Auf immer dieselben Fragen gebe ich immer unterschiedliche Antworten, sagt Abbas Kiarostami. Über seinen Werdegang gibt es immer andere Geschichten, und die Wiesbadener Version lautet so:
"Anfangs wollte ich Maler werden. Ich habe die Kunsthochschule in Teheran besucht, aber bin daran gescheitert. Ich nahm damals Zuflucht zum Filmemachen. Aber ein paar Jahre später gab es die iranische Revolution, und Filme zu machen war dann nicht mehr möglich. Ich konnte aber nicht einfach aufhören zu arbeiten. Ich liebte die Natur, ich wollte sie festhalten wie ein Maler. Also kaufte ich eine Kamera, fuhr hinaus aufs Land und machte Fotografien als Erinnerungen an die Schönheit, die mir da begegnete. Alles was ich sagen kann, ist, dass Fotografie und Film für mich nichts anderes als die Fortsetzung jener Kunst ist, an der ich gescheitert bin. Die Bilder, die Sie hier sehen, sind Bilder, von denen ich gewünscht hätte, ich hätte sie malen können."
Ganz so schlimm war es nach Kiarostamis offiziellem Lebenslauf dann doch nicht mit seiner Malerei. Die Kunsthochschule hat er immerhin abgeschlossen und konnte danach noch als Illustrator und Werbezeichner, unter anderem für Filmplakate, Geld verdienen. Aber sein Verständnis von Film und Fotografie als Fortsetzung von Malerei mit anderen Mitteln wirkt plausibel.
Diese Haltung, vermischt mit einer politischen und philosophischen Lyrik, entspricht ohnehin der Ausrichtung der Neuen Welle des iranischen Kinos, der sich Kiarostami in den 70er-Jahren angeschlossen hat und deren bekanntester Vertreter er heute nominell zumindest im Westen ist. Seine Landschaftsfotografien und kurzen Filme, wie etwa das meditative "Roads", sind beredte Beispiele dafür. Mit einer Stimme aus dem Off erzählt ein Mann von der lebenslangen Faszination durch Straßen und folgt ihrer Bedeutung durch die Geschichte der persischen Philosophie und Dichtung, während zugleich stille und bewegte Bilder von horizontweiten Straßen durch einsame Gegenden vorbeiziehen.
Im Erdgeschoss des Museums finden sich zudem drei einfache Videoinstallationen, in denen die Kamera in Dauereinstellung stille oder leicht bewegte Wasserflächen fixiert.
"Videokunst ist irgendwo zwischen Poesie, Malerei und Fotografie angesiedelt und hat nicht so sehr etwas mit dem klassischen Geschichtenerzählen von Filmen zu tun. Dieses Erzählerische gehört eher dem Kino an. Aber vielleicht muss man besser sagen: In allem wird immer eine Geschichte erzählt, auch in meinen Fotografien. Wenn Sie vor einer dieser Fotografien stehenbleiben, weil Sie denken, dort wird eine Geschichte erzählt, dann ist dies aber ihre ganz persönliche Geschichte, und ähnlich ist es bei Videokunst. Es gibt eine Geschichte, aber sie ist abstrakt."
Zu den am meisten gestellten Fragen gehört zweifellos die, warum er, der politische Poet des Film, anders als viele andere Regisseure seiner Generation nach der iranischen Revolution von 1979 immer noch in seinem Land geblieben ist, trotz der offenkundig schwierigen Arbeitsbedingungen. Eigentlich aber hat er zu diesem Thema schon alles gesagt. Kiarostami antwortet gern in Sprachbildern, etwa jenem vom Baum, der keine Früchte mehr trägt, wenn man seine Wurzeln ausgräbt und ihn an einen anderen Ort versetzt. Und so wie dem Baum wäre es ihm selbst auch ergangen, hätte er das Land verlassen.
Die Wiesbadener Ausstellung ist begrenzt und still, nicht viele Journalisten haben sich eingefunden, anders als bei seinen vergleichbaren Schauen im MoMA in New York oder im Pariser Centre Pompidou. In Deutschland ist die historische Bedeutung seiner Filmsprache auch für das westliche Kino noch nicht recht angekommen. Kein Wunder, wird mancher sagen, wenn man sich das deutsche Gegenwartskino ansieht. Umso mehr sind das Museum Wiesbaden und das Bochumer Hochschulprojekt "Situation Kunst" für ihre Initiative zu loben.
