"So, hier wird's jetzt ein bisschen geruchsintensiver. Hier ist also unsere Mazeration, der Container."
Uwe Beese hebt den Deckel. Heraus dringt ein stechender Geruch – wie altes, abgestandenes Blumenwasser aus einer Vase. So manchem Gast ist hier schon schlecht geworden, erzählt der Chefpräparator des Stralsunder Meeresmuseums. Er hat sich längst an den fauligen Gestank gewöhnt. Auch an den Anblick: in dem mit Wasser gefüllten Container, der sogenannten Mazerationsanlage, liegt ein Walskelett in seine Einzelteile zerlegt. Das restliche Blut ist aus den Knochen raus gewaschen, hat das Wasser bräunlich verfärbt. Das wird jetzt auf 40 Grad erhitzt. Für Bakterien genau das richtige Milieu.
"Wir sind hier nicht irgendwo, dass wir Sachen hier einbuddeln, wo die Ameisen die Arbeit übernehmen, sondern wirklich kleine Mikrobakterien, die hier ganz fleißig sind, unsere 100.000 Kollegen. Und die fressen jetzt diese Fleischreste, die Muskelfasern – das knabbern die jetzt ab. So kann man sich das bildlich vorstellen."
Blitzeblank fressen sie die Skelettknochen, die im Sommer für eine Ausstellung wieder zusammengesetzt werden sollen.
Dass sich, wie kürzlich, immer wieder Wale verirren und schließlich stranden, ist längst kein Zufall mehr. Vor allem die in der Ostsee lebenden Schweinswale mit ihren so typischen Klicklauten sind massiv bedroht. Der Leiter des Stralsunder Ozeaneums und Walforscher Harald Benke.
"Der Schiffsverkehr hat zugenommen, die Erkundungen von Erdgas, Erdölfeldern hat zugenommen, auch die Offshore Windkraftanlagen. Also es ist bedeutend mehr Schall eingetragen worden. Das macht Walen, die sich akustisch orientieren, die einen stillen Ozean brauchen, sehr zu schaffen."
Die Meere sind zu laut: dieses Problem ist lange bekannt. Und längst gibt es Lösungen, wie den sogenannten Blasenschleier. Dabei wird Luft als Schallisolator unter Wasser genutzt. Ingenieure und Wissenschaftler haben dieses Verfahren und entsprechende Geräte für den Bau von Offshore Windparks entwickelt.
"Diesen Blasenschleier können bis zu 90 Prozent des Schalls reduzieren."
Nur werden sie von den Offshore-Unternehmen nicht genutzt, klagt Harald Benke. Als Vertreter der europäischen Gesellschaft der Walforscher fordert er deshalb eine EU-Richtlinie. Der Lärm jedoch scheint fast das kleinere Problem.
"Die größte Gefahr kommt aus der Fischerei. Das ist der Beifang. 47 bis 86 Prozent aller Schweinswal-Totfunde, die man also an den Stränden gefunden hat, sind Beifänge."
Ins Netz gegangen. Über Bord geworfen. Die Population dieser nach internationaler Gesetzgebung geschützten Meeressäuger sinkt und sinkt.
"Zum Beispiel die Schweinswale, die in dem Gebiet von Skagerak, Kattegat, dänischer Beltsee bis hin in die Kieler Bucht leben: da hatte man 1994 in einem großen europäischen Projekt circa 27.800 Schweinswale gezählt. Elf Jahre später hatte man nur noch 10.900. Das heißt, wir haben hier in lediglich elf Jahren einen Rückgang von über 60 Prozent."
Heute, sieben Jahre später, dürften es noch viel weniger sein, fürchtet der Stralsunder Walforscher. Denn allein in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der Totfunde in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht.
"Eine Maßnahme wäre zum Beispiel, dass man herausfindet, wo sind die Muttertiere mit ihren Kälbern unterwegs. Weil wir auch festgestellt haben, dass überwiegend die unerfahrenen Jungtiere in die Netze geraten. Und dass man dann sagt: Okay, in so einem Aufzuchtgebiet, in so einer Zeit, wo die Kälber da sind, werden eben keine Netze gestellt."
Schutzgebiete für die Schweinswale – eine so naheliegenden Lösung, die bis heute nicht umgesetzt ist. Erneut will Harald Benke sie beim nächsten internationalen Walforschertreffen im März in Irland mit den Wissenschaftlern besprechen. Dann ist Brüssel gefragt mit einem europaweit geltenden Gesetz.
