Die jungen Schauspieler führen eine Passage aus "Much Ado about Nothing" auf, "Viel Lärm um Nichts". Die Sonne strahlt auf den Vorplatz vor dem Geburtshaus William Shakespeares, einem Bau aus dem frühen 16. Jahrhundert. Braune Holzbalken, dazwischen ockerfarbener Lehm. Das Geburtshaus von innen, die Museumsführerin Anne Smith ist wie eine Magd aus elisabethanischen Tagen gekleidet.
"Das hier ist die gute Stube, das beste Zimmer. Die Tapeten an den Wänden konnten sich damals nur wenige leisten."
Dann deutet sie auf ein Bett, das mitten im Wohnzimmer steht, an allen Seiten Vorhänge, die offen sind. Ein Bett im Wohnzimmer? Es war das Bett für die Gäste, das best bed – eher ein Schaubett, mit dem die Eltern, John Shakespeare und Mary Arden, ihren Wohlstand zeigen wollten.
Nebenan ist die Werkstatt von John Shakespeare, der Handschuhe herstellte. Überall an den Wänden hängen Handschuhe. Über eine steile Treppe geht es jetzt nach oben ins Schlafzimmer. Neben dem Ehebett, dem besagten zweitbesten Bett, steht eine Wiege auf dem Boden.
"Das ist nicht exakt die Wiege, in der William lag, aber sie stammt genau aus der Zeit."
Damit steht die Wiege nicht alleine. Alle Ausstellungsstücke sind zwar aus der Zeit Shakespeares, aber nicht original aus seinem Elternhaus. Es gibt auch leise Zweifel, ob Shakespeare wirklich in diesem Haus geboren wurde.
Das gilt auch für sein Grab. Es liegt in der Holy Trinity Church direkt am Flüsschen Avon, ganz nach hinten geht es durch bis zum Altar. Links oben an der Wand schaut aus etwa vier Metern Höhe die Büste Shakespeares auf die Besucher herunter, ein wenig scheint er belustigt zu sein ob der neugierigen Menschen hier 400 Jahre nach seinem Tod. Vor Ostern erst wurde mit Bodenradar nachgeschaut, ob unter der Grabplatte wirklich der Leichnam William Shakespeares liegt. Der Scan war unscharf – angeblich fehlt der Kopf, aber auch das ist wie vieles: etwas unsicher.
"Er wurde hier begraben, ist sich Haupt-Küstner Paul Harris sicher. Drei Fuß tief unter der Erde, also einen Meter nur. Es wurde spekuliert, dass da kein Skelett drunter liegt. Der Radar hat die Umrisse gezeigt. Aber wir respektieren Shakespeares Wunsch, sein Grab nie zu öffnen."
An einer Schautafel hängt die Kopie des Sterberegisterauszugs der Kirche, William Shakespeare starb um den 23. April 1616 im Alter von nur 52 Jahren. Todesursache: Typhus, vielleicht.
Nicht alles wird rechtzeitig fertig
Stratford-upon-Avon putzt sich für den großen Tag heraus. Zwei Millionen Touristen kommen jährlich, ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor. Dafür gibt es dann auch ein wenig Klamauk. Gaukler singen und animieren die Besucher mitzumachen. Im Gift Shop, dem Souvenirshop des Geburtshauses, gibt es kleine gelbe Bade-Entchen im Shakespeare-Wams für fünf Pfund das Stück, to quak or not to quak, steht an der Seite. Der Romeo-und-Julia-Badeschaum kostet 15 Pfund, eine rote Tudor-Rose knapp zehn Pfund – und für die, die es gruseliger mögen, gibt es einen Hamlet-Totenschädel aus Plastik für sieben Pfund das Stück.
Nicht alles wird rechtzeitig fertig zum 400. Todestag. Der Komplex "New Place", wo Shakespeare später selbst ein Haus kaufte, wird erst im Juli eröffnet. Die Schule wird auch noch renoviert, ein strahlend weißes, langgezogenes Fachwerkgebäude, das auch heute noch als Schule genutzt wird. Unten hämmern und sägen die Handwerker, oben zeigt Jane MacKay die Schulmöbel – aus dem 17. Jahrhundert, also etwas nach Shakespeare.
"Auf so einer Bank ohne Rückenlehne hat er gesessen und gearbeitet. Die Schulkinder haben morgens um 6 Uhr angefangen und waren hier bis 6 Uhr abends. Das würden viele Eltern heute nicht so gut finden."
Im Erdgeschoss sind alte Heiligenbilder im Fachwerk freigelegt worden. Nach der Reformation mussten die Katholiken sie übertünchen, das hat sie vor völliger Verwitterung bewahrt. Hinten an der Wand soll ein Multi-Mediazentrum entstehen. Englische Schüler quälen sich heutzutage mit der altertümlichen Sprache des Barden herum, da sollen Handy-Apps und Bildschirme den Poeten näher bringen.
Rummel um Shakespeares Geburtshaus
Auch die Schauspieler vor dem Geburtshaus sind dem Rummel geschuldet, die Touristen vermissten ein wenig Theaterflair. Die Akteure sind alle junge, angehende Schauspieler. Selbst Leute, die kein Englisch verstehen, können Shakespeare erfassen, meint einer von ihnen, und erklärt, warum Shakespeare auch heute noch so große Wirkung erzielt.
"Er schrieb über die gleichen Dinge, die uns auch heute beschäftigen. Liebe und Eifersucht zum Beispiel. Das hat auch für uns heute eine Bedeutung, wir empfinden ja weiter diese Emotionen."