Er sieht niedlich aus, der Raubsaurier, der vor 150 Millionen Jahren im türkisblauen Wasser einer tropischen, von Korallenriffen gesäumten Bucht des Solnhofen Archipels sein Ende fand. Von der Schnauze bis zur Schwanzspitze misst er 75 Zentimeter, ist also etwa so lang wie eine Katze samt Schwanz. Er war noch nicht ausgewachsen, als das Schicksal ihn ereilte. Aber ein Riese wäre aus ihm nicht geworden. Anderthalb bis zwei Meter, mehr sind nicht drin. Die Insel, auf der Juravenator starki - zu deutsch: Juraräuber - lebte, bot reiche Nahrung:
"Wir kennen aus derselben Fundstelle eine kleine Brückenechse, es ist auch vorstellbar, dass er vielleicht Flugsaurier gejagt hat, vielleicht hat er die nicht gejagt, als er noch ein sehr jungen Tier war, sondern als er ein bisschen größer und flinker war. Dann gibt es auch Fossilien von Insekten und zwar von Grillen, und es ist gut möglich, dass er sich gerade als Jungtier noch eher von Insekten ernährt hat."
Oder die Meeresschildkröten, die zur Eiablage an Land kamen - beziehungsweise ihre schlüpfenden Jungen, die genau wie heute auch damals, im Oberjura, eine begehrte Beute gewesen sein werden, erklärt Ursula Göhlich von der Universität München, die derzeit in Wien forscht.
"Diese kleinen Raubsaurier aus dem Jura sind für uns sehr wichtig, weil sie etwas über den Ursprung der Vögel erzählen. Wir wissen, dass die Vögel damals aus solchen Saurier heraus entstanden sind. Je mehr wir über sie lernen, desto mehr erfahren wir also über den Ursprung der Vögel."
Louis Chiappe vom Natural History Museum in Chicago. Juravenator selbst gehört zwar nicht zu den direkten Ahnen der Vögel, sondern eher zur entfernteren Sippschaft. Aber dafür sind seine fossilen Überreste hervorragend erhalten. Göhlich:
"Entlang eines kleinen Bereiches des Schwanzes hat man Hauteindrücke, da sieht man eine kleine, pustelige Struktur, und man kann erkennen, dass die Hautoberfläche von dem kleinen Dinosaurier so kleine Pusteln trug."
Wenn Weichteile überliefert werden, ist das ein äußerst Glück für Paläontologen, besser als ein Sechser im Lotto - und dann hält Juravenator auch noch eine Überraschung bereit. Chiappe:
"”Wir haben Juravenator in die Gruppe der Coelurosaurier eingeordnet, der Hohlschwanzechsen, die wir aus China und der Mongolei kennen. Alle seine Verwandten sind befiedert, aber unser Juravenator ist ‚nackt’, und damit passt er nicht ins Schema, widerspricht der gängigen Theorie zur Entstehung der Federn. Die sollen nur einmal ganz zu Beginn der Coelurosaurier entstanden und danach an alle Nachfahren weitergegeben worden sein. Juravenator zeigt, dass wir da vorsichtig sein müssen. Es sieht so aus, als sei die wahre Geschichte der Federn komplexer. Es kann sein, dass sie mehr als einmal entstanden oder in manchen Linien verloren gingen.""
Juravenator gehört zur Basis der Coelurosaurier, trotzdem müssen die Federn bereits erfunden gewesen sein. Zum einen ist der fränkische Saurier nur zwei Millionen Jahre älter als Archaeopteryx, der erste Vogel, dessen Evolution damals also mindestens im vollem Gang gewesen sein muss. Zum anderen hat Juravenator einen engen, wenn auch 25 Millionen Jahre jüngeren, Verwandten in China, dessen Körper über und über mit primitiven, haarähnlichen Federn bedeckt war. Es sei auch unwahrscheinlich, dass Juravenator einfach noch zu jung für Federn war. Chiappe:
"”Alles, was wir von diesen frühen Raubsauriern wissen, legt nahe, dass sie Nestflüchter waren. Sie schlüpften und waren sofort mit allem ausgestattet, was sie für das Überleben brauchten. Viele Vögel, vor allem die primitiveren wie Hühner und Enten, schlüpfen befiedert, weshalb wir vermuten, dass auch viele dieser befiederten Saurier mit Federn geschlüpft sind.""