Uwe Beese hebt den Deckel. Heraus dringt ein stechender Geruch – wie altes, abgestandenes Blumenwasser aus einer Vase. So manchem Gast ist hier schon schlecht geworden, erzählt der Chefpräparator des Stralsunder Meeresmuseums. Er hat sich längst an den fauligen Gestank gewöhnt. Auch an den Anblick: in dem mit Wasser gefüllten Container, der sogenannten Mazerationsanlage, liegt ein Walskelett in seine Einzelteile zerlegt. Das restliche Blut ist aus den Knochen raus gewaschen, hat das Wasser bräunlich verfärbt. Das wird jetzt auf 40 Grad erhitzt. Für Bakterien genau das richtige Milieu.
"Wir sind hier nicht irgendwo, dass wir Sachen hier einbuddeln, wo die Ameisen die Arbeit übernehmen, sondern wirklich kleine Mikrobakterien, die hier ganz fleißig sind, unsere 100.000 Kollegen. Und die fressen jetzt diese Fleischreste, die Muskelfasern – das knabbern die jetzt ab. So kann man sich das bildlich vorstellen."
Blitzeblank fressen sie die Skelettknochen, die im Sommer für eine Ausstellung wieder zusammengesetzt werden sollen.
Dass sich, wie kürzlich, immer wieder Wale verirren und schließlich stranden, ist längst kein Zufall mehr. Vor allem die in der Ostsee lebenden Schweinswale mit ihren so typischen Klicklauten sind massiv bedroht. Der Leiter des Stralsunder Ozeaneums und Walforscher Harald Benke.
"Der Schiffsverkehr hat zugenommen, die Erkundungen von Erdgas, Erdölfeldern hat zugenommen, auch die Offshore Windkraftanlagen. Also es ist bedeutend mehr Schall eingetragen worden. Das macht Walen, die sich akustisch orientieren, die einen stillen Ozean brauchen, sehr zu schaffen."
Die Meere sind zu laut: dieses Problem ist lange bekannt. Und längst gibt es Lösungen, wie den sogenannten Blasenschleier. Dabei wird Luft als Schallisolator unter Wasser genutzt. Ingenieure und Wissenschaftler haben dieses Verfahren und entsprechende Geräte für den Bau von Offshore Windparks entwickelt.
"Diesen Blasenschleier können bis zu 90 Prozent des Schalls reduzieren."
Nur werden sie von den Offshore-Unternehmen nicht genutzt, klagt Harald Benke. Als Vertreter der europäischen Gesellschaft der Walforscher fordert er deshalb eine EU-Richtlinie. Der Lärm jedoch scheint fast das kleinere Problem.
"Die größte Gefahr kommt aus der Fischerei. Das ist der Beifang. 47 bis 86 Prozent aller Schweinswal-Totfunde, die man also an den Stränden gefunden hat, sind Beifänge."
Ins Netz gegangen. Über Bord geworfen. Die Population dieser nach internationaler Gesetzgebung geschützten Meeressäuger sinkt und sinkt.
"Zum Beispiel die Schweinswale, die in dem Gebiet von Skagerak, Kattegat, dänischer Beltsee bis hin in die Kieler Bucht leben: da hatte man 1994 in einem großen europäischen Projekt circa 27.800 Schweinswale gezählt. Elf Jahre später hatte man nur noch 10.900. Das heißt, wir haben hier in lediglich elf Jahren einen Rückgang von über 60 Prozent."
Heute, sieben Jahre später, dürften es noch viel weniger sein, fürchtet der Stralsunder Walforscher. Denn allein in Mecklenburg-Vorpommern hat sich die Zahl der Totfunde in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht.
"Eine Maßnahme wäre zum Beispiel, dass man herausfindet, wo sind die Muttertiere mit ihren Kälbern unterwegs. Weil wir auch festgestellt haben, dass überwiegend die unerfahrenen Jungtiere in die Netze geraten. Und dass man dann sagt: Okay, in so einem Aufzuchtgebiet, in so einer Zeit, wo die Kälber da sind, werden eben keine Netze gestellt."
Schutzgebiete für die Schweinswale – eine so naheliegenden Lösung, die bis heute nicht umgesetzt ist. Erneut will Harald Benke sie beim nächsten internationalen Walforschertreffen im März in Irland mit den Wissenschaftlern besprechen. Dann ist Brüssel gefragt mit einem europaweit geltenden Gesetz.