Unter den zwölf Monate alten Kindern hätten nur 21 Prozent einen vollständigen Impfschutz, teilte die Stiko mit. Ziel in dieser Altersgruppe sei eine Quote von 95 Prozent. Die Kommission empfiehlt Eltern, fehlende Impfungen gegen die auch als Kinderlähmung bekannte Krankheit zügig nachzuholen. Auch für Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben, sei ein vollständiger Impfschutz wichtig.
Der Polio-Erreger war zuletzt in mehreren deutschen Städten in Abwasserproben nachgewiesen worden - unter anderem in Köln, München und Hamburg. Laut Robert-Koch-Institut handelt sich nicht um den Wildtyp des Virus, sondern um abgeschwächte Varianten, die bei der Schluckimpfung verwendet werden. Diese sind in Afrika und Asien noch verbreitet.
Angesichts der aktuellen Impfquoten besteht laut RKI die Möglichkeit, dass auch wieder Infektionsketten entstehen und Menschen an Polio erkranken.
Wildtyp des Poliovirus gilt als ausgerottet
Das Wildtyp-Poliovirus 2, das die sogenannte Kinderlähmung hervorruft, gilt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge als ausgerottet. Bei dem bis 1998 in Deutschland und in anderen Ländern weiterhin genutzten Lebendimpfstoff kann es jedoch vorkommen, dass die Impfviren mutieren und mit dem Stuhl Geimpfter in das Abwasser gelangen. Sind diese Viren über mehr als zwei Monate im Abwasser nachweisbar, wird laut WHO von einem zirkulierenden Erreger gesprochen. Ähnliche Befunde gab es zuletzt in Spanien und Portugal.
Diese Nachricht wurde am 12.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.