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Stimmen zur Europawahl
Ungarn: György Bartók, politischer Aktivist, Komponist und Übersetzer

Der Ungar György Bartók ist politischer Aktivist, Komponist und Übersetzer. Für ihn ist Europa eine trügerische Hoffnung. "Wir denken, dass wir auf einer zivilisierten Insel sind."

Attila Poth hat zugehört |
    Ungarn demonstrieren am Nationalfeiertag in Budapest für Regierungschef Orban.
    In Ungarn ist die Europaskepsis in den letzten Jahren deutlich gewachsen. (picture alliance/dpa/Jerzy Dabrowski)
    Hier zu Hause kann ich immer Leute treffen, die ich mag, die sich freuen, mich zu treffen. Wenn ich etwas Witziges sage, kann es passieren, dass es anderswo gar nicht witzig wäre. Aber ich habe das Gefühl, dass das alles seinen Preis hat. Die Bedingungen sind mehr und mehr rigoros. Zum Beispiel, wenn ich auf der Straße bin, können mich Polizisten einfach zur Legitimierung auffordern, nur weil ich draußen bin. Oder sie suchen eine Ordnungswidrigkeit an meinem Fahrrad, und die werden sie sicher schnell finden.
    Ich will, dass sich die Dinge, die mich stören, ändern. Politisch kann ich nichts erreichen. Trotzdem engagiere ich mich weiterhin als Aktivist. Umsonst nehmen wir die Fidesz Parteizentrale ein, umsonst ketten wir uns an das Parlament, umsonst errichten wir ein Zelt für die Obdachlosen - gegen uns gibt es eine wahnsinnig starke Macht. Es scheint so, als ob wir mit Sicherheitsnadeln gegen die Panzer kämpfen.
    Europa ist eine trügerische Hoffnung. Wir denken, dass wir auf einer zivilisierten Insel sind. Wenn man zwischen den Mächten wählen könnte, dann finde ich Europa am sympathischsten. Es ist aber schade, dass es ein bisschen schwach und korrupt ist. Es ist gut, dass es eine Großmacht ist, aber vielleicht ist sie zu groß. Und kann uns daher nicht verstehen.