Federn sind sehr komplexe Strukturen, aber wir kennen in der Evolution viele komplexe Strukturen, die mehrfach "erfunden" wurden. Die Flügel sind dafür ein gutes Beispiel. Auch sie sind sehr komplex und es erfordert sehr viel Kontrolle, wenn man mit den Flügeln schlägt, und doch wissen wir, dass sie mehr als einmal entstanden ist. Es gibt also keinen Grund anzunehmen, dass es bei den Federn anders gewesen sein könnte, erklären die beiden Forscher. Die Debatte ist eröffnet.
"Wir kennen aus derselben Fundstelle eine kleine Brückenechse, es ist auch vorstellbar, dass er vielleicht Flugsaurier gejagt hat, vielleicht hat er die nicht gejagt, als er noch ein sehr jungen Tier war, sondern als er ein bisschen größer und flinker war. Dann gibt es auch Fossilien von Insekten und zwar von Grillen, und es ist gut möglich, dass er sich gerade als Jungtier noch eher von Insekten ernährt hat."
Oder die Meeresschildkröten, die zur Eiablage an Land kamen - beziehungsweise ihre schlüpfenden Jungen, die genau wie heute auch damals, im Oberjura, eine begehrte Beute gewesen sein werden, erklärt Ursula Göhlich von der Universität München, die derzeit in Wien forscht.
"Diese kleinen Raubsaurier aus dem Jura sind für uns sehr wichtig, weil sie etwas über den Ursprung der Vögel erzählen. Wir wissen, dass die Vögel damals aus solchen Saurier heraus entstanden sind. Je mehr wir über sie lernen, desto mehr erfahren wir also über den Ursprung der Vögel."
Louis Chiappe vom Natural History Museum in Chicago. Juravenator selbst gehört zwar nicht zu den direkten Ahnen der Vögel, sondern eher zur entfernteren Sippschaft. Aber dafür sind seine fossilen Überreste hervorragend erhalten. Göhlich:
"Entlang eines kleinen Bereiches des Schwanzes hat man Hauteindrücke, da sieht man eine kleine, pustelige Struktur, und man kann erkennen, dass die Hautoberfläche von dem kleinen Dinosaurier so kleine Pusteln trug."
Wenn Weichteile überliefert werden, ist das ein äußerst Glück für Paläontologen, besser als ein Sechser im Lotto - und dann hält Juravenator auch noch eine Überraschung bereit. Chiappe:
"”Wir haben Juravenator in die Gruppe der Coelurosaurier eingeordnet, der Hohlschwanzechsen, die wir aus China und der Mongolei kennen. Alle seine Verwandten sind befiedert, aber unser Juravenator ist ‚nackt’, und damit passt er nicht ins Schema, widerspricht der gängigen Theorie zur Entstehung der Federn. Die sollen nur einmal ganz zu Beginn der Coelurosaurier entstanden und danach an alle Nachfahren weitergegeben worden sein. Juravenator zeigt, dass wir da vorsichtig sein müssen. Es sieht so aus, als sei die wahre Geschichte der Federn komplexer. Es kann sein, dass sie mehr als einmal entstanden oder in manchen Linien verloren gingen.""
Juravenator gehört zur Basis der Coelurosaurier, trotzdem müssen die Federn bereits erfunden gewesen sein. Zum einen ist der fränkische Saurier nur zwei Millionen Jahre älter als Archaeopteryx, der erste Vogel, dessen Evolution damals also mindestens im vollem Gang gewesen sein muss. Zum anderen hat Juravenator einen engen, wenn auch 25 Millionen Jahre jüngeren, Verwandten in China, dessen Körper über und über mit primitiven, haarähnlichen Federn bedeckt war. Es sei auch unwahrscheinlich, dass Juravenator einfach noch zu jung für Federn war. Chiappe:
"”Alles, was wir von diesen frühen Raubsauriern wissen, legt nahe, dass sie Nestflüchter waren. Sie schlüpften und waren sofort mit allem ausgestattet, was sie für das Überleben brauchten. Viele Vögel, vor allem die primitiveren wie Hühner und Enten, schlüpfen befiedert, weshalb wir vermuten, dass auch viele dieser befiederten Saurier mit Federn geschlüpft sind.""
Federn sind sehr komplexe Strukturen, aber wir kennen in der Evolution viele komplexe Strukturen, die mehrfach "erfunden" wurden. Die Flügel sind dafür ein gutes Beispiel. Auch sie sind sehr komplex und es erfordert sehr viel Kontrolle, wenn man mit den Flügeln schlägt, und doch wissen wir, dass sie mehr als einmal entstanden ist. Es gibt also keinen Grund anzunehmen, dass es bei den Federn anders gewesen sein könnte, erklären die beiden Forscher. Die Debatte ist eröffnet.