung gegen unsere Untersuchung von Schadstoffen in Buntstiften beantragt. Wir hatten hier Schadstoffe gefunden. Dieser Antrag wurde aber vom Gericht abgelehnt."

    Die Stiftung Warentest nutzte die heutige Vorstellung des Jahresberichts auch, um vor einem recht seltsamen Verhalten der Banken zu warnen. In einer aktuellen Untersuchung hat man nämlich herausgefunden, dass sich Vertrauen in Banken und Finanzvermittler häufig immer noch nicht auszahlt – die Warentester machen dies anhand der Höhe der derzeitigen Dispokredit-Zinssätze fest.

    "Die Zinsen für diese Kredite sind in der letzten Zeit überhaupt nicht heruntergegangen. Der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank ist hingegen deutlich gesunken. Und zwar von vier Prozent im Sommer 2008 auf nunmehr ein Prozent. Daran sieht man, dass die deutlich günstigeren Refinanzierungsbedingungen nicht an die Kunden weitergegeben wurden."

    Man sollte also genau hinschauen, denn gegenwärtige Zinssätze für den Dispokredit können über 14 Prozent liegen oder auch etwas unter 12 Prozent. Sie seien generell aber zu hoch, sagt die Stiftung Warentest.