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Strafvollzug in Russland
"In der Zone bist du ein Stück Vieh"

In Russland kommen knapp 400 Häftlinge auf 100.000 Einwohner. Das sind fünf Mal so viele wie in Deutschland. Folter, Schikane, mangelnde medizinische Versorgung - die Haftbedingungen in den "Zone" genannten Gefängnissen sind Gegenstand ständiger Beschwerden.

Von Gesine Dornblüth |
    Angestellte eines Moskauer Gefängnisses betreten einen langen Flur mit Hochsicherheitstüren im Juni 2016
    Reformen im Russischen Strafvollzug sind dringend nötig. (dpa/Alexey Filippov/Sputnik)
    Viele Lager und Lagertraditionen stammen noch aus Zarenzeiten. Versuche, den Justizvollzug zu reformieren, gehen nur sehr schleppend voran. Die Wärter sind schlecht bezahlt, das fördert Korruption. Häftlinge, die arbeiten, erhalten nur wenig Lohn. Sitzt jemand in Russland im Knast, ist die Verwandtschaft damit beschäftigt, sein Überleben zu sichern – mit Essenspaketen und Geldzuwendungen.
    An die Zukunft der Häftlinge nach der Entlassung denkt kaum jemand. Das Thema Resozialisierung – etwa durch das Erlernen von Berufen in der Haft - ist in Russland kaum eines, dementsprechend hoch ist die Rückfallquote: Wer einmal saß, sitzt oft wieder.
    Eine Reportage in fünf Teilen.
    Ein Häftling läuft über den Hof der russischen "Besserungskolonie Nr. 2" im Distrik Karymsky
    Was russische Häftlinge vom Alltag hinter Gittern berichten
    Folter, Schikane, Ratten in den Zellen: Die Zustände in russischen Gefängnissen sind Dauerthema am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Der Besuch in einer Haftanstalt wurde unserer Reporterin nicht genehmigt - doch am Telefon schildern ihr Gefangene die schlechte Versorgungslage.
    Julia Wachapowa von der Gefangenenhilfsorganisation Rus sidjaschaja sortiert Spenden
    Einsatz für einen humanen Strafvollzug
    Ein Folter-Video aus Jaroslawl an der Wolga hat für Aufsehen gesorgt. 15 Gefängniswärter stehen nun vor Gericht. In derselben Stadt versuchen Helfer wie Julia Wachapowa, den Gefangenen das Leben zu erleichtern. Manchmal treffen Aktivisten und Strafvollzugsbeamte im Supermarkt aufeinander.
    Häftlinge arbeiten in einer Schusterwerkstatt in einem Gefängnis in der Region Tscheljabinsk in Russland
    Karger Lohn für Gefangene
    In russischen Gefängnissen wird billig produziert. Die Löhne der Häftlinge sind niedrig, oftmals bekommen sie überhaupt nur einen Teil ausgezahlt. "Arbeiten, ehe sie dich wieder einlochen", ist die Devise der Gefangenen, die rauskommen. Denn die Rückfallquote ist hoch.
    Der russische Ex-Häftling Sanja steht mit einer Holzkette mit Kreuz in der Hand vor einer Kirche in Tutajew
    Entlassen, aber nicht frei
    Die "Besserungskolonien" genannten russischen Gefängnisse sollen auch die Resozialisierung der Häftlinge unterstützen. Doch diesem Anspruch wird der Strafvollzug häufig nicht gerecht. Sanja wurde nach 23 Jahren aus einem Lager entlassen und sucht noch immer seinen Platz in der Gesellschaft.
    Sergej Bronnikow stemmt eine Kugelhantel in die Höhe
    Aus der Sicht des Systems
    Sergej Bronnikow trainiert Häftlinge in russischen Strafkolonien im Stemmen von Kugelhanteln. Wie viele Mitarbeiter im Strafvollzug setzt er auf Disziplin. Manchen seiner Schüler hat das tatsächlich auf den richtigen Weg gebracht. Der Umgang mit Gefangenen in Russland steht dennoch in der Kritik.