Mitarbeiter von Amazon legten am frühen Montagmorgen an fünf Standorten des Versandhändlers die Arbeit nieder. Die Gewerkschaft Verdi will mit dem dreitägigen Streik kurz vor Weihnachten den Druck auf Amazon erhöhen. Den Auftakt machte der größte Standort im osthessischen Bad Hersfeld um kurz nach Mitternacht. Mitarbeiter in Leipzig (Sachsen), Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (beide NRW) folgten mit Beginn der Frühschicht am Morgen.
"Wir machen so lange weiter, bis wir denken, dass ein gerechtes Niveau für die Mitarbeiter von Amazon erreicht ist", sagte Gewerkschaftssekretär Heiner Reimann in Bad Hersfeld. In Leipzig erklärte Verdi-Sprecher Thomas Schneider: "Amazon bewegt sich nicht und muss deshalb bewegt werden."
Gemeinsam stark für einen #Tarifvertrag bei #Amazon. In #Leipzig stehen die Kolleg_innen wieder vor dem Tor. #verdi pic.twitter.com/p3s7iqj8zg— ver.diJugend Leipzig (@verdiJugendLE) 15. Dezember 2014
Amazon will keine Tarifgespräche führen
Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, den Versandhändler zu Tarifgesprächen zu Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Für die einzelnen Beschäftigten würde das laut Gewerkschaft bis zu 9.000 Euro brutto im Jahr ausmachen. Amazon kann diese Zahl nach eigenen Angaben nicht nachvollziehen, lehnt die Forderung strikt ab und sieht sich selbst als Logistiker. Deswegen kommt es seit Mai 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen beschäftigt in bundesweit neun Warenlagern knapp 10.000 festangestellte Mitarbeiter. Hinzu kommen noch einige Tausend Aushilfen, die für das Weihnachtsgeschäft angestellt wurden.
Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger betonte, die Streiks richteten sich nicht gegen die Kunden, sondern gegen Amazon als Arbeitgeber. "Lieferverzögerungen können wegen der Streiks nicht ausgeschlossen werden." Bestellungen sollten nicht allzu kurzfristig aufgegeben werden.
Unternehmen verspricht pünktliche Lieferungen
Unternehmenssprecherin Anette Nachbar versicherte den Kunden am Morgen dagegen, sie könnten sich trotz des Ausstands auf ein pünktliche Auslieferung bestellter Artikel verlassen: "Die Päckchen kommen pünktlich an." Bundesweit hätten sich etwa 1.100 Beschäftigte der Frühschicht an fünf Standorten an den Streiks beteiligt. Am heutigen Montag sei der Spitzenbestelltag des Unternehmens. Verdi bezweifelt hingegen, dass alles reibungslos verlaufe. Es gebe durchaus Berichte über Lieferengpässe. Die Gewerkschaft erwartete, dass sich wie zuvor mindestens 2.000 Beschäftigte an dem Ausstand beteiligten.
Dass Amazon trotz der Beeinträchtigungen pünktlich liefert, begründet das Unternehmen mit seinem europaweiten Netzwerk mit 28 Logistikzentren in sieben Ländern. Robert Gottfried Marhan, der Standortleiter des größten Versandzentrums in Bad Hersfeld, erklärte jüngst: "Streiks sind ein Szenario, auf das wir vorbereitet sind."
(nch/vic/stfr)