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Streik am Black Friday
Wie Verdi Amazon das Weihnachtsgeschäft vermiesen könnte

Seit Jahren kämpft Verdi für einen Tarifvertrag und eine bessere Bezahlung von Amazon-Beschäftigten. Am "Black Friday" hat die Gewerkschaft zu Streiks aufgerufen. Die Kunden, sagt Amazon, müssten sich jedoch keine Sorgen machen: die Pakete kämen pünktlich an.

Von Mischa Ehrhardt |
    Streik bei Amazon: Ein Teilnehmer einer Kundgebung hat am 24.11.2017 in Leipzig (Sachsen) vor dem dortigen Standort des Online-Versandhandels Amazon die Faust geballt. Die Gewerkschaft Verdi hat am Freitag die Mitarbeiter mehrerer Amazon-Standorte in Deutschland zum Streik aufgerufen. Der Ausstand fällt auf den Rabatt-Tag "Black-Friday", an dem Einzelhändler bundesweit mit günstigen Angeboten locken.
    "Black Strike Day" bei Amazon (picture alliance / dpa / Sebastian Willnow)
    Am Black Strike-Day, wie die Gewerkschaft Verdi ihren Ausstand heute nennt, beteiligen sich einige hundert Mitarbeiter im nordrhein-westfälischen Rheinberg und in Amazons Logistik-Schaltzentrale in Bad Hersfeld. "Der Streik läuft den ganzen Tag über und es sind auch manche in der Spätschicht, die sich dort einreihen. Also ich rechne mit 500 den Tag über", sagt die für Amazon zuständige Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke.
    Ziel der seit Jahren immer wieder streikenden Beschäftigten ist es, einen Tarifvertrag zwischen dem Online-Riesen in Deutschland und seinen Angestellten zu bekommen. Dagegen sperrt sich Amazon allerdings ebenso hartnäckig. Das Unternehmen zahle mindestens 10, 78 Euro pro Stunde und führt ins Feld, dass viele Mitarbeiter seit Jahren für Amazon arbeiteten – was für Amazon als guten Arbeitgeber spreche.
    Amazon: Streik hat keine Auswirkungen auf Kundenbestellungen
    Kunden auf Black Friday-Schnäppchenjagd jedenfalls müssen bei dem Online-Riesen nicht mit Verzögerungen von Lieferungen rechnen, meint Amazon Sprecher Michael Schneider: "Der Streik hat keine Auswirkungen auf Kundenbestellungen. Die überwiegende Mehrzahl unserer Mitarbeiter arbeitet heute ganz normal".
    In der Tat sind einige hundert Streikende vergleichsweise wenige angesichts von rund 16.000 Amazon-Beschäftigten hierzulande. Zudem hat sich Amazon inzwischen auf die wieder kehrenden Streiks eingestellt und Lösungen gefunden, Engpässe an einem Standort durch Lieferungen von anderen Standorten auszugleichen.
    Bundesarbeitsgericht stärkt Rechte der Amazon-Streikenden

    Rückenwind haben die Streikenden in dieser Woche vom Bundesarbeitsgericht in Erfurt bekommen. Amazon wollte verhindern, dass Verdi einen Parkplatz am Amazon-Standort Pforzheim für Streiks nutzt. Das Gericht folgte dem Argument der Gewerkschaft, dass es in diesem Fall keine Alternative gebe, um mit Kollegen ins Gespräch zu kommen. "Das ist auf jeden Fall ein Vorteil, da ein wenig Rückenwind zu haben und zu wissen, dass ein Gericht die Anliegen der Streikenden höher bewertet als das Privatrecht auf Parkplatz", Sagt Mechthild Middeke.
    Mit den Streiks wollen die Amazon Beschäftigten auch darauf aufmerksam machen, dass für sie nun der Jahresendspurt mit unzähligen Weihnachtsbestellungen losgeht, und damit für die Lagerarbeiterinnen und -arbeiter die stressigste und anstrengendste Zeit im Jahr. Der heutige Black Friday ist dafür der Auftakt. Der Handelsverband HDE rechnet damit, dass die Verbraucher heute in Web-Shops und Geschäften 2,4 Milliarden Euro ausgeben – rund 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das Schnäppchen-Portalmydealz teilt mit, dass sich seit gestern Abend fast drei Millionen Nutzer über Schnäppchen zum Black Friday erkundigt haben – eine Million mehr als vor einem Jahr. Viele Verbraucher in der Frankfurter Innenstadt jedenfalls waren heute Morgen schon kurz vor Öffnung der Geschäfte als Schnäppchenjäger unterwegs. "Ich bin jetzt zufällig vorbei gelaufen und dann dachte ich mir, 20 Prozent - klingt ganz gut. Da stelle ich mich mal auch an die Tür, so bescheuert das auch klingen mag."