Sie sind zehn mal zehn Zentimeter groß, messing- beziehungsweise goldfarben und wie Kopfsteinpflaster in den Gehweg eingelassen. Auf ihnen sind Name, Geburtsdatum und - ort sowie Sterbeort eingraviert. Der Passant tritt darauf, fällt darüber oder bleibt abrupt stehen: Stolpersteine. Sie erinnern an das Schicksal der im Nationalsozialismus verfolgten Menschen.
Auf einer Internationalen Konferenz des Zentrums für Zeithistorische Forschung in der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand geht es um die Rolle des Projekts in den Erinnerungskonflikten der Gegenwart: "Steine des Anstoßes oder normiertes Ritual?", fragen die Veranstalter. Zu ihnen gehört auch Professor Doktor Thomas Schaarschmidt.
"Diese Provoktion wirkt heute vielleicht anders"
Gedacht waren die Steine in den 90er-Jahren zunächst als Provokation im Stadtraum und als Denkanstoß. "Diese Provoktion wirkt heute vielleicht anders - sie wirkt immer noch-, aber sie wirkt anders in dem Moment, in dem die Stolpersteine im Mainstream des Gedenkens gelandet sind, wie man das eigentlich für heute feststellen kann", sagt der Historiker Schaarschmidt.
Auf der Konferenz werde hinterfragt, was es bedeute, dass die Stolpersteine weitgehend widerspruchslos akzeptiert und unterstützt würden:
"Das macht vielleicht eher fast das Problem der Stolpersteine aus, dass sie eben so weitgehend akzeptiert sind und eben für viele fast schon wieder Normalität sind."
Andererseits böten sie "einen wichtigen Impuls dazu, sich intensiv mit der deutschen Geschichte auseinanderzusetzen", so Thomas Schaarschmidt. Dies gelte vor allem für Schülerprojekte, in denen die jüngere Generation sich dadurch mit der NS-Geschichte auseinandersetze.
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