Da kann sich das Schwedische Olympische Komitee, kurz "SOK", drehen und wenden, wie es will, die Leute im Land und auch viele Politiker sind keine Freunde der Spiele, jedenfalls nicht, wenn es um deren Ausrichtung geht. Da ist seit den letzten Sommerspielen in Stockholm auch nicht viel passiert und die waren 1912!
Die erneute - und erfolglose - Bewerbung für die Sommerspiele 2004 stand gegen den Willen einer Mehrheit der Bevölkerung. Aus dem Rennen um die Winterspiele 2022 stiegen die Schweden vorzeitig aus: Angst vor zu hohen Kosten! Und auch der aktuelle Anlauf wiederholt das Muster: Schwedens SOK gegen die Mehrheit im Land. Misstrauen dem IOC gegenüber ist sicher einer der Gründe, die typisch schwedische Abneigung gegenüber allem, was auch nur entfernt nach Protz oder Gigantismus aussieht, kommt dazu. Und dann die Angst vor der Rechnung, vor dem Milliardengrab Winterspiele. Zumindest dagegen redet SOK-Sprecher Lars Markusson leidenschaftlich an, spricht von 90-prozentiger Finanzierung aus privaten Mitteln und Bescheidenheit:
"Wir wollen nichts bauen, das später keinen Nutzen mehr bringt. In Lettland ist Bobfahren beinahe Nationalsport, das wird es nie in Stockholm. Deshalb wollen wir diese Wettbewerbe dorthin auslagern. Hier sollen nur eine Eishalle und eine Skianlage gebaut werden. Alles andere gibt es schon. Das macht die Spiele nachhaltig."
"Die Stadt hat bereits viele andere Herausforderungen"
Das SOK hat 22 prominente Sportler, darunter auch Olympiasieger, zu Botschaftern für die Bewerbung gemacht und eine Charme-Offensive gestartet, die vor allem Politiker überzeugen soll. Nur, welche? Nach den Wahlen im September mit einem Patt zwischen linkem und bürgerlichem Block hat Schweden noch immer keine neue Regierung. Man weiß also nicht, wer am Ende entscheidet. Während die Entscheidung für Stockholm selbst schon so gut wie fest steht: In der Hauptstadt sind die Bürgerlichen an die Macht gekommen, und die haben, anders als die Sozialdemokraten, nicht allzu viel übrig für Olympia. Karin Ernlund ist Fraktionschefin der Zentrumspartei im Rathaus:
"Wir müssen sicherstellen, dass Stockholm am Ende nicht mit den gesamten finanziellen Garantien dasteht. Die Stadt hat bereits viele andere, große Herausforderungen, mit denen wir in den kommenden Jahren zurechtkommen müssen. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass Stockholm deshalb nicht als Gastgeber für die Olympischen Spiele 2026 zur Verfügung steht."
Bis Mitte Januar soll Schweden staatliche Garantien für die Spiele abgeben, die Bewerbungsfrist endet am 12. April. Wenig Zeit für viel Überzeugungsarbeit, die das SOK noch leisten muss.