Seit Wochen läuft in den US-Fernsehsendern Werbung für die neue Plattform. Quibi hat halb Hollywood verpflichtet. Mit dabei unter anderem Jennifer Lopez, Reese Witherspoon, Kiefer Sutherland oder Christoph Waltz. Der Österreicher spielt in "Most dangerous Game" einen Bösewicht.
Quibi kommt vermutlich zur falschen Zeit mit einer mutigen Idee. Die Bezahlplattform ist fürs Smartphone gemacht. Horizontal wie vertikal schauen - beides funktioniert, sagt Frederic Lardinois vom Silicon-Valley-Branchendienst "TechCrunch": "Es ist nicht wie Netflix, es ist eher wie Youtube - aber professionell gemacht: kurze fünf- bis zehnminütige Videos, vielleicht auch kürzer, als Serien mit Leuten, die man aus der Filmwelt auch kennt."
Hollywood-Welt trifft Tech-Industrie
Zwei Milliarden Dollar Risikokapital hat Hollywood-Produzent Jeffrey Katzenberg die vergangenen anderthalb Jahre eingesammelt. Investoren sind unter anderem NBC Universal, Time Warner, Sony, Disney und Viacom.
Geleitet wird das Unternehmen aber nicht von jemand aus der Unterhaltungsindustrie, sondern von einer Managerin aus dem Silicon Valley: Meg Whitman, Ex-Ebay- und Ex-Hewlett-Packard-Chefin.
Frederic Lardinois: "Bei Meg Whitman hat es mich gewundert, dass sie dabei ist, aber das Geld hat sie, sie kann es sich leisten. Und sie ist natürlich auch operativ schlau, denn sie weiß natürlich, wie so eine Tech-Plattform funktioniert, während Leute wie Jeffrey Katzenberg aus der Hollywood-Welt da eher Probleme haben, das vielleicht nicht so ganz verstehen."
Serien für unterwegs - in einer Zeit, in der kaum jemand unterwegs ist
Das besondere von Quibi: Es bringt Serien, die alle nicht länger als zehn Minuten sind. Mit gut 50 Produktionen wird heute in den USA gestartet. Geplant sind in diesem Jahr 175 Sendungen. Und zwar aufgeteilt in 8.500 Episoden. Ideal eigentlich, um im Bus oder Zug mal nebenbei eine Folge zu schauen. Wäre da nicht die Corona-Pandemie.
Das junge Unternehmen braucht langen Atem, um jetzt zu überleben. In den USA könnte es bald 20 Millionen Arbeitslose geben. Wer denkt da schon an ein weiteres Abo für eine weitere Plattform neben Netflix, Disney Plus oder Apple TV?
"Wir haben es bei Apple gesehen. Apple versucht es ja auch, mit 'Original Content' mehr oder weniger was Interessantes zu machen. Die hatten aber eigentlich keine Sendung, bei der jeder sagt, das muss ich jetzt gesehen haben. Der Erfolg war relativ mäßig, zumindest hier in Amerika. Ich glaube dasselbe könnte bei Quibi auch passieren", so Frederic Lardinois von "TechCrunch".
Quibi kostet fünf Dollar im Monat, dann mit Werbung. Ganz werbefrei gibt es die Hollywood-Silicon-Valley-Co-Produktion für acht Dollar im Monat. Wann der Dienst in Deutschland startet, wurde noch nicht bekannt gegeben.