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Stimmungsmache für mehr Waffenbesitz in Österreich

Wenn alle guten Bürger bis an die Zähne bewaffnet sind, kann eigentlich nichts mehr passieren - diese Haltung vertritt eine kleine Waffenlobby in Österreich. Schützenhilfe erhalten die Waffenbrüder vor allem von den rechtspopulistischen Parteien. Doch die Mehrheit der Bevölkerung tendiert eher zur Beschränkung von Waffenbesitz.

Von Tom Schimmeck |
    "In Amerika ist das sehr besonders, ja. Das fängt an, wenn sie einreisen, bei der Immigration, wo der auf den Namen schaut, sie angrinst und fragt, ob sie etwas damit zu tun haben."

    Robert Glock, Sohn des größten Waffenproduzenten Österreichs, erinnert sich mit Freuden an seine Zeit in den USA:

    "Dann sagen sie ja und zeigen ihm die Visitenkarte. Und dann erzählt ihnen fünf oder zehn Minuten lang dieser Beamte, der sie vorher ganz böse angeschaut hat, wie viel Freude er mit Waffen hat, wie toll das ist, und seine Tochter und sein Bub und alle und super und klasse und toll. Es ist sehr lustig und das sind aber auch schöne Momente."

    Glock hat einige Jahre für die Firma des Papas in den USA gearbeitet. Die österreichische Firma hat mit ihren Pistolen dort in den letzten Jahrzehnten enorme Marktanteile erobert.
    Österreichs Waffenfans sehnen sich nach den - in ihren Augen paradiesischen Zuständen - in den USA. Der Waffenbesitz ist dort fest in der Verfassung verankert. Eine mächtige Waffenlobby, die National Rifle Association (NRA) verhindert sehr erfolgreich fast jede Einschränkung des unumschränkten Waffenbesitzes.

    In Österreich macht eine "Interessengemeinschaft Liberales Waffenrecht" IWÖ nun Stimmung für mehr Waffen. Ihr Generalsekretär, der Notar Georg Zakrajsek, ein Jäger und Sportschütze, plädiert nach jedem Amoklauf für mehr Waffen:

    "Wir haben zu wenig legale Waffen. Das Problem sind ja in unserer Gesellschaft nicht die legalen Waffen, damit passiert ja fast nix, sondern die illegalen Waffen."

    Die Regierung versucht derzeit, eine EU-Verordnung über Waffenkontrolle umzusetzen und ein zentrales, computergestützes Waffenregister aufzubauen. Bis Juni 2014 sollen alle im Umlauf befindlichen Schusswaffen registriert werden. Der Waffenhandel schätzt allein die Anzahl der zu erfassenden Gewehre auf einige Millionen.
    Alles Schikane, finden die Waffenfreunde der IWÖ.

    "Wir hatten ja bis in die späten 70er-Jahre in Österreich sowie in der Schweiz auch ein sehr liberales Waffengesetz. Und weder Österreich noch die Schweiz haben sich ausgerottet."

    Meint Alexander Gold, Oberschützenmeister der Schützengilde Langau, die auch in der IWÖ aktiv ist.

    "Waffe, Waffe, was ist eine Waffe? Waffe ist alles - vom Küchenmesser bis zur zusammengerollten Bildzeitung, wie man so schön sagt. Und ich bin der Meinung, man soll durchaus lernen, damit umzugehen…"

    "Die wollen ja einfach nur die Leute entwaffnen und nicht mehr Sicherheit im Staate."

    Glaubt auch der ehemalige Waffenproduzent Glock. Bei der väterlichen Firma ist er nicht mehr aktiv. Der Glock-Clan liegt im Streit. Für Waffen aber macht sich Glock junior weiter stark – auch wenn sein Name ihm manchmal großen Kummer bereitet:

    "Weil. Der Name wie die Waffe. Da hat man einfach mit Waffen zu tun. Da ist man ein Waffennarr und da wird man gleich in eine Kiste oder in eine Ecke gestellt."

    Die Logik der österreichischen Waffenlobbyisten ähnelt der ihres Vorbildes in den USA: Wenn alle guten Bürger bis an die Zähne bewaffnet sind, kann eigentlich nichts mehr passieren. Der IWÖ-Generalsekretär:

    "In den 90er-Jahren hat der Präsident Clinton die sogenannten "waffenfreien Zonen" eingeführt, in Schulen. Das heißt: Es wurden die Schulen bewusst entwaffnet. Und eine entwaffnete, waffenfreie Zone macht so einen Mord, einen Massenmord, erst möglich. Sonst geht das ja nicht."

    Schützenhilfe erhalten die Waffenbrüder vor allem von den rechtspopulistischen Parteien. Der rechtschaffene Österreicher, verkündet etwa FPÖ-Chef Karl-Heinz Strache, habe das Recht auf eine Waffe. Und wer in besonderer Gefahr sei, solle die auch bei sich tragen dürfen: Taxifahrer etwa, Ärzte oder Kioskbesitzer

    "Für gefährdete Berufsgruppen, gefährdete Personengruppen sollte man sehr wohl, was die Zugangsbeschränkungen betrifft, darüber nachdenken, Verbesserungen möglich zu machen."

    Nicht jeder Österreicher, der ein Gewehr im Schrank hat, unterstützt die Waffenfreunde der IWÖ. Manch ein Jägerverband geht auf Distanz. Die Mehrheit der Bevölkerung äußert in Umfragen eher den Wunsch, den Zugang zu Waffen weiter zu beschränken. 
Für echte Waffenfreunde nur ein Zeichen, dass der Staat und die sogenannten "Linksgrünen" die Kampfmoral der Bevölkerung schon sehr erfolgreich untergraben haben.

    "Wer möchte denn heute noch alle paar Monate Schießen gehen? Das eintragen auf irgendein Dekret? Sich psychologischen Untersuchungen unterziehen? Man wird ja behandelt wie ein Vollidiot, oder wie ein Verbrecher, der beobachtet werden muss, wenn man eine Waffe zu Hause hat. Das ist eigentlich ein Wahnsinn!"