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Stipendien für Studierende aus dem Zweistromland

Die Universität Erlangen-Nürnberg hat als erste deutsche Hochschule ein Stipendienabkommen mit dem Irak unterzeichnet. Für eine erste Forschungskooperation auf dieser Ebene sorgt Najah Mahdi Mohammed Al-Mhanna, der an der Uni Erlangen-Nürnberg bereits an seiner Promotion arbeitet.

Von Nino Ketschagmadse |
    Najah Mahdi Mohammed Al-Mhanna hat Chemieingenieurwesen in Bagdad studiert, später dort auch Vorlesungen gehalten. Heute forscht der 35-jährige Iraker am Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Vor gut drei Jahren kam er nach Bayern. Ermöglicht hat ihm dies ein Stipendium aus seiner Heimat.

    "Nach dem Krieg 1990 gab es eine Bildungslücke bis 2003. Und es gab auch einen Krieg 2003 und nach dem Krieg versuchten wir, diese Bildungslücke zu schleißen. Nach dem Krieg sind viele Anlagen gestohlen worden, viele Professoren sind nach Ausland gefahren und jetzt denkt die Regierung an Wiederaufbau sie hat einen Plan, dass sie die Anlagen kaufen, schicken Professoren, Lehrer und Studenten nach Ausland."

    Der Irak unterhält derzeit neben der Kooperation mit Deutschland auch Kontakte zu Universitäten in Kanada, Großbritannien, Polen, Italien und Schweden. Die Förderung der Doktoranden und Wissenschaftler gelte in erster Linie für Ingenieure, erzählt Najah Mohammed Al-Mhanna, sie seien besonders wichtig für den Wiederaufbau im Irak. Viele der ausgebildeten Fachleute kehren denn später auch in ihre Heimat zurück.

    "Die Studenten, die meisten, sind Beamten an einer Uni oder in einem Ministerium und sie behalten die Stelle bis Ende der Forschung hier. Die Regierung ist interessiert, diese Professoren oder Stunden im Ausland zurück nach Irak zu holen, weil sie weiß schon, dass diese Leute gute Erfahrungen haben und sie können die Situation besser machen."

    Seine eigene Zukunft sieht der zweifache Vater in Bagdad, von der Universität dort hat er bereits eine Zusage erhalten, ab 2010 eine Stelle als Professor antreten zu können. Mit Mitteln des irakischen Bildungsministeriums soll Najah Mohammed Al-Mhanna dann ein Labor für Bioverfahrenstechnik nach dem Muster des Labors am Erlanger Lehrstuhl aufbauen.

    "Wenn ich die Professorenstelle bekomme, könnte ich in meinem Land viel verändern, das System ändern, weil wenn man ein Professor ist, kann man einen Einfluss haben und das System ändern. Die Professoren können Studenten helfen."

    Seine Gast-Uni in Erlangen hat vor Kurzem ein Abkommen über ein Bildungsprogramm mit dem Bildungsministerium des Iraks unterzeichnet. Bis zu 100 Stipendiaten sollen in den kommenden Jahren davon profitieren. Wissenschaftler und Doktoranden können bis zu zwölf Monate lang in Franken wissenschaftlich arbeiten. Die Kosten trägt in vollem Umfang das irakische Ministerium. Die Universität Erlangen-Nürnberg ist die erste deutsche Hochschule, die ein solches Kooperationsabkommen mit dem Irak geschlossen hat. Brigitte Perlick, Leiterin des Referats für Internationale Angelegenheiten an der Nordbayerischen Uni:

    "Das Besondere an diesem Vertrag, den wir jetzt mit der irakischen Regierung, speziell mit dem irakischen Bildungsministerium geschlossen haben, ist, dass es sich um ein Kooperationsvertrag handelt auf der Ebene Universität/Ministerium, und weil auf der anderen Seite das Ministerium unser Partner ist, betrifft es relativ viele irakische Universitäten und Forschungsinstitute, die an diesem Austausch teilnehmen können. Zweiter Grund, der das Ganze besonders macht ist, wir bewegen uns auf der Ebene der Doktoranden und Wissenschaftler, die zu uns kommen sollen, um hier die Chance zu haben, die neue Techniken kennen, Geräte, den Umgang mit der neuen Form in der Lehre, Zugang zu Literatur - alles Dinge, die sie im Irak nicht so vorfinden, das ist damit dann unser Beitrag zum, ich sag jetzt mal großspurig, Wiederaufbau des irakischen Bildungssystems. Man braucht neue Geräte, neue Ideen, aber auch Menschen, die in diesem zukünftigen neuen Umfeld die Forschung und Lehre betreiben können."