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Streik der Flugbegleiter "frühestens ab morgen"

Ab Donnerstag müssen Fluggäste der Lufthansa mit Streiks der Flugbegleiter rechnen, sagt der Chef der Gewerkschaft UFO, Nicoley Baublies. Allerdings werde man mindestens sechs Stunden vorher über Nachrichtenagenturen und über die eigene Homepage darüber informieren, "auf welchem Flughafen zu welcher Uhrzeit gestreikt werden wird".

Bettina Klein sprach mit Nicoley Baublies |
    Bettina Klein: Sie konnten es bereits bei uns in den Nachrichten hören: ab morgen, ab Donnerstag wird es ernst, erste Streiks bei der Lufthansa sind angekündigt. Und wir sprechen darüber jetzt mit einem Vertreter der Gewerkschaft der Flugbegleiter UFO, nämlich mit dem Vorsitzenden Nicoley Baublies. Ich grüße Sie, guten Morgen!

    Nicoley Baublies: Schönen guten Morgen, Frau Klein! Ich grüße Sie.

    Klein: Sagen Sie uns, was Sie uns sagen dürfen: Wo und ab wann wird ab morgen gestreikt?

    Baublies: Ja ich bin etwas überrascht. Ich habe tatsächlich auch gerade erst in den Nachrichten hören können, dass wir angeblich ab morgen streiken. Die Faktenlage ist die, dass wir heute nicht streiken und angekündigt haben, frühestens ab morgen zu streiken. Eine konkrete Ankündigung wird es allerdings dann frühestens heute Abend geben.

    Klein: Das ist ja schon erstaunlich, dass Sie als Vorsitzender der Gewerkschaft über die Pläne Ihrer Gewerkschaft aus den Nachrichten erfahren. Wie müssen wir uns denn das erklären?

    Baublies: Das können Sie sich dahin gehend erklären, dass die Vermutung oder die Nachricht, dass es tatsächlich ab morgen losgeht, eventuell eine Nebelkerze in dem Sinne ist, dass man in die Welt gesetzt hat und guckt, ob man ein Dementi bekommt.

    Klein: Wer hat das in die Welt gesetzt?

    Baublies: Ich habe es über die Nachrichtenagenturen heute Morgen und dann in NTV sehen können. Wer es in die Welt gesetzt hat, kann ich Ihnen tatsächlich nicht sagen. Wir haben nur angekündigt, dass es nicht vor morgen losgehen wird.

    Klein: Aber Sie können auch nicht ausschließen, dass es aus Ihrer eigenen Gewerkschaft kommt, dass man, wie Sie jetzt sagen, einen solchen Testballon mal loslässt?

    Baublies: Das kann ich nicht ausschließen, ich halte es für unwahrscheinlich. Vielleicht ist das tatsächlich auch von Arbeitgeberseite gekommen. Das ist allerdings irrelevant. Wir werden wie gesagt unsere Gäste mit mindestens sechs bis sieben Stunden Vorlauf informieren über die Nachrichtenagenturen und über unsere Homepage, damit sie wissen, ob sie zum Flughafen fahren sollen oder lieber nicht.

    Klein: Aber wir halten fest, da habe ich Sie richtig verstanden: in der Sache stimmt das, morgen geht es los mit den Streiks?

    Baublies: Ab morgen kann es losgehen. Das ist ja unsere angekündigte Taktik, die ein Stück weit die Wirksamkeit unserer Streiks forcieren soll, dass wir eben mit nicht allzu langem Vorlauf, also nicht mit mehr als sechs bis sieben Stunden ankündigen, auf welchem Flughafen zu welcher Uhrzeit gestreikt werden wird.

    Klein: Also halten wir fest: Gesetzt den Fall, zum Beispiel morgen früh würde ab sechs Uhr gestreikt, dann würden die Flugreisenden gegen Mitternacht über die Nachrichten, aus den Agenturen erfahren, dass es so kommt?

    Baublies: Ja. Wenn es tatsächlich früh morgens um sechs ist, dann werden wir das mit Augenmaß machen und eventuell schon am späten Abend machen, sodass tatsächlich auch noch vorm ins Bett gehen unsere Gäste Bescheid wissen.

