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Strahlendes Frankreich

Energie.- In Sachen Atomkraft ist Frankreich in Europa der Champion. Ebenso federführend möchte das Land bei der Entsorgung des radioaktiven Mülls sein. Das erklärte Ziel der französischen Politik: für sämtliche radioaktive Abfälle eine sichere Endlagerung zu entwickeln.

Von Suzanne Krause |
    Lastenheft und Inventar in einem ist der Nationale Plan zur Verwaltung der strahlenden Materie und der Abfälle. Er enthält, regelmäßig aktualisiert, eine detaillierte Lagebeschreibung, definiert, was Abfall und welches radioaktive Material noch brauchbar ist und gibt vor, welche Lücken geschlossen werden müssen. Für den nationalen Plan zeichnet eine Arbeitsgruppe verantwortlich, die sich jährlich mehrmals trifft, erläutert André-Claude Lacoste, Präsident der Behörde für nukleare Sicherheit, ASN:

    "Dieser Plan wird ausführlich diskutiert. Zum einen in der Arbeitsgruppe selbst: zu der gehören die Behörden, die Erzeuger von Atommüll und ebenso Umweltschutzvereine. Wir, die Behörde für nukleare Sicherheit, haben die Co-Präsidenz der Arbeitsgruppe. Zum anderen wird der Plan im Parlament debattiert, dem wir das Ergebnis unserer Arbeit vorlegen. Die Abgeordneten erlassen dann eine Direktive zur Verwaltung der radioaktiven Materie und der Abfälle. Damit lassen sich sehr präzise die Ziele und ein Zeitplan bestimmen."

    90 Prozent der atomaren Abfälle sorgen nicht für Probleme, versichern die Verantwortlichen: für sie gibt es adäquate Endlager. Lösungen aber braucht es noch für die restlichen zehn Prozent, die schon im ersten nationalen Plan 2007 definiert wurden. Die Verwaltungslücken betreffen zwei Sorten Atommüll: zum einen hochstrahlende und langaktive Abfälle, zum anderen solche mit niedriger, aber lang anhaltender Strahlung. Themen, die auch in der neuen Ausgabe des Plans Priorität haben. Festgehalten ist da gleichfalls, welche Fortschritte es seit dem ersten Plan gegeben hat, sagt Marie-Claude Dupuis, Generaldirektorin der Andra. Der staatlichen Agentur für Atommüll untersteht das geplante Lager für umkehrbare Endlagerung der hoch- und langfristig strahlenden Abfälle. Im ostfranzösischen Bure, nahe Nancy, wurde im Jahr 2000 ein Forschungslabor für die unterirische Endlagerung erbaut. Vor fünf Jahren gaben die Forscher grünes Licht, dass das dortige Tongestein geeignet sei für die Zwecke der Andra, berichtet Dupuis:

    "Im vergangenen Jahr haben wir der Regierung unterbreitet, wo wir nun aktiv einen Endlagerplatz suchen wollen. Zu Jahresbeginn bekamen wir grünes Licht, in einer Zone von 30 Quadratkilometern die geologischen Bestimmungen detailliert zu erforschen. Somit können wir nun unser industrielles Projekt auf den Punkt bringen, mit dem wir dann Ende 2014 die Erlaubnis für den Bau eines Endlagers beantragen. Zuvor jedoch, 2012 oder 2013, werden wir eine öffentliche Debatte organisieren, bei der wir vorstellen, wie und wo genau das Endlager geplant ist. Es wird 15 Quadratkilometer umfassen. Es hängt auch an den Ergebnissen der öffentlichen Debatte, ob die Regierung den Bau genehmigt. Und bis wir die Erlaubnis haben, werden noch Jahre vergehen."

    2025 soll das Endlager für hochstrahlenden Müll eröffnen, sagt Marie-Claude Dupuis. Komplett durcheinander jedoch ist der Zeitplan bei einem ebenso in Ostfrankreich geplanten zweiten Endlager: dem für schwach-, aber langfristig strahlenden Abfall. Die beiden Gemeinden, die 2008 noch bereit waren, die Lagerstätte bei sich zu akzeptieren, machten kurz darauf einen Rückzieher. Nun hat die Regierung der staatlichen Atommüll-Agentur weitere zwei Jahre Frist bewilligt, um andernorts Kandidaten vom Projekt zu überzeugen. Für viel Rummel sorgten im vergangenen Oktober Medienberichte, Frankreich verschöbe umfangreiche Mengen an abgereichertem Uran, Atommüll, nach Russland. Die Verantwortlichen kontern: es handelt sich nicht um Abfall, sondern um wieder verwertbare Materie. Die Arbeitsgruppe des nationalen Plans hat sich des Themas unmittelbar angenommen, stellt Pierre-Franck Chevet, Verantwortlicher beim Umweltministerium klar:

    "Der neue Plan zeigt präziser auf, was getan wurde und was nicht. Uns zwar nicht nur, was die Verwaltung des Atommülls bei uns zu Hause anbelangt, sondern auch im Ausland, bis hin nach Russland."