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"Stoned" - ein Urvater der digitalen Schädlinge

Informationssicherheit.- In unserer Serie über Computerviren gehen wir heute zurück in die Frühzeit der digitalen Schädlinge. In den 80er-Jahren war das Schreiben von Malware noch in erster Linie ein Spaß für Technikbegeisterte. Und es grassierte ein Virus mit dem Namen "Stoned".

Von Achim Killer | 06.05.2010
    Tja, wie soll man das heute jemandem erklären? Da schreiben ein paar Nerds einen winzigen Virus, gerade mal zwei Kilobyte groß, und schaffen es 1988, lange bevor es das World Wide Web gibt, dass er sich rund um den Globus verbreitet. Einfach so. Sie haben nichts davon, greifen keine Kreditkartennummern ab, versenden keinen Spam und spionieren keine Industriegeheimnisse aus. Was war das eigentlich, Professor Cohen, dieser "Stoned"? Ein Experiment? Ein running Gag? Oder...

    "Ging es da nicht um die Legalisierung von Marihuana, richtig?"

    Richtig! Mit "Your PC is stoned", meldete er sich auf dem Bildschirm. Und: "Legalize Marihuana". Sex and Drugs and Rock and Roll halt. Musik gespielt hat er auch. Und Varianten von ihm hießen "Sex Revolution 1.1" und "Sex Revolution 2.0". Ein Virus also mit einer Botschaft. Und die verbreitete er weltweit. Mit einfachsten Mitteln. Der Stoned war ein Bootsektorvirus.

    "Um sich zu infizieren, musste man damals von jemandem eine infizierte Diskette bekommen, sie ins Laufwerk stecken und dann wurden andere Disketten angesteckt. Es hing also davon ab, dass Disketten weitergereicht wurden. So verbreitete sich der Virus rund um den Globus. Das würde heute natürlich nicht mehr funktionieren."

    Und welche Noten vergibt nun der Entdecker der Computerviren für Stoned?

    "Man muss sich vergegenwärtigen, dass es 1988 war, als Stoned sich in der feien Wildbahn verbreitete. Das war sehr früh. Daher waren die Leute, die das bewerkstelligten, sehr originell. Deshalb gebe ich Stoned eine zwei für seine Originalität und eine zwei für die Technik."

    Der Stoned gilt zusammen mit dem Vienna- und dem Jerusalem-Virus als einer der Urväter der Computerviren. Professor Cohen räumt ihm denn auch einen Ehrenplatz in der Geschichte seines Forschungsgebiets ein. Vielleicht ganz oben, umgeben von einer Wolke, die eigenartig durftet und die die Menschen, die sie umhüllt sehr glücklich ausschauen lässt.

    "Einfach, weil er so früh da war und weil er etwas unterstützt hat, von dem die Entwickler glaubten, dass es gut für die Gesellschaft sei. Deshalb sticht er in der Geschichte der Viren heraus."