    Klein: Können Sie denn ein wenig eingrenzen, wie viele Flughäfen es betreffen wird?

    Baublies: Ja, wir können es faktisch eingrenzen. Wir werden in den nächsten Wochen, in den nächsten ein bis zwei Wochen noch nicht flächendeckend agieren. Das heißt, es wird sich immer um ein bis zwei Stationierungsorte von Flugpersonal der Lufthansa handeln.

    Klein: Und dann für eine wie lange Zeit?

    Baublies: Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. Wir haben ja unterschiedliche Flugpläne, da richten wir uns ein bisschen nach dem Pragmatismus. Das kann drei Stunden bedeuten, das kann aber auch mal sechs, sieben oder acht Stunden bedeuten.

    Klein: Und wie groß ist ein solcher Schaden, wenn die Flugbegleiter der Lufthansa auch nur für drei, vier Stunden streiken, für die Fluggesellschaft und auch für die Reisenden?

    Baublies: Das kommt natürlich wie gesagt darauf an, auf welche Stationierungsorte das ausgeweitet wird. Es kann allerdings bis zu Tagen dauern, bis dann der Flugbetrieb wieder ganz normal ist, weil wenn Flugzeuge in diesem eng getakteten Flugplan an irgendeiner Station stundenlang nicht abheben, dann hat das natürlich Auswirkungen auch auf die Zeit des Streikes und darüber hinaus.

    Klein: Und Sie rechnen nicht mehr damit, dass es der Fluggesellschaft möglich sein wird, Ihre Pläne zu durchkreuzen?

    Baublies: Nein! Davon gehen wir auf keinen Fall aus. Wir haben einen derartig starken Rückhalt, den Kollegen ist klar, dass diese Tarifrunde insgesamt nicht eine ganz normale Runde ist, sondern dass es in den Gesprächen, die jetzt gescheitert sind vorgestern, um nicht weniger als um ihre Zukunft ging.

    Klein: Sie sind eine ganz schön starke Truppe, wenn ich das mal sagen darf. 19.400 Flugbegleiter sind vertreten und werden möglicherweise dann auch streiken können. Das sind ja einige Flugzeuge, die am Boden bleiben werden. Können Sie uns sagen, werden Sie vielleicht ein-, zweimal streiken und dann eventuell schon auf Angebote der Arbeitgeberseite denn doch zugehen, eingehen? Wie hoch ist da Ihre Schwelle gelegt?

    Baublies: Na das kommt darauf an. Derzeit haben wir überhaupt keine Angebote seitens Lufthansa, der Gesprächsfaden ist da tatsächlich auch abgerissen worden. Das hängt sehr davon ab, was angeboten wird. Mein Telefon ist an. Sollte die Lufthansa vor, während, nach Streiks auf die Idee kommen, mit uns sprechen zu wollen über ein verbessertes Angebot, dann sind wir selbstverständlich immer gesprächsbereit.

    Klein: Sagen Sie uns kurz ein Beispiel, was sozusagen wäre ein Angebot, ein Vorschlag, woraufhin Sie dann zunächst mal die Streiks canceln würden?

    Baublies: Da möchte ich tatsächlich der Lufthansa ihre Gedankenwelt sozusagen nicht einschränken. Wir haben jetzt eine Situation, dass wir aus unter anderem rechtlichen Gründen ganz klar eine Vergütungsrunde jetzt fahren, die auch bestreikt wird. Was für Ideen Lufthansa hat, um das Thema wieder zu befrieden, da möchte ich den Herrschaften bei uns im obersten Stockwerk nicht vorgreifen.

    Klein: Und ab morgen könnte gestreikt werden beim Flugpersonal der Lufthansa, wie wir gerade gehört haben. Das war der Vorsitzende der Gewerkschaft UFO, Nicoley Baublies. Danke Ihnen für diese Informationen heute Morgen.

    Baublies: Ja! Danke, Frau Klein, auf Wiederhören!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

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