Gut eine halbe Stunde dauert die Zugfahrt zwischen Malmö und Kopenhagen normalerweise. Doch am Öresund zwischen Schweden und Dänemark ist gerade gar nicht mehr normal. Schweden hat wegen der Flüchtlingskrise beschlossen, ab 4. Januar flächendeckend die Ausweise kontrollieren zu lassen und nicht mehr nur in Stichproben. Eine ganze Region ist in Aufruhr, so wie Lastwagenfahrer Anders Johansson. "Wir haben unsere Zeitvorgaben, ich muss um zwei in Halmstad sein, wenn ich hier aber erst mal eine Stunde in der Schlange stehe, komme ich nie rechtzeitig an."
Die Metropolregion ist eines der größten Wirtschaftszentren im Ostseeraum. Knapp vier Millionen Menschen leben hier. 75.000 Menschen überqueren jeden Tag die Öresundbrücke - mit dem Zug, im Auto, Bus oder Lastwagen. Mehr als 20.000 nehmen die Fähre zwischen Helsingör und Helsingborg. Der Däne Henrik Rörbaek von HH Feries befürchtet Schlimmes: "Wenn es zu Schlangen vor den Fähren kommt, wird der Verkehr der ganzen Stadt lahmgelegt. Das wird uns sehr treffen. Spontan denke ich, dass dieses Gesetz ganz schnell wieder abgeschafft wird, das ist überhaupt nicht durchdacht."
Die schwedische Bahn stellt ab Anfang Januar ihre Schnellzugverbindungen zwischen Stockholm und Kopenhagen ein. Begründung: Die Mitarbeiter schaffen es nicht, alle Reisende zu kontrollieren. Denn für die Ausweiskontrollen sind per Gesetz die Transportunternehmen zuständig. Nehmen sie Passagiere ohne Papiere mit, riskieren sie hohe Strafen. Wie die Kontrollen ablaufen sollen, ist noch immer unklar. Linus Eriksson vom Bahnbetreiber Skånetrafiken: "In der Peakzeit wird es dann sehr volle Züge geben. Dazu kommt, dass man mit mindestens 20 Minuten Verspätung vom Flughafen nach Malmö rechnen muss. Wir sprechen weiterhin mit der DSB aus Dänemark, um herauszufinden, wie wir dieses Problem lösen können."
Dänemark droht mit Schließung der Grenze zu Deutschland
Verspätungen und Staus werden nach Berechnungen des Öresundinstituts jeden Tag einen wirtschaftlichen Schaden von umgerechnet etwa 175.000 Euro verursachen. Außerdem sorgen die intensiveren Grenzkontrollen für eine politische Eiszeit zwischen Schweden und Dänemark.
"Das ist eine sehr unglückliche Situation. Wir haben Milliarden Kronen investiert, um die Infrastruktur in der Öresundsregion aufzubauen, wir haben Millionen von Kronen verwendet, um Kopenhagen und Malmö als eine Region aufzubauen. Und jetzt haben die Schweden beschlossen, diese zusammenhängende Gesellschaft am 4. Januar in zwei Teile zu schneiden." Der dänische Ministerpräsident Rasmussen. Er droht jetzt auch damit, die Grenze dicht zu machen die nach Deutschland. Dänemark wirft den Nachbarn Deutschland und Schweden eine zu großzügige Flüchtlingspolitik vor und eine falsche politische Korrektheit. Dänemark nimmt in diesem Jahr etwa 20.000 Flüchtlinge auf. Schweden fast zehn Mal so viele.
Die Regierung in Stockholm sieht sich deshalb nicht als Buh-Mann. Integrationsminister Morgan Johansson verteidigt im Parlament die geplanten Ausweiskontrollen. Schweden werde künftig weitere Menschen aufnehmen: "Wir schaffen es, wenn die Zahl auf einem annehmbaren Niveau bleibt. Aber wir schaffen es nicht, wenn die Zahl weite auf Rekordniveau liegt. Wir brauchen jetzt einfach eine Atempause, damit wir uns auf alle Menschen, die nach Schweden gekommen sind, konzentrieren können und ihnen einen guten Start in dem neuen Land ermöglichen können." Und Johansson sagt auch: Wir haben bei den Flüchtlingen unsere Grenze erreicht. Dänemark nicht.