"Anfangs wollte ich Maler werden. Ich habe die Kunsthochschule in Teheran besucht, aber bin daran gescheitert. Ich nahm damals Zuflucht zum Filmemachen. Aber ein paar Jahre später gab es die iranische Revolution, und Filme zu machen war dann nicht mehr möglich. Ich konnte aber nicht einfach aufhören zu arbeiten. Ich liebte die Natur, ich wollte sie festhalten wie ein Maler. Also kaufte ich eine Kamera, fuhr hinaus aufs Land und machte Fotografien als Erinnerungen an die Schönheit, die mir da begegnete. Alles was ich sagen kann, ist, dass Fotografie und Film für mich nichts anderes als die Fortsetzung jener Kunst ist, an der ich gescheitert bin. Die Bilder, die Sie hier sehen, sind Bilder, von denen ich gewünscht hätte, ich hätte sie malen können."
Ganz so schlimm war es nach Kiarostamis offiziellem Lebenslauf dann doch nicht mit seiner Malerei. Die Kunsthochschule hat er immerhin abgeschlossen und konnte danach noch als Illustrator und Werbezeichner, unter anderem für Filmplakate, Geld verdienen. Aber sein Verständnis von Film und Fotografie als Fortsetzung von Malerei mit anderen Mitteln wirkt plausibel.
Diese Haltung, vermischt mit einer politischen und philosophischen Lyrik, entspricht ohnehin der Ausrichtung der Neuen Welle des iranischen Kinos, der sich Kiarostami in den 70er-Jahren angeschlossen hat und deren bekanntester Vertreter er heute nominell zumindest im Westen ist. Seine Landschaftsfotografien und kurzen Filme, wie etwa das meditative "Roads", sind beredte Beispiele dafür. Mit einer Stimme aus dem Off erzählt ein Mann von der lebenslangen Faszination durch Straßen und folgt ihrer Bedeutung durch die Geschichte der persischen Philosophie und Dichtung, während zugleich stille und bewegte Bilder von horizontweiten Straßen durch einsame Gegenden vorbeiziehen.
Im Erdgeschoss des Museums finden sich zudem drei einfache Videoinstallationen, in denen die Kamera in Dauereinstellung stille oder leicht bewegte Wasserflächen fixiert.
"Videokunst ist irgendwo zwischen Poesie, Malerei und Fotografie angesiedelt und hat nicht so sehr etwas mit dem klassischen Geschichtenerzählen von Filmen zu tun. Dieses Erzählerische gehört eher dem Kino an. Aber vielleicht muss man besser sagen: In allem wird immer eine Geschichte erzählt, auch in meinen Fotografien. Wenn Sie vor einer dieser Fotografien stehenbleiben, weil Sie denken, dort wird eine Geschichte erzählt, dann ist dies aber ihre ganz persönliche Geschichte, und ähnlich ist es bei Videokunst. Es gibt eine Geschichte, aber sie ist abstrakt."
Zu den am meisten gestellten Fragen gehört zweifellos die, warum er, der politische Poet des Film, anders als viele andere Regisseure seiner Generation nach der iranischen Revolution von 1979 immer noch in seinem Land geblieben ist, trotz der offenkundig schwierigen Arbeitsbedingungen. Eigentlich aber hat er zu diesem Thema schon alles gesagt. Kiarostami antwortet gern in Sprachbildern, etwa jenem vom Baum, der keine Früchte mehr trägt, wenn man seine Wurzeln ausgräbt und ihn an einen anderen Ort versetzt. Und so wie dem Baum wäre es ihm selbst auch ergangen, hätte er das Land verlassen.
Die Wiesbadener Ausstellung ist begrenzt und still, nicht viele Journalisten haben sich eingefunden, anders als bei seinen vergleichbaren Schauen im MoMA in New York oder im Pariser Centre Pompidou. In Deutschland ist die historische Bedeutung seiner Filmsprache auch für das westliche Kino noch nicht recht angekommen. Kein Wunder, wird mancher sagen, wenn man sich das deutsche Gegenwartskino ansieht. Umso mehr sind das Museum Wiesbaden und das Bochumer Hochschulprojekt "Situation Kunst" für ihre Initiative zu loben.