Eine Baustelle auf einer Hauptstraße in der Darmstädter Innenstadt. Jetzt im Frühling werden die Schlaglöcher gestopft, so gut es geht. Oft notdürftig. Denn wie in vielen Städten im Rhein-Main-Gebiet sind auch in Darmstadt die Gelder knapp, die der Kommune für die Instandhaltung der Straßen zur Verfügung stehen.
Christa und Anton Dietrich, die auf dem Bürgersteig an der Baustelle vorbeilaufen, sind dennoch gegen eine Sonderabgabe für Autofahrer, wie sie der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig zu Ostern ins Gespräch brachte:
"Wir bezahlen so viel Steuern, was da zusammenkommt! Sollen sie lieber für die Straße nehmen, was da zusammenkommt. Nicht, dass wir noch bezahlen, 100 Euro!"
Zwischenfrage: "Jetzt gilt gerade Darmstadt als eine Stadt der vielen Schlaglöcher. Könnte das der Stadt helfen, wenn da noch was rein käme?"
"Na ja, helfen kann es immer, wenn was rein käme. Aber wenn das Geld von jedem Kraftfahrzeug zweckmäßig verwendet würde, ich glaube nicht, dass das noch ein Problem wäre."
Die jetzigen Steuereinnahmen anders umverteilen, um die Schlaglöcher zu stopfen. Das ist auch die Meinung vieler Studierender, die in der warmen Frühlingssonne vor der Darmstädter Unibibliothek sitzen. Martin Hitzemann gehört dazu:
"Also grundsätzlich finde ich die Idee von Albig, so eine Steuer zielgerichtet einzusetzen, gar nicht verkehrt, das muss man dazu sagen. Dass Autofahrer die Melkkühe der Nation sind, wie es immer so verlautbart wird, das ist schon richtig. Man sollte aber die anderen Steuern, die schon eingenommen werden, zielgerichteter einsetzen. Das ist meine Meinung."
Geplatzte Reifen und verbogene Felgen
Eine Meinung, die auch Stefan Fürth teilt. Er ist Pressesprecher des AStA, der Studierendenvertretung der TU Darmstadt. Ich treffe ihn in der Fahrradwerkstatt des AStA. Dort kümmert er sich gemeinsam mit dem Fahrradmechaniker Stefan Brinkus auch um die Fahrräder der Studierenden, die mit Schlaglöchern Bekanntschaft gemacht haben:
"Wir sind ja gerade hier in der Werkstatt. Hier kommen viele Fahrradfahrer vorbei, die auch mal in Schlaglöcher gefahren sind, wo der Reifen geplatzt ist oder die Felgen sich verbogen haben. Deswegen ist es schon sinnvoll, genug vernünftige, Radwege und Straßen zu haben. Gerade in Darmstadt ist das nötig, auch auf den Fahrradwegen. Die sind teilweise nicht befahrbar, sodass man auf die Straße ausweichen muss und selbst da sind noch große Schlaglöcher."
Viele der rund 50.000 Studierenden in der Wissenschaftsstadt Darmstadt pendeln täglich auch mit dem Auto in die Stadt hinein. Schlaglöcher gehören auch im Umland zum Studierenden-Alltag, weiß AStA-Sprecher Stefan Fürth:
"Durch die Wohnsituation bleiben viele bei ihren Eltern zuhause wohnen oder pendeln über längere Strecken, wohnen in Vororten. Und dann ist häufig im Odenwald der Nahverkehr relativ schlecht."
Aber eben auch die Straßen. Schlaglöcher gibt es im ländlichen Raum reichlich, musste auch Anke Hannapel erfahren, die in Darmstadt Umweltwissenschaften studiert:
"Ja, sogar ziemlich oft.. Ich komme ursprünglich aus dem Raum Fulda und da gibt es ziemlich viele."
Jammern auf hohem Niveau?
"Das Problem ist, dass hier in Deutschland Mobilität so extrem wichtig ist. Und Autos eben auch genutzt werden müssen um auf die Arbeit zu kommen", sagt PR-Berater Martin Hansmann. Das sei doch auch in anderen Ländern so, entgegnen Minah Ceyedi und Noshua Demirkan. Sie studieren Elektrotechnik und Mechatronik an der TU Darmstadt und finden, dass hier in Deutschland auf hohem Niveau gejammert wird, wenn es um Schlaglöcher geht:
"Dadurch, dass ich schon viele andere Länder gesehen habe, wo die Situation viel schlechter ist, finde ich eigentlich was das angeht, die Situation in Deutschland schon recht gut."
"Es wird ja auch ständig gebaut und ständig verbessert hier in Deutschland, also."
"Es gibt auch noch schlimmere Städte als Darmstadt", was die Schlaglöcher betrifft, findet Maximilian Sagel. Seine Heimatstadt Frankfurt am Main etwa:
"Einige Ecken schon. Also die Heerstraße in Praunheim beispielsweise. Die wird jetzt umgebaut, 2016 soll sie fertig sein, das ist eigentlich keine Straße mehr."
Frankfurt am Main - eine Stadt mit Straßen, die eigentlich nur noch aus Schlaglöchern bestehen. Solange das so ist, wird die Diskussion über Sonderabgaben für Autofahrer oder die Maut weitergehen, das ist sicher. Gleichzeitig fahren nun im Frühling die Bagger und stopfen Löcher - wie heute in der Darmstädter Innenstadt.