Es sind schwere Vorwürfe, die die Schweizer Staatsanwälte gegen den FIFA-Boss erheben: Gianni Infantino werden Anstiftung zum Amtsmissbrauch, zur Verletzung des Amtsgeheimnisses und zur Begünstigung vorgeworfen - wegen geheimer Treffen mit dem Leiter der Schweizer Bundesanwaltschaft, Michael Lauber. Genau dieser Schweizer Bundesanwalt sollte gegen frühere FIFA-Funktionäre ermitteln. In der Sportwelt, die nach dem Rauswurf von Infantinos Vorgänger Sepp Blatter laut nach Erneuerung der FIFA gerufen hatte, ist von Erzürntheit über die Ermittlungen kaum etwas zu spüren.
Der Deutsche Fußballbund – mit rund sieben Millionen Mitgliedern mächtiger FIFA-Mitgliedsverband – ließ auf Deutschlandfunk-Anfrage wissen: Man wolle sich zu diesem Thema nicht äußern. Von einem mächtigen deutschen Fußballfunktionär erfährt Infantino allerdings Unterstützung: Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte er, er halte Infantino "eigentlich" für einen guten Präsidenten: "Und ich hoffe, dass er die Dinge geregelt kriegt, weil eigentlich wäre er der richtige Mann, um die FIFA dann hoffentlich auch wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen."
Das Internationale Olympische Komitee will das Verfahren gegen den FIFA-Boss inhaltlich nicht kommentieren und verweist auf die Unschuldsvermutung. Erst im Januar wurde Infantino in das IOC aufgenommen.
Die FIFA und ihr Chef weisen die Vorwürfe zurück. Der Schweizer betont, die Treffen hätten zur "lückenlosen Aufklärung" beitragen sollen. FIFA-Offizielle hätten sich mit Justizbehörden auf der ganzen Welt getroffen – dies hätte nie ein Problem dargestellt. Auf die konkreten Vorwürfe ging Infantino nicht ein.
Noch ist nicht klar, ob auch die sogenannte unabhängige FIFA-Ethikkommission ein Verfahren gegen den Präsidenten einleiten wird. Bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Infantinos Vorgänger Sepp Blatter hatte es 13 Tage gedauert, bis dieser gesperrt wurde.