Es wurden natürlich genau die Länder angegriffen, die sich im Krieg mit dem IS befänden, sagte Rosiny. Man hätte es schon in der Vergangenheit beobachten können, dass der IS immer dann, wenn er militärisch ins Rücktreffen geraten sei, auf Ersatzschauplätze ausweiche. So habe er dann auch angefangen, antike Kulturstätten zu zerstören.
Ein weiterer Grund sei der universale Anspruch des IS. Er wolle die komplette Welt islamisieren. Diese Vorstellung habe sich in den letzten Monaten aber als völlig illusiorisch erwiesen. Selbst die Anhänger des IS seien enttäuscht. Deshalb brauche die Terrormiliz auch für ihre innere Dynamik unbedingt Erfolgserlebnisse.
Ein weiterer Faktor sei, dass dem IS die Muslime davon laufen würden, so Rosiny. Die große Fluchtbewegung sei ein PR-Desaster für den Islamischen Staat. Und dass die Flüchtlinge dann auch noch zu den "Ungläubigen" nach Europa fliehen, widerspreche völlig dem Weltbild des IS. Und deshalb müsse man sich auch überlegen, ob die Anschläge nicht auch verübt würden, um einen Keil zu treiben zwischen der Aufnahmegesellschaft und diesen Flüchtlingen. Der IS habe möglicherweise auch über gefälschte Pässe versucht, den Eindruck zu erwecken, dass Flüchtlinge die Anschläge verübt hätten.
Rosiny: Alleine militärisch nicht zu besiegen
Militärisch alleine sei der IS nicht zu besiegen. Je mehr er in die Enge getrieben würde, desto brutaler würde er agieren. Wichtig sei, dass man nun endlich die ökonomischen Ressourcen angreife. Man müsse gleichzeitig versuchen, den Zustrom von Kämpfern zu unterbinden. Diese gingen aber ohnehin drastisch zurück. Paris müsse in diesem Sinne auch als eine Art PR-Maßnahme des IS verstanden werden, um neue Anhänger zu gewinnen. Der IS habe damit seine Stärke unter Beweis stellen wollen.
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