Sie haben die Schnauze voll. Die Piloten prangern Scheinselbstständigkeit bei Ryanair an, sie klagen aber vor allem über die herrschende Willkür des Konzerns seinen Mitarbeitern gegenüber. Deswegen eine klare Ansage des Präsidenten der Vereinigung Cockpit, Ilja Schulz.
"Das heißt, dass ab sofort, mit dieser Minute in Deutschland auf Basis unserer Tarifforderungen mit Streiks bei Ryanair zu rechnen ist."
Der Wind gegenüber der Konzernführung, die sich bislang geweigert hat, mit Gewerkschaften über Tarife zu verhandeln, wird also stärker. Zumal die Piloten sich mit anderen Gewerkschaften in anderen Ländern abgesprochen haben. Streiks haben auch die Ryanair-Piloten in Portugal und Italien angekündigt. An der Basis des Konzerns im irischen Dublin haben sich die Flugkapitäne per Urabstimmung für den Streik entschieden.
"Die Abstimmung funktioniert hervorragend zwischen den Gewerkschaften in Europa, das heißt wir werden bei unseren Forderungen gegenüber Ryanair sehr koordiniert vorgehen."
Sagt Schulz. Allerdings zeigt bereits die erste Reaktion des Konzernmanagements in Dublin, dass Ryanair sich für Gespräche wenig offen zeigt. Auf Anfrage des Deutschlandfunks hat die Presseabteilung ein Statement des Pressesprechers von Ryanair geschickt. Darin heißt es, man habe noch keine Mitteilung über die Aufnahme von Streiks der Piloten in Deutschland erhalten. Man nehme an, dass es sich, Zitat: "eher um eine PR-Aktion der Lufthansa Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit handelt", Zitat Ende. Man verhandele ausschließlich direkt mit den Piloten und erkenne im Übrigen die Vereinigung Cockpit nicht an.
Tarife wie beim Konkurrenten Tuifly
Die Piloten sehen das freilich anders – sie haben kürzlich erst mit Unterstützung der Vereinigung Cockpit eine Tarifkommission gegründet. Nach Aussage der Piloten geht es ihnen nicht in erster Linie um höhere Löhne. Dennoch: Sie peilen Tarife wie beim Konkurrenten Tuifly an. Dort verdienen Piloten und Copiloten rund 30 Prozent mehr – und sind dazu noch in der Regel sozial abgesichert. Bei Ryanair dagegen klagen die Piloten schon seit langem über Scheinselbstständigkeit und unfaire Behandlung. Das sagt auch die Pilotin Tina Hausmann, die mit in der Tarifkommission sitzt.
"Die Leute werden gegeneinander ausgespielt, die Festangestellten werden versetzt nach Willkür, es gibt Gehaltserhöhungen, die einseitig wieder weggenommen werden können, Urlaubszeiten, die nicht eingehalten werden. Insgesamt kann man zusammenfassen: Es ist die Willkür des Arbeitgebers, die wir durch Tarifverträge regeln wollen."
In Deutschland gibt es zehn Standorte, die von möglichen Flugausfällen betroffen sein können; 400 Piloten sind für Ryanair in Deutschland im Dienst – und der Schwund ist groß. Nach Angeben der Vereinigung Cockpit werden allein dieses Jahr rund 25 Prozent der Piloten das Unternehmen verlassen – als Reaktion auf die widrigen Arbeitsbedingungen. Die Streiks werden kurz vorher angekündigt – die Piloten wollen verhindern, dass Reisende an Flughäfen stranden und nicht wegkommen. Über Weihnachten, so die Ansage, wird auch nicht gestreikt. Vom 23. Bis 26. September um Mitternacht können sich Passagiere also darauf verlassen, dass ihre gebuchten Flüge nicht wegen Streiks ausfallen.